Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW), ein Netzwerk von fast 80 Städten, Landkreisen und Gemeinden, setzt sich dafür ein, dass auch die knapp 370.000 Angestellten, die in Baden-Württemberg für Land und Kommunen arbeiten, Diensträder leasen können. Seinen Landesbeamten ermöglicht Baden-Württemberg von Oktober 2020 an das Radleasing. Für die kommunalen Angestellten ist das jedoch nicht möglich, weil die kommunalen Arbeitgeber bislang keine tarifliche Einigung mit den Gewerkschaften erzielen konnten.
Ein Ärgernis, befindet die Arbeitsgemeinschaft: »Wir als AGFK-BW setzen uns mit allen Kräften dafür ein, dass mehr Menschen in unseren Kommunen ihre Wege mit dem Rad zurücklegen«, sagt Beatrice Soltys, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AGFK-BW und Bürgermeisterin von Fellbach. »Gerade jetzt in der Pandemie möchten viele Pendler beim Arbeitsweg aufs Rad umsteigen. Das möchten wir als kommunale Arbeitgeber mit allen Mitteln unterstützen«, betont Soltys. »Ein hochwertiges Dienstrad anbieten zu können, wäre ein wichtiges Instrument der Radverkehrsförderung.«
Soltys kritisiert, dass die Gewerkschaften ihre Verhandlungsmacht immer wieder nutzen, um die kommunalen Arbeitgeber in ihrer Gestaltungsfreiheit zu beschränken.
Vor allem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verhinderte seit Jahren die Einführung des Dienstrad-Modells im öffentlichen Dienst. Verdi führt dabei an, dass durch die Leasingmodelle den Sozialkassen Beiträge entgehen, weil der Abzug der Leasingraten fürs Dienstrad vom Bruttogehalt die Berechnungsgrundlage schmälert. Die AGFK hingegen argumentiert, dass dabei der enorme gesundheitliche Vorteil des regelmäßigen Radfahrens für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht beachtet werde.
In den vergangenen Monaten war die Nachfrage nach Radleasing-Angeboten größer denn je. »Es ist enttäuschend, dass Land und Kommunen ihren angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mit attraktiven Leasing-Lösungen entgegenkommen dürfen«, sagt Beatrice Soltys: »370.000 angestellte Arbeitnehmer – das sind 370.000 Chancen für Gesundheitsförderung und Klimaschutz.«
Verena Ziese / Foto: AGFK-BW/Marcus Gloger