Laut einer aktuellen Analyse des Online-Preisvergleichs-Portals guenstiger.de werden Autoreifen spürbar teurer. Für das laufende Jahr 2021 liegen die durchschnittlichen Angebotspreise bei circa 102 Euro – was einen Preisanstieg von 65 Prozent gegenüber 2019 ausmacht. Die Gründe dafür lassen erahnen, dass auch Fahrradreifen in diesem Jahr nicht um saftige Preiserhöhungen herumkommen.
Hauptgrund des fulminanten Preisanstiegs 2021 sind vor allem die wachsenden Rohstoffkosten des für die Reifenherstellung wichtigen Naturkautschuks sowie steigende (Container-)Frachtraten. Deshalb raten die Experten von guenstiger.de Autofahrern, die Preisentwicklung der Produkte im Blick zu behalten und die Angebote zu vergleichen. Anders ausgedrückt: Wer unbedingt neue Reifen braucht, sollte jetzt unbedingt zuschlagen.
Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV, Bonn) geht sogar davon aus, dass die Preisanpassung in der ersten Jahreshälfte nicht reichen wird und es in den kommenden Monaten zu weiteren spürbaren Preiserhöhungen kommen wird – und das nicht nur bei den ausschließlich Online-verkauften, sondern bei den über alle Vertriebskanäle rollenden Autoreifen.
Der BRV begründet seine Prognose mit den folgenden Entwicklungen:
• Die Kosten für Naturkautschuk – eines der wichtigsten Materialien bei der Reifenherstellung vor allem im Nutzfahrzeugbereich – steigen kontinuierlich an. Der Mittelwert für das 1. Halbjahr 2021 lag 57 Prozent über dem Vorjahreswert – Tendenz weiter steigend.
• Durch die aktuellen Ölpreis-Steigerungen verteuern sich auch die bei der Reifenherstellung verwendeten, auf petrochemischer Basis hergestellten synthetischen Kautschuke. Der Preis von Synthesekautschuk lag am Ende des 1. Halbjahres 66 Prozent über dem Mittelwert 2020.
• Die bei der Reifenherstellung benötigten Energien haben sich ebenfalls massiv verteuert: Der Preis für elektrischen Strom hat sich beispielsweise zum 30. Juni um 154 Prozent gegenüber dem Vorjahresmittel erhöht.
• Ebenso ist auch der globale Reifenmarkt – egal, ob Reifen oder Material nach Europa importiert werden – von den steigenden Container-Frachtraten betroffen. Die globalen Durchschnitts-Frachtraten pro Container haben sich im Juni 2021 um 226 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht, wobei auf der Route von Ostasien nach Nordeuropa deutlich höhere Preisanstiege zu verzeichnen sind. Auch hier ist die Tendenz weiter steigend.
»Der Reifenfachhandel muss die von den Reifenherstellern im ersten Halbjahr 2021 schon realisierten und die für den weiteren Verlauf des Jahres angekündigten Preissteigerungen voll an den privaten wie auch gewerblichen Verbraucher weitergeben«, spricht der BRV-Vorsitzendes Stephan Helm Tacheles, »auch wenn der Reifenhandel im Vergleich zu anderen Branchen nicht so starke Rückgänge während der Corona-Pandemie verzeichnen musste, steht die Reifenfachhandels-Branche extrem im Wettbewerb. Preiserhöhungen können in der aktuellen Situation nicht mehr durch Margenverzicht aufgefangen werden!«
Somit haben auch schon einige Fahrradreifen-Anbieter in diesem Jahr ihre Preise erhöht. Die aktuelle Situation erscheint allerdings so, dass selbst diejenigen, die bereits an der Preisschraube gedreht haben, in diesem Jahr noch einmal nachbessern müssen.
Fahrradreifen-Vorteil: Frachtkosten fallen weniger ins Gewicht
Laut dem Geschäftsführer der Bikemarketing BMG GmbH Ulrich Guppenberger – die Augsburger sind in Deutschland exklusiv mit der hochwertigen sportiven Fahrradreifen-Marke Maxxis von Taiwan-Reifengröße Cheng Shin Rubber Industry Co. im Markt – hat man in diesem Jahr noch keine Preiserhöhung vollzogen: »Allerdings werden wir im Herbst nicht darum herumkommen.«
Einziger Lichtblick bei Fahrrad- im Vergleich zum Autoreifen-Geschäft: »Bei den schweren Autoreifen fallen die ausufernden Frachtkosten viel mehr ins Gewicht. Was Fahrradreifen betrifft, sind die Frachtkosten von Modellen zu Einstiegspreislagen anteilig höher als bei hochpreisigen Modellen – fallen dort also weitaus höher aus.«
So wird kein Fahrradreifen-Anbieter in diesem Jahr – wenn er nicht schon einmal die Preise erhöht hat – darum herumkommen, dies noch zu tun. Selbst die, die ihre Preise schon erhöht haben, werden vielleicht noch einmal nachlegen müssen. Fakt ist, das die höheren Kosten nicht anders zu kompensieren sein werden.
Text: Jo Beckendorff, Graphik: guenstiger.de