Bergzeit: Neues Basislager mit Wohlfühl-Faktor
Die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner.

Letzten Donnerstag (23. November) wurde das neue Verwaltungsgebäude inklusive Versandlager von Bergzeit GmbH – einem auch Fahrradprodukte verkaufenden führenden Bergsport- und Outdoor-Onlinefachhändler in Deutschland (siehe auch Story im RadMarkt 2/2017) – offiziell eingeweiht. Grund genug für die circa 150 Gäste – darunter zahlreiche Branchengrößen und Lieferanten sowie hoher Besuch aus der Politik -, die Reise in die Bergzeit-Heimat Otterfing (30 Kilometer südlich von München) auf sich zu nehmen.

Für die CSU war es kurz nach den gescheiterten Jamaika-Koalitionsverhandlungen nicht leicht. Gerade am Tag der Bergzeit-Neubaueinweihung wurde in der CSU-Landesfraktion hitzig über die mögliche Aufteilung und Besetzung der Spitzenpositionen Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt diskutiert. Zuvor hatte sich die bayrische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner mit ihrem Vorstoß einer Mitgliederbefragung in Sachen Machtkampf Markus Söder contra Horst Seehofer bei vielen Parteimitgliedern so richtig in die Nesseln gesetzt. Die Stimmung kippte dermaßen, dass die Süddeutsche Zeitung vom »Ende der guten Sitten» sprach.

Auszeit bei Bergzeit
Da war es für die gescholtene Ilse Aigner vielleicht gar nicht so schlecht, sich eine kurze persönliche Auszeit von den parteiinternen Grabenkämpfen zu gönnen und einer persönlichen Bergzeit zu widmen. Ihr Bergzeit-Interesse mag auch daran liegen, dass der Standort Otterfing nicht weit von ihrem Geburtsort Feldkirchen-Westerham entfernt liegt. Zudem wird Aigner eine persönliche Affinität zu den nahe gelegenen Bergen und dem Bergsport an sich nachgesagt. Das Thema Bergsteigen entlockte ihr letztendlich einen humorigen Stoßseufzer Richtung München: »Je weiter man hinauf kommt, desto dünner wird die Luft.«
In ihrer Rede zur Einweihung des auf einer Grundstücksfläche von circa 14.000 Quadratmeter stehenden Bergzeit-Neubaus mit einer Grundfläche von ungefähr 5.000 Quadratmetern meinte Ilse Aigner spontan: »So mancher Versandhändler wird sicherlich blass, wenn er das hier sieht!«
Zudem rühmte die Heimatverbundene Ministerin die Lage mit Blick auf die Berge sowie das Bergzeit-Team: »Über 200 engagierte Mitarbeiter sind in dieser neuen Firmenzentrale inklusive Logistikzentrum zu Hause – durchweg Menschen, die nicht nur die Katalogpreise ihrer Produkte, sondern diese auch persönlich kennen.«

Stichwort Multichannel
Ganz in ihrem Element wies die Ministerin aber auch profund darauf hin, dass ein Multichannel-Händler neben seinem Online-Handel nicht auf das persönliche Kundengespräch im Shop verzichten kann: »Der Kunde braucht das direkte Gespräch.« Bei Bergzeit ist das mit den zwei stationären Einzelhandels-Fachgeschäften – Bergzeit Alpin in Holzkirchen-Großhartpenning, Bergzeit Outdoor in Gmund am Tegernsee – gegeben.
Last but not least freute sich Aigner über den Fokus der Bergzeit-Macher auf Nachhaltigkeit und Umwelt: »Alleine 90 Prozent Energieeinsparung durch die Nutzung von LEDs, Lagerkisten eines lokalen Anbieters aus recycelten Material – nicht zu vergessen die eigene Kantine mit dem Fokus auf regionale Kost – sprechen für sich.« Aigner-Fazit: Bergzeit ist in der Summe ein tolles Bekenntnis »zur Natur, zu den Alpen und zur sportlichen Aktivität«.
Neben Ilse Aigner kamen unter anderem auch Bergzeit-Geschäftsführer Maximilian (Max) Hofbauer – manchen Fahrradbranchen-Mitgliedern sicherlich noch als Aufbauarbeiter der ersten Stunde und Geschäftsführer von Icebreaker in Europa bekannt – und Jakob Oberrauch in seiner Rolle als Geschäftsführer der Bergzeit-Mutter Sportler AG zu Wort. Die zur Südtiroler Oberrauch-Gruppe gehörende Sportfilialist (mit 19 Filialen in Norditalien und drei in Österreich im Markt) hat laut Jakob Oberrauch »einen zweistelligen Millionenbetrag« in die neue Zentrale des größten Otterfinger Arbeitgebers investiert.

