Während über die Kaufsumme Stillschweigen vereinbart wurde, steht der Deal noch unter dem üblichen Vorbehalt der Zustimmung durch die dänischen Wettbewerbsbehörden. Die wird »in den kommenden Monaten« erwartet. Währenddessen wird der Geschäftsbetrieb der Aldi-Märkte in Dänemark zunächst fortgeführt.
Fokus auf Märkte mit nachhaltigen Wachstumsmöglichkeiten
Laut Aldi-Nord ist die Entscheidung zur Veräußerung des Geschäfts in Dänemark das Ergebnis langfristiger Transformationsprozesse. Künftig will sich die Unternehmensgruppe, die auch immer wieder mit Fahrradprodukt-Verkaufskracher-Aktionen Konsumenten in seine Filialen zieht, eigenen Angaben zufolge alleine auf Märkte mit nachhaltigen Wachstumsmöglichkeiten konzentrieren – genauer gesagt auf die übrigen acht europäischen Ländermärkte (= Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, Portugal und Spanien) konzentrieren, die »ein stärkeres Wachstum und langfristige Entwicklungsperspektiven ermöglichen«.
Im Zuge der Vereinbarung zwischen Aldi Dänemark und Rema 1000 werden rund 1.600 der etwa 2.800 Mitarbeiter übernommen. Filialen, die nicht in die Transaktion einbezogen sind, sollen in den kommenden Wochen und Monaten ebenfalls verkauft werden.
Käufer Rema 1000 gilt als attraktiver und vor allem verlässlicher Arbeitgeber. Diese Tatsache soll bei den Überlegungen zur Veräußerung des dänischen Geschäfts auch eine zentrale Rolle gespielt haben.
Aldi-Konzept ging in Dänemark warum auch immer nicht auf
Worüber Aldi-Nord bei der Komplettaufgabe des Dänemark-Geschäfts nicht spricht: nachdem man 1977 ist den Nachbar-Markt eingestiegen ist, hat man dort in den vergangenen elf Jahren durchgehend Verluste eingefahren. 2021 sollen die laut Discount-Branchenkennern bei 507 Millionen Euro gelegen haben. Anders ausgedrückt: ohne Finanzspritzen aus Deutschland wäre Aldi-Dänemark schon lang pleite.
Warum das Aldi-Verkaufskonzept anders als in anderem Ländermärkten in Dänemark nicht zündete und welche Rolle dabei eventuell auch die heimischen Mitbewerber wie eben Rema 1000 gespielt haben, wird nicht kommuniziert.
Branchenkenner werden sich aber vielleicht noch an den Ende 1997 durchgestarteten Eintritt von US-Multi Walmart – schon damals und bis heute der weltweit größte Einzelhändler (und in seiner Heimat mengenmäßig Fahrrad-Verkäufer Nummer Eins) – in den deutschen Markt erinnern. Nach Riesen-Verlusten warf der schließlich 2006 das Handtuch. Ihm sollen die heimischen Discounter so erfolgreich Paroli geboten haben, bis der US-Amerikaner einfach keine Lust mehr hatte.
Was damals neu war: Deutschland war der allererste Ländermarkt, auf dem Walmart die hiesigen Marktbedingungen nicht verstanden hat und sein ansonsten gut funktionierendes Konzept an die dortigen Gegebenheiten nicht so anpassen konnte, dass es aufwärts ging. Folge: man zog sich lieber komplett aus diesem Ländermarkt zurück.
So ist es nun auch Aldi-Nord ergangen: Dänemark ist der allererste von dem Discounter angegangene Markt, aus dem man sich nach Verlusten freiwillig wieder zurückzieht.
Text: Jo Beckendorff