Allen gegenwärtigen makroökonomischen Herausforderungen zum Trotz hat der börsennotierte Bike-, Lauf- und Schwimmsport-Onlinehändler Bike24 Holding AG im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2022 einen Gesamtumsatz von 72,62 Millionen Euro eingefahren. Verglichen mit 07-09/2021 ist das ein Plus von 12,9 Prozent.
Allerdings liegen sowohl Rohergebnis (18 Millionen Euro, minus 8,3 Prozent) sowie das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Mieten (EBITDA, 1,5 Millionen Euro, minus 73,6 Prozent) im Minus.
Die ersten drei Verkaufsquartale
Detailliertere Auskünfte bietet der vorliegende Bike24-Geschäftsbericht mit Blick auf die Zahlen der ersten drei Verkaufsquartale. Hier lag der Gesamtumsatz in Höhe von 201,38 Millionen Euro im Vergleich mit 5,1 Prozent im Plus.
Dieser Umsatz teilt sich geographisch wie folgt auf:
DACH-Region: 133,99 Millionen Euro (plus 2,6 Prozent)
Spanien: 5,98 Millionen Euro (plus 97,1 Prozent)
Italien: 4,56 Millionen Euro (plus 100,7 Prozent)
Frankreich: 7,93 Millionen Euro (plus 224,2 Prozent)
Rest der European Economic Area (EEA):34,31 Millionen Euro (minus 10 Prozent)
Rest der Welt (ROW): 14,61 Millionen Euro (minus 4,4 Prozent)
Wachstumstreiber Expansion
Die Zahlen belegen, dass sich die von den Dresdenern angekurbelte Internationalisierungsstrategie bezahlt macht. Das war schon dem ersten Halbjahresbericht 2022 zu entnehmen. Diese Entwicklung setzte sich auch im dritten Verkaufsquartal fort.
Hintergrund: Anfang des Jahres hatte das Unternehmen zwei zusätzliche länderspezifische Online-Shops in Italien und Frankreich gelauncht. Diese »lokalisierten« Online-Shops waren auch attraktive Wachstumstreiber. Zudem läuft der Bau des südeuropäischen Logistikzentrums in der Nähe von Barcelona nach Plan. Mit diesem Schritt deckt Bike24 den südeuropäischen Markt ab.
So konnte der Anbieter sein Umsatzvolumen in Frankreich, Italien und Spanien im dritten Quartal zusammengefasst »mehr als verdreifachen«. Bezogen auf die ersten drei Verkaufsquartale entfiel ein Umsatz von 18,5 Millionen Euro (plus 139 Prozent) auf diese drei Länder mit ihren lokalisierten Online-Shops. Anders ausgedrückt: 4 Prozent des Bike24-Gesamtumsatzes 01-09/2022 des bis dato sich sehr auf die DACH-Region fokussierenden Anbieters entfielen auf dieses südeuropäische Länder-Trio.
In einem weiteren Schritt wird derzeit Benelux ins Visier genommen. Dort wird man voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2023 loslegen.
Geschäftsausbau kostet
Mit dem Geschäftsausbau steigen natürlich auch die den Gewinn eindämmenden Kosten. So wuchsen alleine die Personalkosten um 19,7 Prozent auf 20 Millionen Euro. Neben signifikanten Investitionen in die zweite Führungsebene schlugen auch Einmalaufwendungen für zusätzliche Leiharbeitskräfte zum Ausgleich des hohen (Corona-bedingten) Krankheitsstandes zu Buche. Alleine im dritten Quartal kletterten die Personalaufwandskosten im Vergleich um 18,3 Prozent auf 6,8 Millionen Euro.
Obwohl die hohen einmaligen 2021er-Transaktionskosten des letztjährigen Börsengangs zu den nicht wiederkehrenden Kosten gehören (und somit das laufende Geschäftsjahr 2022 nicht belasten), lagen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im Vergleich mit 26,6 Millionen Euro (minus 0,8 Prozent) quasi auf Vorjahres-Niveau. Bike24 begründet das mit gestiegenen Marketing- und Vertriebskosten.
Somit betrug das bereinigte EBITDA für die ersten drei Verkaufsquartale 11,50 Millionen Euro. Zum Vergleich: in 01-09/2021 waren es noch 26,13 Millionen Euro.
Ausblick
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Situation (die auch das Geschäft von Bike24 betrifft) hat der Anbieter seine bisherige Prognose vom 7. Juli für das Geschäftsjahr 2022 nach unten korrigiert. Nun gehen die Dresdener von einem (im Vergleich zum Vorjahr) Umsatzwachstum zwischen minus 5 und plus 5 Prozent (bisher plus 10 bis plus 17 Prozent) und einer »bereinigten EBIDTA-Marge zwischen plus 3 und plus 6 Prozent (bisher zwischen plus 9 und plus 10 Prozent) aus.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Bike24