Auf der diesjährigen Messe eMove360 Europe (18.-20. Oktober) – immer noch besser bekannt unter dem alten Namen eCar Tec – stellte BMW Forschung, Neue Technologien und Innovationen erstmals mit einem Neufahrzeug aus dem Bereich Gesamtfahrzeug aus. Der vorgestellte elektrisch angetriebene Tretroller surrt unter dem Dach von BMW Konzept P »als innovatives Fahrzeug im Bereich der individuellen Mobilität in urbanen Ballungsgebieten« ab Frühjahr 2017 in den Markt.
BMW Forschung, Neue Technologien und Innovationen präsentierte seinen neuen E-Roller im Rahmen einer Nominierung beim diesjährigen Staatspreis für Elektromobilität des Bayrischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. In diesem Zusammenhang hatte man die Präsentation auf der eMove360° Europe gewonnen.
Am dortigen Stand traf man auch einen alten Bekannten der Fahrradbranche: Robert Bobinger (Bild oben) ist schon lange nicht mehr für BMW Bike verantwortlich, arbeitet derzeit aber eigenen Angaben zufolge bei BMW Forschung, Neue Technologien, Innovationen im Bereich Projekte Fahrzeugtechnik Konzepte E-Bikes. Dazu gehört auch der jetzt vorgestellte E-Tretroller, der »durch eine sehr kompakte Unisex-Bauweise und -Größe auch für Jugendliche ab 14 Jahren vielfältige Einsatzmöglichkeiten« bieten soll.
Die wissenschaftlich-technische Leistung dieses Konzept P-Produkts liege auf der Antriebssteuerung. Die eingesetzte Impulssteuerung wurde von BMW zum Patent angemeldet. Besonders stolz ist Bobinger darauf, dass »die intuitive Fußpedalsteuerung das Fahrzeug im Segment Pedelec 25 positioniert: »Das Fahrzeug erfüllt alle erforderlichen Anforderungen an die DIN EN 15194 EPAC, Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ISO 76762 einschließlich CE-Konformitätserklärung sowie die StVZO und StVO.« Somit ist der Konzept P-Tretroller »rechtlich dem Fahrrad gleichgestellt und hat eine Fahrberechtigung auf allen für Fahrräder freigegebenen Wegen«.
Laut BMW deckt dieses Fahrzeugkonzept »die gesamte Bandbreite der individuellen, urbanen Mobilität ab: Berufspendel-, und Schulwegverkehr, Sightseeing und Shopping, touristische Ausflüge im Rahmen von Wohnmobil- und Camping- oder Bootsurlaub durch erlebnisreiche Interaktion zwischen Fahrer und Elektromotor bei der Erzeugung von Vortrieb«.
Der Konzept P-Roller setzt auf 16-Zoll-Laufräder. Durch seine klappbare Vorbau-Lenkereinheit ist die Mitnahme im öffentlichen Nahverkehr als Faltrad zusätzlich möglich – »weil hiermit die Anforderung an ein Faltrad erfüllt wird«, erklärt Bobinger.
Die E-Bike-Kit-Einheit – der hintere Nabenmotor, der unter dem Trittbrett liegende Lithium-Ionen-Akku sowie das Display – stammen von der Marquardt-Gruppe. Auch sonst setzt BMW auf deutsche Anbieter: Magura ist mit Scheibenbremsen an Bord und Supernova mit einer Lichtanlage (inkl. Bremslicht). Blinker an den jeweiligen Lenkerenden sollen dafür sorgen, dass kein Rollerfahrer auf die Idee kommt, beim Abbiegen die Hand auszustrecken. Eine Akku-Ladung soll für eine elektrische Reichweite von 20 bis 30 Kilometer stehen. Ansonsten ist der 18 Kilogramm wiegende Tretroller auch mit reiner Muskelkraft zu bewegen.
Pfiffig: Der elektrische Antrieb ist erst bei Erreichen einer durch Anschub des Fahrers erzielten Mindestgeschwindigkeit von 6 km/h aktiv und über ein Fußpedal zu steuern. Die elektrische Motorleistung ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 25km/h. Die Betätigung der Bremsen führt zur sofortigen Motorabschaltung.
Was BMW mit Präsentation dieses neuen Fahrzeugs auch noch marketingtechnisch clever verkündet: »Mit dem Konzept P setzt die BMW-Group ein weiteres Signal für Kreativität bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen für die urbane Mobilität der Zukunft. Flexible Mobilitätskonzepte spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen, die unter anderem durch zunehmende Urbanisierung, Klimawandel und Ressourcenverknappung entstehen. Als weltweit führender Hersteller von Fahrzeugen und Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen im Premiumsegment nutzt die BMW Group ihre Innovationskraft, um verantwortungsvoll an der Gestaltung von zukünftigen Verkehrskonzepten mitzuwirken. Mit neuartigen, Zielgruppen- und bedarfsorientierten Fahrzeugkonzepten sowie mit emissionsfreien Antriebssystemen trägt sie im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes dazu bei, die individuelle Mobilität auf nachhaltige Weise zu sichern.«
Die jetzt vorgestellten Prototypen wurden laut Robert Bobinger bei BMW in München gebaut. Die Serienproduktion startet allerdings in Fernost – wobei ein Teil der Produktion weiterhin in Deutschland bleiben wird, betont Bobinger. Konzept P wird ab Frühjahr 2017 über die eigenen Shops der jeweiligen BMW-Autohäuser surren.
Text/Fotos: Jo Beckendorff