Laut Bike24-Mitbegründer und -CEO Andrés Martin-Birner würden die eingeleiteten Maßnahmen zur Ertragssteigerung bereits positiv auf die operative Profitabilität auswirken: »Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Um in der aktuell schwierigen Phase den Fokus auf die Profitabilität zu legen, haben wir uns entschieden, unsere Marketingaktivitäten stärker auf die margenstärkeren Regionen zu konzentrieren.«
Tatsache ist aber auch, dass sich das schwierige Umfeld – Stichwort Weltwirtschafts-Lage, Ukraine-Krieg, Inflation, Konsumklima etc. – weiterhin sehr herausfordernd gestaltet. So steht auch die Fahrradbranche weiterhin einer gehemmten Konsumstimmung gegenüber.
Mehr Kunden, aber weniger Bestellungen und kleinere Warenkörbe
Trotz mieser Konsumstimmung und den weiterhin im Fahrradmarkt vorhandenen Überkapazitäten stieg die Anzahl der aktiven Bike24-Kunden zum Stichtag 30. Juni 2023 auf 988.000 (plus 17 Prozent). Die Zahl der Bestellungen war mit 864.000 allerdings leicht rückläufig (minus 3 Prozent). Der durchschnittliche Warenkorb von 137 Euro im ersten Halbjahr 2023 war ebenfalls rückläufig (01-06/2022: 145 Euro).
Positiv: Der Komplettrad-Verkauf und lokalisierte Märkte glänzten trotz aller Widrigkeiten mit zweistelligem Wachstum. Überhaupt werden ab sofort die Umsätze der früher lokalisierten (im Vergleich jüngeren Bike24-)Ländermärkte Spanien, Frankreich und Italien zusammengefasst. So wollen die Dresdener eigenen Angaben zufolge die dortige operative Entwicklung unter dem Kürzel »Restlicher europäischer Wirtschaftsraum« als Einheit darstellen. Die Vorjahreszahlen wurden dementsprechend angepasst.
Umsatz-Aufteilung nach Verkaufsregionen und Produktkategorien
Was den zweiten Quartalsumsatz sowie den des ersten Halbjahres 2023 aufgeteilt nach Verkaufsregionen betrifft, ist der Heimatmarkt Deutschland weiterhin mit Abstand größter Bike24-Markt ist. Laut den Dresdener entfiel auf kein weiteres Land ein Umsatzerlös von mehr als 10 Prozent.
Während allerdings der Umsatz der Produktkategorie »Teile-, Zubehör- und Bekleidung« sowohl im zweiten Verkaufsquartal als auch im ersten Halbjahr 2023 um 11 Prozent auf 51,69 Millionen Euro bzw. um 12,8 Prozent auf 98,12 Millionen Euro zweistellig Federn lassen musste, schaltete die Produktkategorie »Traditionelle und E-Fahrräder« (sprich Kompletträder) um 25,4 Prozent auf 11,21 Millionen Euro bzw. um 23,0 Prozent auf 20,05 Millionen Euro zweistellig rauf.
Das erste Halbjahr 2023
Mit oben genannten zweiten Quartalsumsatz im Rücken lag der Bike24-Halbjahres-Gesamtumsatz bei 118,16 Millionen Euro (minus 8,2 Prozent). Darin enthalten: ein Umsatz der lokalisierten Ländermärkte in Höhe von 16,0 Millionen Euro (plus 44 Prozent). Somit stieg auch deren zusammengefasster Anteil am Gesamtumsatz von 12 Prozent auf 20 Prozent.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich allerdings aufgrund höherer Aufwendungen auf Minus 4,3 Millionen Euro (01-06/2022: 2022: 7,7 Millionen Euro). Bereinigt um außerordentliche Aufwendungen – »darunter insbesondere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Verlängerung des Konsortialkreditvertrages und Beratungskosten für eine geplante IT-Systemumstellung sowie Aktienoptionsplänen und langfristigen Bonusprogrammen« – betrug das bereinigte EBITDA Minus 2,0 Millionen Euro (01-06/2022: 9,1 Millionen Euro). Im Verhältnis zum Umsatz entspricht dies einer bereinigten EBITDA-Marge von Minus 1,7 Prozent (01-06/2022: 7,1 Prozent). O-Ton aus Dresden: »In erster Linie führte eine deutlich niedrigere Bruttomarge sowie höhere betriebliche Aufwendungen zu dieser Entwicklung.«
Letztendlich fuhr Bike24 damit einen Nettoverlust von 12,82 Millionen Euro ein. Zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2022 war es noch ein Nettoverlust von 0,40 Millionen Euro.
Ausblick
Mit Blick auf die Umsatzflaute, die hohen Aufwendungen und den dadurch entstandenen Verlust hat Bike24 auch seine Prognose für das Gesamtjahr 2023 nach unten korrigiert. Da derzeit auch noch keine Entspannung für das zweite Halbjahr abzusehen ist, geht das börsennotierte Unternehmen nun anstelle eines 2023er-Umsatzwachstums zwischen 0 und 10 Prozent nun von einem Umsatzrückgang zwischen Minus 10 und Minus 5 Prozent aus. Die bereinigte EBITDA-Marge wird voraussichtlich zwischen Minus 1 und plus 1 % Prozent liegen (anstelle ursprünglicher Prognose von 0 bis 3,5 Prozent).
Text: Jo Beckendorff