Amazon: Frontalangriff auf stationären Handel

Laut einer Meldung auf Channel-Partner (www.channelpartner.de) – eine der führenden Medien- und Informationsplattformen für Fachhändler, Systemhäuser und Dienstleister aus den Bereichen Informationstechnologie und Telekommunikation – verschärft sich die Situation des stationären Handels aufgrund diverser Aktionen von E-Commerce-Giganten wie beispielsweise Amazon. Dort werde gerade auf dem Testmarkt USA ein Amazon-App für das I-Phone ins Spiel gebracht, das es dem Endverbraucher ermöglicht, den Barcode auf der Produktverpackung direkt im Laden und mit Hilfe dieser kostenlosen App zu photographieren. Im Gegenzug bekommt der Endverbraucher dann in Sekundenschnelle nicht nur den Amazon-Vergleichspreis eingeblendet, sondern laut Channel-Partner „auch noch bis zu 5 US$ Kopfprämie gutgeschrieben, sofern er den Laden mit leeren Händen verlässt und stattdessen bei Amazon bestellt“.

Was das genau für Inhaber eines stationären Ladens bedeutet? Während der sich heute mit dem Thema Beratungsdiebstahl herum schlägt, ist das Thema schon viel weiter. Mit obiger Thematik läuft der stationäre Handel Gefahr, zum Showroom zu verkommen. Die Sache lässt sich sogar weiter fassen: Er wird auch Barcode-Provider für „Angreifer“ Amazon!

Übrigens: Die deutsche Version dieser von Amazon kostenlos zur Verfügung gestellten App bietet diese Funktion namens „Memo“ auch. Sie befinde sich derzeit allerdings noch im Versuchsstadium.

Für Amazon rechnet sich dieser „Service“ laut Channel-Partner gleich zweifach:

Erstens würde der Kunde das anvisierte Produkt im besten Fall tatsächlich im Laden stehen lassen und bestelltes günstiger und billiger via Smartphone bei Amazon kaufen: „Alle notwendigen Daten zum Wunschprodukt hat der Käufer ja bereits übermittelt, es ist nur noch der patentierte I-Click-Knopf in der Amazon-App zu drücken.

Zweitens ist der E-Commerce-Anbieter dank freiwilligem Barcode-Scanning des Kunden „immer im Bild, welche Preise für welches Produkt ‚da draußen’ augenblicklich aufgerufen werden. Bei Bedarf passt Amazon den Preis sofort an. Somit ist sicher, daß Punkt 1 wiederum möglichst oft greift“.

Wie kann sich der Fachhandel dem Frontal-Angriff aus dem Internet erwehren? Über den Link http://www.channelpartner.de/handel/ecommerce/2392315/index.html?r=1616352670011284&lid=152708 können Interessierte einen Videokommentar von Channel-Partner-Branchenbeobachter Christian Meyer aufrufen. Dort heißt es: „Es wird sicherlich nicht genügen, ein Schild über die eigene Ladentür zu hängen, auf dem draufsteht, ‚hier sind Handys verboten’ oder ‚photographieren verboten’. Befassen sollte sich der Fachhandel meiner Meinung nach eher mit Themen wie Umbau des Produktsortiments, Ausbau des Lösungsgeschäftes – also komplette Lösungen dem Kunden anzubieten und natürlich insgesamt der Ausbau des Servicegeschäftes als solches. Wenn der Fachhandel zusehends zu einem Showroom verkommt, dann gibt es eigentlich nur eines: Man sollte seine Lieferanten durchaus einmal darauf ansprechen, was sie denn eigentlich bereit sind, dafür zu zahlen, daß die Produkte hier ausgestellt werden. Die Großflächen-Vermarkter machen das im Übrigen schon sehr lange und verlangen da richtig gutes Geld dafür. Leider gibt es keine wirklich einfußreiche Interessenvertretung für den Fachhandel, um solche Forderungen auch wirklich durchzusetzen. Einkaufskooperationen wären hier sicherlich eine der ersten Ansprechpartner. Die Entwicklung, hier schweigend einfach zu dulden, ist jedenfalls wenig zielführend. So sehe ich es jedenfalls.“

– Jo Beckendorff –

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