Laut »Manager-Magazin« will sich der traditionelle Sportartikel-Hersteller Adidas AG bis März 2021 von seiner Tochter Reebok – einst drittgrößter Sportartikler der Welt – trennen. Warum wir darüber berichten? Weil nicht nur Adidas selbst, sondern auch die bisher ins Spiel gebrachten möglichen Interessenten hier und da mit Fahrradprodukten zu tun haben.
Unter der Ägide des einstigen Adidas-Chefs Herbert Hainer hatten die Herzogenauracher US-Mitbewerber Reebok im Jahr 2006 für 3,1 Milliarden Euro übernommen. Mit Reebok im Rücken wollte Adidas vor allem Nike in den USA Druck machen – und damit endlich auch an dem großen Rivalen vorbeiziehen. Allerdings funktionierte Reebok als Zweitmarke von Adidas nie wie erhofft. Heute gilt die Reebok-Übernahme sogar als größter Unternehmensflop.
Sorgenkind Reebok
Als Hainer-Nachfolger Kasper Rorsted im Herbst 2016 ans Ruder kam, war das langjährige Sorgenkind Reebok in keiner guten Verfassung. Allerdings schien er der US-Marke noch eine Chance geben zu wollen. Diese Zeit scheint nun abgelaufen zu sein. Laut »Manager-Magazin« will Rorsted die Marke Reebok bis März 2021 – zu diesem Zeitpunkt will er seine eigene Fünfjahres-Strategie vorstellen – verkauft haben.
Investoren scheinen die bis zum Zeitpunkt dieses Schreibens von Adidas nicht bestätigte Verkaufsabsicht positiv zu bewerten: gleich nach Bekanntgabe einer möglichen Trennung legte die Adidas-Aktie um circa 3 Prozent zu.
Adidas Cycling
Adidas selbst war einst zusammen mit Klaus-Peter Thaler als Aufbauarbeiter der ersten Stunde das Thema Fahrrad angegangen. 1986 gründete der Ex-Radrennfahrer sein Unternehmen Thaler Sports. Das legte mit dem Verkauf von Adidas-Bikewear und -Fahrradschuhen los. Das gesamte Adidas Cycling-Segment wurde dann aber irgendwann der von Adidas 1997 übernommen Salomon Group und deren Tochter Mavic zugeschustert.
Heute ist Adidas nur noch mit seiner 2011 übernommenen Marke FiveTen im Fahrradsektor aktiv. Die lief erst eigenständig, wird heute aber unter dem Kollektionsnamen Adidas FiveTen geführt und bietet weiterhin unter anderem auch Mountainbike-Schuhe an.
Möglicher Interessent Anta Sports
Einer der Reebok-Interessenten soll der chinesische Sportartikel-Riese Anta Sports sein. Der hatte vor zwei Jahren mit Hilfe eines von ihm gelenkten Investorenkonsortium namens Mascot Bidco die finnische Amer Sports Group übernommen. Die Finnen hatten wiederum im Jahr 2005 die französische Salomon Group inklusive Mavic von Adidas gekauft. Mavic wurde indes vor dem Amer Sports-Verkauf an Anta Sports an einen ominösen US-amerikanischen Investor verkauft, der den traditionellen französischen Fahrradkomponenten-Anbieter und Tour de France-Sponsor in diesem Jahr an die heimische Bourellier Group abtrat.
Somit ist Anta Sports heute über ihre Tochter Amer Sports nur noch mit der US-Karbon-Laufradmarke Enve im Fahrradmarkt vertreten (wobei die Sportinstrumenten-Tochter Suunto auch noch einige für Biker interessante Produkte anbietet).
Möglicher Interessent VF Corp.
Als weiterer Kandidat für eine Reebok-Übernahme gilt der US-Mischkonzern VF Corp. Die Mutter von Outdoor-Marken wie Eagle Creek, Jansport, The North Face (TNF – die es auch schon einmal mit Bikewear versuchte, dieses Segment dann aber schnell wieder aufgab), Timberland etc. hat mit weiteren Marken wie zum Beispiel Merino-Funktionsbekleidungs-Pionier Icebreaker, Sockenanbieter Smartwool und dem aus dem Skate- und BMX-Sektor kommenden Sportschuster Vans auch einige Anbieter mit Fahrrad-Produkten an Bord.
Wer letztendlich das Rennen um Reebok machen wird und ob nicht eventuell noch weitere Interessenten aufspringt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die Börse wird´s freuen…
Text: Jo Beckendorff, Foto: Reebok