Binggeli kauft Bike World
Der vom Schweizer Einzelhandelskonzern Migros angestrebte Verkauf der Fachmarktkette Bike World ging schneller über die Bühne als erwartet: Neuer Besitzer ist Tausendsassa Thomas Binggeli. Seine Thömus AG übernimmt per nächsten Februar den Filialisten, zumindest größtenteils.
Die meisten Bike World-Standorte befinden sich an peripheren Lagen am Rande grösserer Städte.Foto: Prter Hummel

Im Frühjahr kündigte Migros einen wahren Ausverkauf seiner Fachmärkte an: Mit einer Fokussierung aufs Kerngeschäft will der Großverteiler das Profil schärfen und den Profit wieder verbessern. Doch angesichts der anhaltenden Marktübersättigung wunderten sich Branchenkenner, wer denn eine ganze Kette von großflächigen Fahrradmärkten übernehmen sollte.
Schneller als gedacht schlug einer zu: Thomas Binggeli (50) erkannte die Chance, mit einem Schlag wieder auf einer großen Bühne zu spielen. Von ersten Velogeschäften im Stall des heimischen Bauernhofs im Berner Hinterland über die Lancierung der My Stromer AG zum CEO von BMC und wieder back to the roots zu seinem „Bauernhof-Unternehmen“ – und nun der Coup mit Bike World. Nachdem er bereits sieben Läden in der Schweiz und einen in Liechtenstein betreibt, nutzte der Branchenfuchs die Gelegenheit, zu einem landesweiten Player zu aufzusteigen.
Über den Verkaufspreis haben die Parteien wie üblich Stillschweigen vereinbart, aber es ist davon auszugehen, dass der gewiefte Thömu den Filialisten zu einem relativen Schnäppchen erwerben konnte. Denn die Migros ist offenkündig sehr froh, dass sie mit der Thömus AG eine optimale Nachfolgelösung fand. Und vor allem, dass ein Verkauf fast en bloc zustande kam – im Gegensatz etwa zu den ebenfalls abzustoßenden 49 Sport-X-Filialen, von denen die Dosenbach-Ochsner-Gruppe 27 Standorte übernehmen wird, 22 Filialen aber noch auf Interessenten warten.
Die Mitarbeitenden und Auszubildenden sämtlicher verbliebenen Bike-World-Filialen (zwei in der Westschweiz schließt die Migros schon Ende September) werden übernommen – also auch jene der Standorte Hinwil und Winterthur, die Thömus nicht abkauft und die geschlossen werden. Somit verbleiben noch die 12 Filialen in Affoltern am Albis, Au-Wädenswil, Baden, Ebikon, Muri, Payerne, Pratteln, Romanel-sur-Lausanne, Schlieren, St. Gallen, Volketswil und Zuchwil.
Bis Februar 2025 soll Bike World noch unter Migros-Regie weiterlaufen wie bisher. Dann sperren die Filialen für ein Re-Design einen Monat zu. Im März ist die Neueröffnung geplant unter der Marke Thömus Bike World. Natürlich wird dort das Thömus-Sortiment zu finden sein, das von Rennrädern über Graveller bis zu Mountainbikes eine breite Palette umfasst. Ob aber alle bisherigen Lieferantenmit an Bord bleiben, muss sich noch weisen.

Text: Peter Hummel

Thomas „Thömu“ Binggeli präsentierte 2023 das avantgardistische Edelpferd Twinner mit einer bullig-eleganten Vollcarbonoptik wie bei italienischen Designbikes.Foto: zVg

 

 

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