Erstmals auf der Interbike: Das „Belgian Huis“. Der Gemeinschaftsstand, unter dessen Dach sich neun Fahrradanbieter präsentierten, wurde von dem aus Florida stammenden und sich ganz auf Fahrradprodukte aus Belgien konzentrierenden Fahrrad-Importeur und –Großhändler BelgiumBike organisiert…
Eigentümer und Präsident von BelgiumBike ist der gebürtige und in Florida lebende Belgier Roel Vanmuysen (Bild). Vor etwa vier Jahren startete der einstige Rennradler mit seinem Unternehmen BelgiumBike in den USA durch.
Die Idee eines ersten Gemeinschaftsstands auf der Interbike kam Vanmuysen mit Blick auf den dortigen erfolgreichen und bereits traditionellen Gemeinschafsstand der Italiener. Wobei sicherlich auch die staatliche Förderung eines solchen Gemeinschaftstandes nicht uninteressant ist. Aussteller des Belgian Huis erhalten seitens ihrer Heimat eine finanzielle Förderung, erklärt Vanmuysen auf Nachfrage.
Das ist aber nicht alles. Während der Gemeinschaftsstand auf der Messe selbst an sich wenig hergab erklärte Vanmuysen dem RadMarkt was sich hinter dem Belgian Huis sonst noch verbirgt. Tatsächlich hatte BelgiumBike gleich in der Nähe des Messestandortes Mandalay Bay Convention Center (MBCC) ein repräsentatives Haus gemietet, in denen die Vertreter der neun ausstellenden Firmen nicht nur übernachteten sondern sich auch ausgiebig präsentierten.
„Hintergrund ist, dass wir aus dem Ganzen einen Social Event machen wollen. Wir laden interessierte Fachhändler und Medienvertreter ein, uns in unserem belgischen Haus zu besuchen. Wir holen die dann mit einem Limousinenservice von der Messe ab. In fünf Minuten sind sie bei uns. Zwei Köche sorgen für beste kulinarische Versorgung. Während auf unserem Messestand nur wenige Produkte präsentiert werden, haben alle Mitglieder des belgischen Hauses hier die kompletten Produktranges vor Ort. Bei Bedarf unternehmen wir auch Fahrrad-Ausfahrten. Die starten direkt von unserem Haus aus durch. Danach bringen wir unsere Gäste wieder zum MBCC.“
Nachgehakt, ob diese Art der Präsentation nicht als billige Trittbrett-Fahrvariante auch auf Ablehnung stoße antwortete Vanmuysen gegenüber dem RadMarkt (der übrigens nicht der Einladung ins Belgian Huis folgte sondern sich sein Interview am Gemeinschaftstand auf dem Messegelände erbat): „Wir wollen der Messe keine Besucher wegnehmen. Wir wollen interessierten Fachbesuchern lediglich die Möglichkeit bieten, sich unsere Produktpräsentation in einer gemütlicheren Atmosphäre anzuschauen. Wir drängen auch niemanden, bei uns vorbeizuschauen. Wir bieten Frühstück und Abendessen und manchmal auch Mittagessen. Dann können Händler und Medienvertreter während des Essens gleich mit den richtigen Leuten sprechen.“
Interbike-Macher Emerald Exposition hat bereits ein kritisches Auge auf die Aktivitäten von Belgian Huis außerhalb des Messegeländes geworfen, sich aber dazu noch nicht offiziell geäußert. Dafür ist diese Sache einfach noch zu neu.
Insgesamt präsentierten sich folgende neun Anbieter aus Belgien unter dem Dach von Belgian Huis: 30 Seven (beheizte Handschuhe/ Schuhsohlen etc.), Bioracer (Custom-Bikewear), Concap (Nahrungsergänzungsmittel), Dr2coach (medizinische Ausdauer-Trainingsberatung), Go4Cycling (Cyclingevents), Morgan Blue (Massage/Werkzeug), Ridley (Bikes), Visit Flanders (Tourismus) und BelgiumBike (Carbon-Laufräder). Mit Ausnahme von Ridley werden laut Roel Vanmuysen alle genannten Anbieter auch von BelgiumBike in den USA vertreten.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt rollt Ridley selbst direkt in den US-Markt. Das könnte sich nach dem Einstieg von Ideal Bike Corporation in Ridley jedoch bald ändern. Ideal – immerhin drittgrößter taiwanesischer Fahrradproduzent – hatte erst letztens einen 25 Prozent Anteil an Ridley erworben (der RadMarkt berichtete). Ideal hält bereits einen Minderheitsanteil von 17 Prozent am US-Anbieter Advanced Sports International (ASI – Marken Breezer, Fuji, Kestrel, Oval Concepts, SE Racing) in seinen Händen.
Text/Foto: Jo Beckendorff