Die Lieferproblematik in der Fahrradbranche scheint auch dem organisierten Verbrechen ein neues Geschäftsfeld zu eröffnen. Schon am 21. Januar sind dem tschechischen Fahrrad-Hersteller Bike Fun International s.r.o. (BFI) wichtige Komponenten durch einen Raubüberfall auf einen Transport aus Deutschland abhanden gekommen. Um andere Hersteller zu warnen, habe man sich letztendlich entschlossen, diesen Millionenschaden zu kommunizieren – »denn es könnte auch ihnen passieren«.
Hört man sich in der Branche um, fällt bei der derzeit fehlenden Fahrrad-Ware häufig der Namen von Marktführer Shimano. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dem hiesigen Raubüberfall wichtige Shimano-Komponenten zum Opfer fielen. Insgesamt sind so laut dem Hersteller aus Koprivnice, der diese Ware in Zeiten wie diesen gerade dringend braucht, wichtige Shimano-Komponenten für die Produktion von zehntausend Fahrrädern abhanden gekommen.
»Während des Transports der Komponenten aus Deutschland schickten unbekannte Kriminelle einen Lkw-Fahrer zum Schlafen auf einen Parkplatz, betäubten ihn und stahlen wichtige Shimano-Komponenten«, heißt es nun aus der BFI-Zentrale. Von der Ladung, die hauptsächlich aus teuren E-Bike- und Fahrradteilen bestand, blieben nur neun Kisten mit einfachen Komponenten im Lkw.
Diebstahl-Folge: Kunden werden nun leider (noch) länger auf einige Modelle der BFI-Eigenmarken Superior und Rock Machine sowie einige anderer Marken, für die BFI montiert, warten müssen. Da es für viele der Teile derzeit keine Alternative geben würde, könnte sich die Produktion einiger Modelle sogar um fast ein Jahr verzögern.
»Diese Situation haben wir wirklich noch nicht erlebt. Selbst Shimano war noch nie mit einem gezielten Raubüberfall auf eine Lieferung in einem ähnlichen Ausmaß konfrontiert. Wir hoffen, dass sich diese Fälle aufgrund der Teileknappheit nicht wiederholen werden, denn trotz aller Maßnahmen, die wir ergriffen haben, kann uns keine Versicherung für den Verlust und vor allem den Ruf der verspäteten Lieferung entschädigen«, erklärt BFI Supply Chain Director Petr Krkoska.
Text: Jo Beckendorff/BFI, Foto: BFI