Laut einer Meldung des europäischen E-Leichtfahrzeug-Verbandes LEVA-EU konnten die letztjährigen Zulassungen von S-Pedelecs (bis zu 45 km/h) in Belgien nicht an die des Vorjahres anknüpfen. In Anbetracht der Tatsache, dass das EU-Land Belgien – der in Sachen Gesetzgebung für S-Pedelecs führenden europäischen Nation Schweiz folgend – die Weichen für die schnelle E-Bike-Klasse frei geräumt hat, doch eher überraschend.
Weil die bis zu 45 km/h schnellen E-Bikes in vielen EU-Ländern nach wie vor als klassische Mopeds eingestuft werden, wird deren Entwicklung laut LEVA-EU auch ausgebremst. Denn, so LEVA-EU: »Die Nutzungsbedingungen für S-Pedelecs sind ungeeignet.«
Länder wie Vorreiter Schweiz, aber auch Belgien haben reagiert: hier wurden die Rahmenbedingungen für S-Pedelecs verbessert. So darf man zum Beispiel in beiden Ländern mit einem schnellen Pedelec auf Radwegen fahren (in Belgien vor allem dort, wo der Straßenverkehr für 50 km/h und mehr ausgelegt ist). Außerdem ist das Tragen eines eigens für diese E-Bike-Klasse standardisierten Fahrradhelm mit weitergehenden Sicherheitsanforderungen kein Muss.
Wie auch immer: 2020 wurden in Belgien laut LEVA-EU 12.503 S-Pedelecs zugelassen. Das seien im Vergleich zum Vorjahr 413 Einheiten bzw. 3,2 Prozent weniger (siehe Tabelle). Kurzer Rückblick: 2019 konnte die schnelle E-Bike-Klasse in Belgien aufgrund der erleichterten S-Pedelec-Gesetzgebung um 44 Prozent kräftig zulegen.
S-Pedelec-Bremse Corona?
Womit wir bei der Covid-19-Pandemie sind: während die Verkäufe in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 aufgrund des ersten Lock-Downs um mehr als 26 Prozent unter Vorjahresniveau lagen, fiel der Schaden im zweiten Lock-Down weniger dramatisch aus. Genauer gesagt wurden im November und Dezember 2020 nur 1,7 Prozent weniger S-Pedelecs zugelassen als in 11/2019 und 12/2019.
Nach dem ersten Lock-Down gab es allerdings im Juni und vor allem im August einen spürbaren Nachholbedarf. Alleine im August schalteten die S-Pedelec-Zulassungen um 36 Prozent nach oben. O-Ton LEVA-EU: »In diesen Zahlen sind vermutlich eine ganze Reihe von Speed-Pedelecs enthalten, die im Lock-Down nicht ausgeliefert werden konnten.«
S-Pedelec-Bremse Teile-Verfügbarkeit?
Inwieweit sich allerdings die aufgrund der unterbrochenen Lieferkette einsetzende Teile-Knappheit auf den Absatz ausgewirkt hat, ist laut den E-Leichtfahrzeug-Lobbyisten unklar. Fakt sei, dass die Zulassungen ab September durchweg hinter denen des Vorjahres zurückblieben – und das in einer Zeit, in der der positive Effekt der Covid-19 für den Fahrrad- und individuellen Mobilitätssektor eigentlich erst richtig zum Tragen gekommen sein dürfte. Allerdings war zu dieser Zeit auch das Angebot in den teilweise ausverkauften Fahrrad-Geschäften limitiert.
S-Pedelec-Bremse auslaufende Kaufanreize & Co.
Ein weiterer (allerdings nicht von LEVA-EU aufgegriffener) Punkt hat den letztjährigen S-Pedelec-Verkauf sicherlich auch ausgebremst: nachdem in Belgien die Nutzungsbedingungen für S-Pedelecs attraktiver gestaltet wurden, gesellten sich im Zuge der «Mobilitätswende« auch weitere Kaufanreize wie zum Beispiel finanzielle Zuschüsse bei Neukauf etc. hinzu. Nicht zu vergessen das Thema Bike-Leasing, das damals noch neu war und gehypt wurde. Diese Maßnahmen hatten dem Thema S-Pedelec vor allem im Jahr 2019 einen gehörigen Verkaufs-Push gegeben.
Text: Jo Beckendorff, Foto & Tabelle: LEVA-EU