Jetzt ist es auch offiziell: Laut Amtsblatt der Europäischen Union vom 21. Oktober (C 255) wird der bestehende EU-Strafzoll auf Fahrrad-Nabenschaltungen made in Japan mit Wirkung vom 26.10.2006 außer Kraft gesetzt.
Da nach der Veröffentlichung einer Bekanntmachung über das bevorstehende Außerkraft-Treten „der nachstehenden genannten Antidumping-Maßnahmen kein Antrag auf Überprüfung einging, gibt die Kommission bekannt, daß diese Maßnahme in Kürze außer Kraft treten wird“, heißt es im vorliegenden EU-Amtsblatt.
Ein Blick zurück: 2001 hatte Sram sich mit seiner (vormals Sachs)Nabenproduktion in Schweinfurt für einen EU-Strafzoll auf Nabenschaltungen von Shimano stark gemacht (siehe auch RadMarkt 11/01). Marktführer Shimano läßt seine Nabenschaltungs-Produkte nach wie vor in seinem Nippon-Werk in Shimonoseki bauen. Das letztendlich getroffene Votum der EU-Mitgliedsstaaten fiel mit 8:7 denkbar knapp aus.
Während Sram die Entscheidung begrüßte und in einer Pressemitteilung bekanntgab, daß der vollstreckte Strafzoll-Satz von 11,3 Prozent äußerst fair ausgefallen sei (die Untersuchungskommission hatte ein Dumping von 36 Prozent festgestellt), kam die von der EU getroffene Entscheidung für Shimnao selbst ziemlich überraschend.
Laut RadMarkt-Interview mit Satoshi Yuasa, dem damaligen Geschäftsführer von Shimano-Europe, hatte es bei einem Meeting vorab eine Entscheidung von 7:6 sowie zwei Enthaltungen gegeben. Wobei „wir die Überzeugung gewonnen (hatten), daß die beiden Enthaltungen tendenziell gegen einen Strafzoll stimmen würden“. Bis zum letzten Moment habe man geglaubt, „daß unsere Argumente richtig sind und daß die Länder unserer Meinung und der ihrer jeweiligen Fahrrad-Industrie folgen würden“. Dann kam es letztendlich aber doch zu der oben genannten finalen 8:7 Strafzoll-Abstimmung auf Nabenschaltungen made in Japan.
Allerdings hat der verhängte Strafzoll das Geschäft von Shimnao nicht ausbremsen können. Zunächst einmal konnte Mitbewerber Sram den gesamten EU-Nabenschaltungs-Markt (geschätzte 3,2 Millionen Einheiten) mit seiner maximalen Produktionskapazität von 2,2 Millionen gar nicht alleine befriedigen. Zudem hatte Shimano bereits
an einer Option – nämlich einer Nabenschaltungs-Produktion in Europa – gebastelt. Ebenfalls 2001 eröffnete das tschechische Werk von Shimano in Karvina. Dort werden seitdem laut Rainer Schniepp, Direktor des deutschen Shimano-Importeurs Paul Lange & Co., „ausschließlich Sieben-Gang-Naben mit Rücktritt-Bremse produziert“.
Ob das Aus des EU-Strafzolls Auswirkungen auf die künftige Produktion von Shimano-Tschechien hat, ist zumindest für das nächste halbe Jahr nicht zu erwarten.
– Jo Beckendorff –