»Unter den herausfordernden Rahmenbedingungen im abgelaufenen Jahr 2022 ist das eine bemerkenswerte Entwicklung«, unterstreicht der ANWR Group-Vorstandsvorsitzende Frank Schuffelen, »besonders hervorzugeben ist, dass nahezu alle der insgesamt 15 verschiedenen Branchen aus dem Bereich der Zentralregulierung Zuwachsraten erzielen konnten. Der hohe Diversifikationsgrad in verschiedene Branchen und Märkten ist die Basis für eine stabile Entwicklung der Unternehmensgruppe.«
Das Zentralregulierungs-Geschäft verlief für die ANWR-eigenen Verbundgruppen aus den Bereichen Schuhe, Sport und Lederwaren nach zwei Geschäftsjahren unter Pandemie-Bedingungen ausgesprochen erfolgreich. Das abgerechnete Einkaufsvolumen für die eigenen Verbundgruppen ANWR, Garant, Rexor, Sport 2000, Goldkrone und der internationalen Verbünde lag mit 3,2 Milliarden Euro um 26,3 Prozent über dem Vorjahr und 10,1 Prozent über dem Niveau des Jahres 2019.
Nach Verkauf des Bico-Anteils greift Sport 2000 das Thema Fahrrad auf
In diesem Zusammenhang der Hinweis, dass die ANWR Group bis zum Jahreswechsel 2021/22 auch einen Minderheitsanteil von 25,1 Prozent am Fahrrad-Einkaufsverband Bico Zweirad Marketing GmbH (Bike&Co.) in ihren Händen hielt. Diesen oben genannten ANWR-Anteil an ihrer Bico hatten die Verler Anfang 2022 zu einem nicht näher genannten Kaufpreis erworben.
Auf der Messe OutDoor by Ispo 2022 gab die einstige Bico-Schwester und weiter zur ANWR Group gehörende Sport 2000 dann bekannt, dass das Thema Fahrrad künftig stärker in das von den Sportgenossen bediente Thema Outdoor einbezogen werden soll. »Dabei geht es nicht um Hardware, sondern um die Peripherie«, erklärte Sport 2000 Geschäftsführerin Margit Gosau damals in München, »während der eine oder andere Sport-2000-Händler vielleicht schon Bikewear führt, sieht das im Sektor Accessoires eher mau aus. Hier gibt es aber Übergangs-Bereiche zu Outdoor. Viele Anbieter von Outdoor-Bedarf sind inzwischen ins Thema Bikepacking, das durchs Gravelbiken weiter an Bedeutung gewonnen hat, eingestiegen. Das wird derzeit genauer analysiert.«
Sektor Schuhe und Sport wuchsen zweistellig
Der ANWR-Bereich Schuhe schloss im Geschäftsjahr 2022 mit 1,4 Milliarden Euro ab (plus 27,2 Prozent). Der Bereich Sport kam auf knapp 1,7 Milliarden Euro (plus 23,9 Prozent). Das Abrechnungsvolumen des (allerdings im Vergleich kleineren) Bereichs Lederwaren wuchs sogar um knapp 53,8 Prozent auf 119 Millionen Euro.
Bankgestützte Zentralregulierung weiterhin stabiles Fundament
Eine positive Entwicklung zeigten auch die beiden Banken in der ANWR-Unternehmensgruppe (DZB Bank GmbH und Aktivbank AG). Die Zentralregulierung für Handelskooperationen, die nicht zur ANWR-Unternehmensgruppe gehören, entwickelte sich im Jahr 2022 ebenfalls positiv. »Kooperationen aus den Branchen Baustoffe, Holz, Möbel, Kfz, Sanitär & Heizung, Spielzeug und Fahrrad verzeichneten ein zum Teil deutlich gestiegenes Geschäftsvolumen«, heißt es dazu aus der ANWR-Zentrale in Mainhausen. Dieses Geschäftsvolumen belief sich im Jahr 2022 auf 16,8 Milliarden Euro (plus 6,7 Prozent).
Ausblick
Laut ANWR-Angaben ist man positiv ins Geschäftsjahr 2023 gestartet: »Die relevanten Parameter für das kommende Handelsjahr sind allerdings sehr volatil.«
Ein wesentlicher Faktor: die Entwicklung der Strom- und Gaspreise. Sollten die staatlichen Hilfen greifen und die Preise sich stabilisieren oder gar sinken, würde das das Konsumklima positiv beeinflussen.
Bis dato positiv: aufgrund des milden Winters wird eine Gasmangellage wohl ausbleiben. Auch dies kann sich positiv auf die Konsumausgaben auswirken.
Darüber hinaus ist noch schwer vorherzusehen, wie sich die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine bzw. die geopolitische Lage insgesamt entwickelt und welchen Einfluss dies auf die Verbraucherstimmung hat. Ebenso bleibt zu hoffen, dass sich die gerade entspannende Situation im Bereich der Lieferketten durch eine sich verschärfende Coronalage in China nicht wieder eintrübt.
Eine weitere Herausforderung sei die Vitalisierung der Innenstädte. »Die Beseitigung von Leerständen und die Steigerung der Attraktivität der Angebote sind die Aufgaben der Stunde für die Kommunen und sämtlicher beteiligter Partner«, betont Schuffelen, »neben den exogenen Faktoren kommt es aus meiner Sicht vor allem auf jedes einzelne Unternehmen an. Die Geschäftsmodelle müssen sich konsequent am Kundenbedarf orientieren. Kunden zu begeistern und für sich zu gewinnen, ist das Gebot der Stunde. Egal über welchen Kanal – online oder offline. Am Ende zählt der Mehrwert für den Kunden und die Relevanz des Angebots. Im stationären Handel ist dies geprägt durch die Menschen. Sie können Stimmungen erzeugen und damit auch die Kauflaune positiv beeinflussen.«
Text: Jo Beckendorff