Verwaltungszentrale mit Wohlfühl-Faktor
Bei einem Rundgang durch das neue 84 (Länge) mal 10 (Breite) mal 13,72 Meter (Höhe) Verwaltungsgebäude wurde mancher Besucher neidisch: Um den Mitarbeitern eine bestmögliche Arbeitsatmosphäre zu schaffen, hat man sich in Sachen Bürolandschaft einiges einfallen lassen. Laut Bergzeit-Geschäftsführer Hofbauer habe man lange über den Zuschnitt diskutiert. Es gibt zum Beispiel keine Türen: »Mitarbeiter sollen gerne im Haus unterwegs sein. Wir wollen verhindern, dass Austausch nur via E-Mail stattfindet.« Das Großraum-Feeling der sogenannten Multi-Space-Büros wird mittels eingebauter »Meeting Boxes« (im Bergzeit-Volksmund bereits »Bushaltestellen« genannt) aufgebrochen. Hofbauer spricht in diesem Zusammenhang von »an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Team- und Ruhearbeitsplätze mit strategischen Treff- und Begegnungspunkten«. So gibt es neben den jeweiligen Meeting-Boxes auch eine Launch-Area, in der man sich gemütlich zu einer kurzen Kaffeepause zurückziehen kann.

Logistikzentrum mit Erweiterungs-Möglichkeit
Das Logistikzentrum nimmt mit seinen Außenmaßen von 84 (Länge) mal 48 (Höhe) mal 12,15 Metern eine nutzbare Geschossfläche von 8.000 Quadratmetern ein. Ein Erweiterungsanbau ist möglich. Laut Hofbauer beheimatet das neue Zentrum 56.000 Lagerplätze und 750 Hochregal-Palettenplätze: »Die tägliche Logistikperformance liegt derzeit bei 3.000 und die maximale Auslastung bei 7.000 Paketen.«
Mittlerweile versendet der Online-Händler Bergsport- und Outdoor-Ausrüstung aller namhaften Hersteller aus Otterfing heraus an über 500.000 Kunden in 23 Ländern. 85 Prozent des Bergzeit-Gesamtgeschäft rollt über das Internet.

Thema Fahrrad
Bleibt letztendlich die Frage, welche Rolle das Thema Fahrrad bei Bergsport- und Outdoor E-Commerce-Händler Bergzeit spielt. Wie bereits im RadMarkt 2/2017 kommuniziert bieten die Otterfinger »auf Fahrrad-Teile, -Zubehör und -Bekleidung«. Während der aktuelle 356 Seiten starke Bergzeit-Katalog Winter 17/18 seine Schwerpunkte ganz klar auf die Sektoren Skitouren, Hochtouren, Klettern und Langlauf setzt und keine Fahrradware aufweist, läuft diese sowohl im Bergzeit Online-Shop als auch im Laden Bergsport Outdoor in Gmund weiter durch. Während Bergzeit-Mutter Sportler in seinen Italien- und Österreich-Filialen auch Kompletträder verkauft, rollten diese bei Bergzeit in der Vergangenheit ausschließlich über den stationären Laden Bergsport Outdoor. Von diesem Geschäft hat man sich allerdings bereits Ende 2015 verabschiedet. Aber auch ohne Kompletträder rollt das Thema Fahrrad bei Bergzeit bestens mit, betont Geschäftsführer Max Hofbauer. Und verspricht: »Unser Sommer-Katalog 2018 wird diesbezüglich wieder mehr zeigen.«
Mehr Info über www.bergzeit.de.

Text/Fotos: Jo Beckendorff

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