Das unter anderem durch die Corona-bedingte Lieferproblematik ausgelöste »Reshoring«-Mantra hat nun auch Bianchi, die altehrwürdige Italo-Premiummarke in den Händen der international agierenden Fahrrad-Holdinggesellschaft Cycleurope AB Group, erfasst. Gestern (9. Dezember) präsentierte Bianchi-CEO Fabrizio Scalzotto (1. Bild unten Mitte) zusammen mit dem Bürgermeister von Treviglio Juri Fabio Imeri (1. Bild unten rechts) auf einer einberufenen Pressekonferenz den durchaus ehrgeizigen Plan, auf einer Fläche von über 30.000 Quadratmetern eine komplett neue Unternehmenszentrale zu bauen. Die Gesamtinvestition für das gesamte Stadterneuerungsprojekt einschließlich der Errichtung einer hochmodernen Produktionsstätte soll sich auf über 40 Millionen Euro belaufen. Die Arbeiten wurden schon im November 2021 aufgenommen.
Von den über 30.000 Quadratmeter Gesamtfläche sollen alleine 17.000 Quadratmeter auf eine moderne Produktionsstätte entfallen. Mit der Rückkehr der Fahrradrahmen-Produktion aus dem Ausland nach Italien will man auch wieder zahlreiche Arbeitsplätze in der Heimat schaffen.
Das ehrgeizige Umstrukturierungsprojekt sieht die Schaffung einer neuen Bianchi-Zentrale inklusive Museum und -Produktionsstätte in Treviglio (circa 25 Kilometer südlich von Bergamo) vor. Dafür will man ein historisches Industriegebiet neu erschließen. Bei voller Auslastung soll der neue Standort mehr als 250 Personen beschäftigen.
»Das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmen ist die Herausforderung, die mich am meisten fasziniert. Heute nehmen wir eine neue Herausforderung an: wir errichten bei Bianchi eine der modernsten Fahrradfabriken der Welt«, erklärte Bianchi-Präsident und -Eigentümer Salvatore Grimaldi, »wir sind stolz darauf, dass wir Treviglio für diese Erneuerung und für unsere Zukunft ausgewählt haben. Treviglio wird nicht nur die Heimat einer Technologie- und Designfabrik sein, sondern auch eines führenden, ehrgeizigen Unternehmens mit einer globalen Vision.«
Der neue Firmensitz wird sich in der Nähe der derzeitigen Adresse befinden, wo das 1884 gegründete Unternehmen Bianchi seit über 50 Jahren zu Hause ist. Dort sollen im Zuge eines groß angelegten Reshoring-Prozesses »die technischen und produktiven Kapazitäten, die in den vergangenen Jahrzehnten ins Ausland verlagert wurden, zurück nach Italien« geholt werden.
Mit diesem Schritt will man auch wieder eine größere Kontrolle über den Produktionsprozess erlangen. Nur so könne man das konstante Nachfrage-Wachstum auf dem Fahrrad- und E-Bike-Markt der letzten Jahre unterstützen.
Was die geplante »Made in Italy«-Produktion betrifft, will man irgendwann pro Schicht und bei voller Kapazität 1.000 Einheiten bauen. Die Karbonrahmen-Produktion soll bereits 2023 in der neuen Anlage durchstarten.
Text: Jo Beckendorff/Bianchi, Foto und Renderings: Bianchi/Studio Da Re