Derzeit speziell in der sogenannten Sozialen-Netzwerk-Welt diskutiert: Der am 25. Januar veröffentlichte offene Brief spanischer Fahrrad-Fachhändler, die sich im Kampf gegen einen besonders preisaggressiven Online-Verkäufer unter dem Kürzel „A.N.T.I.“ zusammengeschlossen haben. „A.N.T.I.“ steht für „Agrupación Nacional Totalmente Independiente Reacciona en Cadena“ und hat gezielt den global agierenden nordirischen virtuellen Bikehändler Chain Reaction Cycles (kurz CRC) im Visier. Dafür ging sogar mit www.antichainreaction.com eine eigene „Protestseite“ ins Netz. Aber nicht nur dort, sondern auch auf mehreren sozialen Netzwerken ist der offene Brief in mehreren Sprachen (wenn auch mit unglücklicher Software-Übersetzung) abrufbar. Hier die Hintergründe.
CRC (www.chainreactioncycles.com) wurde 1985 gegründet und hat sich im Laufe der Jahre laut eigenen Angaben „von einem familiengeführten Fahrradshop zum weltweit größten Online-Store mit der größten Auswahl an Markenprodukten aus der Fahrradwelt“ entwickelt. Eines der Erfolgsgeheimnisse des virtuellen Händlers mit Sitz in Ballyclare nördlich von Belfast: „Wir verkaufen zum bestmöglichen Preis.“ Das ist noch eine Untertreibung – und das ist ein Problem.
Selbst in Deutschland – wo im Vergleich zu anderen Fahrradmärkten schon alleine aus der harten Konkurrenz heraus sehr preisaggressiv gehandelt wird – kann CRC mit seinen unschlagbaren Angeboten beim Endverbraucher punkten. Deutsche Online-Shops wie beispielsweise fahrrad.de können da nicht mithalten. Weil – und das hat auch der traditionelle deutsche stationäre Fahrrad-Fachhändler fest und nervös im Auge – CRC selbst vor VK-Preisen unter die Gürtellinie (also unter dem UVP) – nicht zurückschreckt. Sie wollen „der Billigste“ sein. Nicht nur im Vereinigten Königreich, nicht nur in Europa – sondern weltweit. Das Worldwideweb macht’s möglich.
Warum sind es gerade die spanischen Fachhändler, die sich in ihrer Not mit der Kampagne Antichainreaction in sozialen Netzwerken wie Facebook & Co. sowie der eigens eingerichteten Webseite www.antichainreaction.com auf sich aufmerksam machen? Laut Branchenkennern ist das leicht nachzuvollziehen: „Spanien ist im Verhältnis ein kleiner und überschaubarer Markt. Dort wird er durch so einen plötzlich auftretenden preisaggressiven Onlinehändler von außen richtig an die Wand gedrückt.“ Theoretisch hätte diese Protestwelle ihren Ursprung auch in einem anderen Land mit überschaubarem Markt haben können.
Die oben genannte spanische Fahrradhändler-Gruppe verweist in ihrem offenen Aufruf darauf, dass sie nicht gegen Online-Anbieter an sich sei. Nur wenn sie außerhalb ihres Verkaufsgebiets und dort mit unterirdischen VK-Preisen auftreten würden, gäbe es echte Probleme. Angeführt wird A.N.T.I übrigens laut Informationen mehrerer internationaler Branchenblätter von Christian Tidow, der selbst Eigentümer und Geschäftsführer eines Online-Store ist. Sein Unternehmen Promobicis mit Sitz in San Vicente del Raspeig im südlichen Alicante konzentriert sich mit www.promobicis.com auf BMX-Verkäufe.
Mehr Hintergrund-Informationen sowie die genauen A.N.T.I-Forderungen an die liefernden Markenanbieter in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
– Jo Beckendorff –