• Home
  • Nachrichten
  • BikeExchange: Umsatz und Verluste weiter rauf, Kosten runter

BikeExchange: Umsatz und Verluste weiter rauf, Kosten runter
BikeExchange 2021/22: Umsatz und Verluste weiter rauf, Kosten runter

In seinem in der letzten Woche vorgelegten Geschäftsbericht 2021/22 macht der börsennotierte Online-Fahrradmarktplatz BikeExchange Limited keinen Hehl daraus, in den letzten 12 Monaten auf striktem Umstrukturierungskurs geradelt zu sein. Nichtsdestotrotz konnte der Gesamtumsatz im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr 2020/21 (endete ebenfalls am 30. Juni) um 47,4 Prozent auf 6,58 Millionen AUD (4,5 Millionen Euro) hochgeschaltet werden.

Laut Unternehmensangaben beruht das Wachstum sowohl auf höheren E-Commerce-Provisionen und Abonnements als auch auf höhere Einnahmen. Diese wurden vor allem dank der Übernahme des »Ready to Ride«-Fahrrad-Lieferanten und -Logistikers Kitzuma Cycling Logistics in den USA sowie der Übernahme eines 50 Prozent-Anteils an Bike Exchange Kolumbien erzielt. BikeExchange hatte Kitzuma im Dezember 2021 für 3,375 Millionen USD (3,38 Millionen Euro) übernommen. Im März 2022 wurde dann noch die Übernahme der verbleibenden 50 Prozent von BikeExchange Colombia S.A.S. eingetütet.
Höhere Kosten vor allem wegen IPO, Personalausbau und Marketing
Neben den Übernahmen verbucht der Anbieter vor allem wegen des letztjährigen Börsengangs (IPO), dem damit einhergehenden Ausbau des Mitarbeiter-Stabs sowie steigenden Marketing-Ausgaben hohe Investitionen, mit deren Hilfe man langfristig ein stetiges Umsatzwachstum erzielen will. Diese führten allerdings auch dazu, dass die Australier am Ende ihres Geschäftsjahres 2021/22 einen Verlust von 14,32 Millionen AUD (9,78 Millionen Euro) aufweisen. Zum Vergleich: 2020/21 lag der Verlust bei 6,46 Millionen AUD (4,41 Millionen Euro).
Umsatzwachstum in allen Verkaufsregionen
Was das Unternehmen positiv stimmt: in Nordamerika konnte BikeExchange sein Geschäft im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr um 137 Prozent steigern. Zudem trug die dortige Kitzuma-Übernahme 1,2 Millionen AUD (0,82 Millionen Euro) zum guten Gesamtergebnis bei.
Auf dem heimischen Markt Australien konnte BikeExchange seinen Umsatz im Vergleich um 17 Prozent hochfahren.
In Europa legte der Umsatz indes um 26 Prozent zu. Dieses Wachstum basiert auf eine »weiterhin starke Leistung im E-Commerce mit einem Anstieg des Bestellvolumens um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Anstieg des durchschnittlichen Bestellwerts um 19 Prozent«. Ein starkes Kundenwachstum spielt sich auch in dem im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegenen Abonnementeinnahmen wieder.
Zudem hat BikeExchange gerade im letzten (vierten) Verkaufsquartal des Geschäftsjahres 2021/22 global erhebliche Betriebskostensenkungen vorgenommen. Die Realisierung von Kostensynergien aus der Übernahme von Kitzuma werden allerdings auch zu erheblichen Betriebskostensenkungen im Geschäftsjahr 2022/23 führen.
Advantage E-Commerce für den Fachhandel
»Die Aussichten für BikeExchange sind gut. Das Wachstum im Geschäftsjahr 2021/22 wurde durch eine weltweite Verknappung von Fahrradprodukten behindert. In den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 sehen wir nun, dass Marken und Einzelhändler einen Überbestand haben. Verkäufer benötigen andere Wege. BikeExchange ist die Lösung für viele Verkäufer, die über die traditionellen Einzelhandels-Kanäle hinausgehen. Eine größere Vielfalt und ein größeres Volumen der Bestände wird den E-Commerce-Umsatz steigern«, erklärte Sam Salter noch in seiner Rolle als Global CEO. Das Wachstum bei E-Bikes sei im Geschäftsjahr 2021/22 weltweit zu spüren gewesen. Es werde sich auch im Geschäftsjahr 2022/23 fortsetzen: »Da sich die Infrastruktur und das Kundenverständnis verbessern, wird die Akzeptanz von E-Bikes in allen Kategorien erheblich sein. Die nachhaltigen Vorteile von E-Bikes für Gesundheit, Komfort und Umwelt werden in den nächsten fünf Jahren ein starkes Wachstum erfahren.«
Ausblick
Laut BikeExchange deuten die positiven Ergebnisse und Trends des ersten Verkaufsquartals des laufenden Geschäftsjahres 2022/23 darauf hin, dass das gesamte E-Commerce-Volumen über dem des Vorjahres liegen wird: »Der Handel und die Leistung von Kitzuma weisen ein anhaltend positives Wachstum auf und es wird erwartet, dass die Liefermengen der Verkäufer weiter steigen werden. Die weitere Integration von Kitzuma in den Betrieb von BikeExchange wird das Transaktionsvolumen auf dem großen nordamerikanischen Markt steigern.
Um auch langfristig ein weiteres stetiges Umsatzwachstum zu erzielen, werden die Australier ihren Schwerpunkt im laufenden Geschäftsjahr weiterhin »auf der Beibehaltung unserer reduzierten Kostenbasis und der Umwandlung von bestehendem Verkehr und Anfragen in Verkäufe« legen.
Weitere Kapitalbeschaffung für weiteren Wachstumskurs
Außerdem arbeitet das Management-Team um den soeben zum Global CEO beförderten Ryan McMillan an einem Plan zur weiteren Kapitalbeschaffung. Hier befände man sich »in fortgeschrittenen Gesprächen mit potenziellen Fremdkapital-Partnern über die Bereitstellung weiterer Mittel für die Gruppe im Rahmen einer Wandelanleihe-Vereinbarung«.
Diese vorgeschlagene Finanzierung würde zusätzliches Betriebskapital bereitstellen und die Gruppe in die Lage versetzen, »in ein bedeutendes geplantes Technologieprojekt zu investieren, das die Verkaufsumwandlungs-Raten auf der Plattform verbessern soll«.
Desaströser Börsenauftritt
Wie auch immer: die Anfang letzten Jahres mit einem Ausgabepreis von 0,26 AUD (0,18 Euro) an der Börse Sydney gestartete BikeExchange-Aktie rutschte im Laufe der eineinhalb Jahre bis auf ein 52-Wochen-Tief von 0,016 AUD (0,013 Euro) dramatisch herunter. Das entspricht einem Minus von 93,8 Prozent. Nach der Ende August veröffentlichten Bekanntgabe einer neuen Führungsspitze sowie den hier genannten Geschäftszahlen 2021/22 zog der Aktienkurs auf 0,021 AUD (0,014 Euro) leicht an.

Text: Jo Beckendorff, Foto: BikeExchange

Wir woanders
Trekking & Radkultur
Das Magazin für E-Bikes
Taktik & Training
Das Branchenmagazin
Club für leidenschaftliche Fahrradfahrer
Community aus sportlichen Radfahrern