Für Zukunft Fahrrad ernüchternd: keine deutsche Stadt hat es im Ranking der Hauptindikatoren (Ausleihen pro 1.000 Einwohner pro Tag) in die Top 10 geschafft.
Eine Bank: Bikesharing und ÖPNV
Was aber alle gutplatzierten Städten (inkl. Dresden und Karlsruhe) auszeichnet: dort sind die Bikesharing-Systeme in den öffentlichen Nahverkehr integriert oder daran gekoppelt. Heißt: Je einfacher es den Menschen gemacht wird, von Bus oder Bahn direkt aufs Fahrrad umzusteigen, desto mehr wird diese Möglichkeit genutzt – insbesondere dann, wenn sich Nutzende nicht noch mühsam mit verschiedenen Apps registrieren müssen, sondern das Angebot zum Beispiel über ihre Monats- oder Jahreskarten laufen kann.
Fazit von Zukunft Fahrrad-Geschäftsführer Wasilis von Rauch: »Die Ergebnisse zeigen: Bikesharing muss Teil des öffentlichen Nahverkehrs werden, damit es sich voll entfaltet. Die Verfügbarkeit von Leih-Fahrrädern vergrößert das Einzugsgebiet von Haltestellen massiv. Es liegt nahe, solche Angebote als Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge zu behandeln. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten ist Bikesharing ein erschwingliches, klimafreundliches und gesundheitsförderndes Mobilitätsangebot für alle. Es hilft, der zunehmenden Mobilitätsarmut zu begegnen. Denn Verkehrswende und soziale Mobilität gehören zusammen.«
»30-30 bis 2030«-Zielforderung an die Bundesregierung
Immerhin haben es Karlsruhe und Mannheim in die Top 10 der Bikesharing-Systeme mit den meisten Ausleihen pro Rad pro Tag geschafft. Was zunächst eine gute Effizienz zeigt, ist genauer betrachtet laut Zukunft Fahrrad ein Indikator, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist und dass dringend ausgebaut werden muss: »Viele Städte und Kommunen würden Bikesharing-Systeme auf- oder ausbauen, wenn sie die Mittel dafür hätten. Die Bundesregierung sollte deshalb ein Förderprogramm mit einem ehrgeizigen `30-30 bis 2030´-Ziel auflegen: 30 deutsche Städte sollen bis 2030 30 Fahrten pro Tag und 1.000 Einwohner erreichen.«
Zukunft Fahrrad-Forderung: Um vergleichbare Effekte für die gesamte Bevölkerung zu erzielen wie in den bestplatzierten Städten Paris, Antwerpen und Ljubljana, muss das Angebot erweitert werden – davon profitieren die Kommunen gleich doppelt. Schließlich entlastet der Umstieg von mehr Menschen aufs Rad nicht nur den innerstädtischen Verkehr, sondern auch die Gesundheitssysteme.
Dazu auch noch einmal Wasilis von Rauch: »Städte und Kommunen ächzen unter dem immer noch wachsenden Pkw-Verkehr. Es fehlen die Mittel um etwa den ÖPNV so schnell und umfassend auszubauen, dass wirklich alle Menschen die Möglichkeit haben nachhaltig mobil zu sein. Mit der Förderung des Radverkehrs und Bikesharing gelingt eine sozialgerechte Mobilitätswende – und bietet auch für den Tourismus zusätzliche Attraktivität. So gewinnen alle.«
Den CIE-Report »Shared Ambition« können Sie sich unter diesem Link als pdf herunterladen.
Text: Jo Beckendorff/Zukunft Fahrrad