Gleich nachdem Tschechiens größter Fahrradproduzent Bike Fun International s.r.o. (BFI) am 20. November seine Übernahme seitens Landsmann ConsilTech a.s. – einem Mitglied der Familienholding Consillium des schillernden Milliardärs Tomáš Němec – bestätigte, legte der Anbieter letzte Woche Mittwoch (2. Dezember) seinen Geschäftsbericht 2020 vor. Der machte auch klar, warum es in der Vergangenheit bei den kommunizierten Unternehmenszahlen zu teils unterschiedlichen Angaben gekommen ist.
In den im Zuge der Übernahme von BFI, dem bisherigen Eigentümer (einer nicht näher benannten niederländischen Investorengruppe um BFI-Gründer und -CEO Mark de Kwant) und dem neuen BFI-Inhaber ConsilTech wurden 2019er-Produktions- und Umsatzzahlen genannt, die nicht immer übereinstimmten. Nach Rücksprache mit BFI erfuhr der RadMarkt, dass – wenn von Jahresproduktion und -Umsatz gesprochen wurde – manchmal das Kalender- und manchmal auch das Geschäftsjahr gemeint war. Letzteres läuft jeweils vom 1. Juli bis 30. Juni.
Somit beziehen sich die jetzt vorlegten Unternehmenszahlen des Geschäftsjahres 2020 auf den Zeitraum 1.7. 2019 bis 30.6.2020. Aus diesem Grunde sprechen wir jetzt hier (anders als BFI) vom Geschäftsjahr 2019/2020.
Rekordumsatz
In diesem haben die Tschechen laut eigenen Angaben einen Rekordumsatz von 87,8 Millionen Euro eingefahren. Im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr (2018/2019) ist das ein Plus von 4 Prozent.
Vom genannten Gesamtumsatz entfielen 81,26 Millionen auf den Fahrrad- und E-Bike-Verkauf (der Rest auf Sonstiges wie zum Beispiel Materialverkauf und Mieteinnahmen). Dieser Fahrradverkauf-Umsatz kann in 43,31 Millionen Euro Fahrrad- und 37,95 Millionen Euro E-Bike-Umsatz aufgeteilt werden (siehe dazu unten Graphik 1 unter »Sales Bikes/E-Bikes in mil. Euros«).
Zweistelliges EBITDA-Wachstum
Heißt auch, dass die Tschechen trotz der Covid-19-Pandemie, die im April zur Produktions-Stilllegung führte, mit ihren fast fünfhundert Beschäftigten das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt haben.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Mieten (EBITDA) lag mit 6,7 Millionen Euro sogar 16 Prozent über dem des vorherigen Geschäftsjahres.
Insgesamt verkaufte BFI im Geschäftsjahr 2019/2020 ganze 172.639 Einheiten (117.474 Einheiten OEM-, 55.165 Einheiten Eigenmarken-Geschäft – siehe unten Graphik 2) – wobei der E-Bike-Verkauf im Vergleich um mehr als 39 Prozent zulegen konnte. Derzeit planen die Tschechen, ihre Produktionskapazität am Standort Kopřivnice zu erweitern und in den kommenden Jahren weitere Mitarbeiter einzustellen. »Ziel ist es, den Verkauf der eigenen Marken Superior, Rock Machine und Frappé in neuen Märkten zu unterstützen und neue OEM-Aufträge zu erhöhen«, heißt es aus der Firmenzentrale.
Mit seinen drei oben genannten Eigenmarken Superior, Rock Machine und Frappé konnte BFI im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr 2018/2019 sogar um 35 Prozent wachsen.
Geschäftsjahr-Prognose 2020/2021: E-Bike- übertrifft Fahrrad-Umsatz
BFI-Finanzchef (CFO) Petr Sazovský erklärt das im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich gewachsene Umsatz- und EBITDA-Wachstum wie folgt: »Dies ist hauptsächlich auf den steigenden Durchschnittspreis der verkauften Fahrräder zurückzuführen. Es gelingt uns zunehmend, teurere E-Bikes zu verkaufen. Jedes Jahr rollen immer mehr E-Bikes vom Band. Im nächsten Jahr erwarten wir sogar, dass ihr Umsatz erstmals den Umsatz klassischer Fahrräder übertreffen wird. Was die produzierten Stückzahlen betrifft, werden dennoch zwei Drittel des Kuchens nach wie vor auf Fahrrädern ohne Motor fallen.«
Was die wachsende E-Bike-Produktion betrifft, erklärt BFI-CEO Mark de Kwant: »Wir nähern uns der Grenze von 50.000 Stück. Nur die Pandemie-bedingte Produktionsschließung im April hinderte uns daran, sie zu überschreiten.«
Wachsende Exporte
Für das derzeit laufende Geschäftsjahr 2020/2021 nimmt BFI eine Gesamtproduktion von 200.000 Fahrrädern und E-Bikes ins Visier. Ein Großteil der BFI-Produktion rollt ins Exportgeschäft – wobei vor allem die Verkäufe in den skandinavischen Ländern, im Vereinigten Königreich und in Portugal über die letzten Jahre gestiegen sind. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 erwartet das Unternehmen sowohl bessere Verkäufe in der Heimat als auch in den Benelux-Ländern sowie in der Schweiz.
Text: Jo Beckendorff, Fotos und Graphiken: BFI