Andries Gaastra: Sohn vermarktet Neuentwicklung

Altmeister Andries Gaastra konstruierte das Sofarad und erfüllte sich einen langehegten Wunsch.

Schluss mit dem Häckseln im Garten, mit Langlaufen und Golfspielen unter der warmen Sonne der Westküste Kanadas, sagte sich Andries Gaastra (60), der ehemalige Firmenchef von Koga Miyata und Fahrradbauer aus Passion. Und machte mit dem Bau eines Komfortrades einen Traum wahr. »Auf seinem Rad sollte man leicht mit den Füßen auf die Erde kommen können. Es sollte eine Lehne haben und damit eine rückenentlastende Sitzposition bieten. So dass man ganz entspannt fahren kann – als würde man auf dem Sofa sitzen«, erzählt sein Sohn Gerrit, der mit seiner Beratungsfirma GG-Concepts für verschiedene Firmen in der Fahrradbranche im Bereich »Strategische Produktentwicklung« tätig ist.
1993 begann das Projekt Sofa-Bike, ganz ohne Stress (»Wir hatten ja keine Deadline«). Unterstützt von kleinen kanadischen Bike-Edelschmieden baute man die ersten Prototypen.
Bei Nedcar, einer holländischen Konstruktionsfirma, die u. a. für Volvo arbeitet, legte man Rahmenform und Lenkpunkte des vollgefederten Prototyps fest. Der Fahrwerkshersteller Koni steuerte das Federbein und die Kinematik bei. Für die Entwicklung von Sitz und Rückenlehne holte Andries Gaastra die Firma Keiper (Recaro) an Bord. Das Styling und den Formenbau von Lampe, Sattel und Details übernahm GBO in Holland.
Gebaut wurde das Rad in Deutschland – bei Votec. Der Bikeproduzent ist auch Auto-Zulieferer und besitzt das Know-how, den Spaceframe-Rahmen aus Alu-Pressprofilen zu fertigen (»Dieselbe Technologie, die auch im Audi A8 oder im Ferrari 360 Modena zum Einsatz kommt.«). Votec steuerte auch die speziell konstruierte Federgabel bei.
Innovationen zuhauf: Das Sofa-Bike besitzt einen doppelten Diebstahlschutz: So lässt sich der ausgeklappte Doppelfuß-Ständer verriegeln, ein Steuerkopf-Schloss arretiert das im Winkel von 90° abstehende Vorderrad. Der Lenker lässt sich »nach innen wie außen verdrehen» und ist in Höhe und Weite verstellbar. Alle Kabel sind im Rahmen verlegt. Der geschlossene Kettenkasten schwingt mit. Geschaltet wird mit einer 7-Gang-Nabenschaltung. Später soll hier Shimanos 8-Gang-Automatik arbeiten. Das etwa 22 Kilo schwere Rad rollt auf niedrigen 24“-Rädern, die zusammen mit der tiefen Rahmenform für leichtes Einsteigen sorgen. Dass sich auf dem Sofa-Bike »Menschen zwischen 155 bis 195 cm Körpergröße wohl fühlen«, garantieren auch der Sitz und die ergonomische Rückenlehne. Beide sind auf dem Sitzrohr stufenlos verschiebbar.
Um das Rad besonders praxistauglich auszustatten, entwickelte man gleich auch MOSS, ein »Mobile Shopping System«. Das auf die Gabel aufschiebbare – nur drei Kilo leichte – Einkaufswägelchen aus Alu kann mit Waren bis zu einem Gewicht von 18 Kilo beladen werden. Da der Lastenschwerpunkt beim Fahren hinter der Vordernabe sitzt, »lässt sich das Sofa-Bike auch voll beladen absolut locker fahren«, weiß Gerrit Gaastras Frau, die Fahrraddesignerin Cate Ellis.

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