Bosch E-Bike Systems-Mutter Robert Bosch GmbH treibt den Wandel zum Anbieter von Mobilitätsservices weiter voran. Im neuen Geschäftsbereich »Connected Mobility Solutions« entwickeln und vertreiben künftig mehr als 600 Mitarbeiter digitale Mobilitätsdienstleistungen. Dazu gehören »Sharing-Angebote, Mitfahrservices und auf Vernetzung basierende Service-Angebote für Autofahrer«. Auch dabei: Ein bereits in Berlin und Paris durchgestartetes – und jetzt auch in Madrid loslegendes E-Scooter-Sharing. Aber von vorne.
Laut dem Vorsitzenden der Bosch-Geschäftsführung Dr. Volkmar Denner wird Vernetzung »die Art, wie wir uns fortbewegen, grundlegend verändern und dabei helfen, die Verkehrsprobleme von heute zu lösen. Mit ihr wird unsere Vision einer emissionsfreien, stressfreien und unfallfreien Mobilität Realität«.
Das Geschäftspotenzial sei enorm. Bis 2025 würden mehr als 470 Millionen vernetzte Fahrzeuge weltweit unterwegs sein (Quelle: PwC). Bereits in vier Jahren soll das Marktvolumen für Mobilitätsdienste und digitale Services 140 Milliarden Euro betragen (Quelle: PwC). »Das vernetzte Fahren ist für Bosch ein Wachstumsfeld. Bosch strebt mit seinen Lösungen ein deutlich zweistelliges Wachstum an“, erklärt Denner.
Der neue Geschäftsbereich soll das bestehende Service-Portfolio weiter ausbauen. Mobilitätsservices von Bosch warnen beispielsweise bereits Autofahrer vor Falschfahrern oder machen das Smartphone zum Autoschlüssel. Jüngster Neuzugang ist nun der Mitfahrservice des von Bosch übernommenen US-Start-Ups Splitting Fares Inc. (SPLT). Zudem stellte Denner auf der IoT-Konferenz Bosch Connected World 2018 in Berlin »System!e« vor. Damit sollen vernetzte Services für Elektromobilität die Alltagstauglichkeit des elektrischen Fahrens für den Massenmarkt weiter steigern.
Ein weiterer Wachstumsmarkt im Bereich der vernetzten Mobilität ist Ride Sharing – »Online-Dienste und Apps für Fahrgemeinschaften sowie zur Vermittlung von Fahrdiensten und Taxis«. Bis 2022 soll die Anzahl der Nutzer von Ride Sharing weltweit um 60 Prozent auf 685 Millionen steigen (Quelle: Statista, siehe hier). Bisher wenden sich die Angebote zumeist direkt an Menschen, die zufällig in die gleiche Richtung fahren oder spontan eine Fahrt buchen möchten. Unternehmen und Pendler sind dagegen weniger im Fokus.
Genau hier setzt oben genanntes SPLT an. Das von Bosch übernommene US-Start-up hat eine Plattform entwickelt, mit der Unternehmen, Universitäten oder Stadtverwaltungen Fahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter organisieren können. Mit dem B2B-Ansatz werden somit gezielt Pendler erreicht. Konkret bringt SPLT via App Menschen zusammen, die den Weg zum gleichen Arbeits- oder Studienort gemeinsam zurücklegen wollen. Dazu Denner: »Mit der Vernetzung denken wir nicht nur Autos neu, sondern auch die Art, wie wir Verkehrsmittel nutzen.«
»Digitale Services werden das elektrische Fahren beschleunigen«, betont Denner. Auf der IoT-Konferenz präsentierte der Bosch-Chef mit »System!e« eigenen Angaben zufolge »ein Gesamtsystem aus vernetzten elektrifizierten Antriebskomponenten und neuen Servicelösungen für Elektroautos. Technisch verknüpft Bosch dafür den elektrischen Antrieb mit der Bosch Automotive Cloud Suite. Auf Basis dieses Zusammenspiels entwickelt das Unternehmen internet-basierte Services. Das intelligente Elektroauto weiß beispielsweise künftig ganz genau, wann ihm der Strom ausgeht, aber auch, wo neuer Strom zu holen ist.
Selbst bei der Stromversorgung – und hier speziell mit Blick auf die sogenannte »Reichweiten-Angst« – soll »System!e« für Abhilfe sorgen. Die Vernetzung des Elektroantriebs mit der Cloud ermöglicht beispielsweise die »erweiterte Reichweitenprognose«. Ein Algorithmus berücksichtigt Fahrzeugdaten wie aktuellen Batterieladestand, Energieverbrauch für Heizung oder Klimaanlagesowie Fahrstil des Fahrers und Informationen aus der Umgebung. Dazu zählen topografische Daten der voraus liegenden Strecke und die aktuelle Verkehrssituation. Auf Basis dieser Informationen berechnet der Service zuverlässig und genau die Reichweite. Geht es mit dem Elektroauto auf große Fahrt, wird die erweiterte Reichweitenprognose um den »Lade-Assistenten« ergänzt.
Fazit Denner: »Für Bosch geht Mobilität über das Auto hinaus. Mit unserer breiten Technikkompetenz in zahlreichen Bereichen können wir wie kein anderes Unternehmen anwendungs-übergreifende Ökosysteme entwickeln und betreiben.«
Übrigens: Schon seit 2016 verleiht die Bosch-Tochter Coup in Berlin Elektroroller. Nach Paris im vergangenen Jahr geht das E-Scooter-Sharing dieses Jahr auch in Madrid an den Start. Damit sind dann 3.500 Elektroflitzer im Einsatz.
Interessiert? Weitere Informationen über Boschs vernetzte Mobilitätsservice-Aktivitäten unter www.bosch.com und iot.bosch.com.
Text: Jo Beckendorff/Robert Bosch GmbH, Fotos: Robert Bosch GmbH