Branchen-Veteran Johann Guppenberger verstorben

Die Branche trauert um Johann Guppenberger. Schon früh hatte der Branchenveteran das Potential des damals aus Amerika kommenden Mountainbikes erkannt. Mit seiner Augusta Radsport Vertriebs GmbH legte er sich vor allem mit der Taiwan-Marke Wheeler ins Zeug…

Legendär sind seine Containerlieferungen an RadlBauer, der damals schon über diverse temporäre Outlets in und um München Fahrräder verkaufte. Wenn die Nachfrage dem wachsenden Wochenend-Ansturm nicht mehr gewachsen war, griff Radlbauer-Gründer Klaus Böttner persönlich zum Hörer. Es war Guppenberger und sein Team, die dann sofort mit dem Lastwagen neue Ware lieferten – auch am Wochenende. So wurde speziell seine Vertriebsmarke Wheeler größer und größer.
Wheeler-Chef Wen-Jen Yang – Sohn von Firmengründer Chi-Hsin Yang – bekommt heute noch glänzende Augen, wenn er an das Wheeler-Geschäft von Augusta denkt: „In der Saison 1991/92 haben wir allein in Deutschland 80.000 Wheeler-Fahrräder verkauft!“ Somit avancierte Guppenberger in Deutschland zu „Mr. Wheeler“.
Auch auf Verbands-Ebene setzte Guppenberger Zeichen. Weil die europäische und damals auf der Kölner Ifma ausstellenden Anbieter in seinen Augen „alle pennten“ und der damalige Verband der Fahrrad- und Motorradindustrie e.V. (VFM) – Vorläufer des heutigen Zweirad Industrieverbandes (ZIV) – keinerlei Anstalten machten, das Thema Mountainbike überhaupt aufzugreifen, gründete Guppenberger zusammen mit dem damaligen Giant-Deutschand-Chef Wolfgang Kandler und einigen weiteren jungen Mountainbike-Importeuren wie beispielsweise Markus Storck kurzerhand den Verband Deutscher Fahrradimporteure (VDFI).
Damals vertrat der VFM ausschließlich die Interessen der deutschen Fahrradindustrie. Die aufstrebenden Mountainbike-Importeure wurden damals – in Zeiten der gerade mit den Stollenreitern loslegenden Eurobike – quasi ausgegrenzt. Der erste VDFI-Vorstand setzte sich aus Johann Guppenberger und Wolfgang Kandler – den Geschäftsführern der damals in Deutschland tonangebenden Mountainbike-Anbietern Augusta/Wheeler und Giant-Deutschland – zusammen. 2002 – Guppenberger stand nun nicht mehr an erster Verbandsfront – fusionierte der VDFI mit dem Verband der Deutschen Zweirad-Großhändler (VZG) zum unter dem ZIV-Dach agierenden Zweirad Groß- und Außenhandelsverband e.V.
Auch wenn Guppenbergers Geschäfte nicht immer erfolgreich waren – nach dem Ende von Augusta Radsport im Jahr 1996 folgte 2006 unter anderem die Insolvenz seiner 1998 gegründeten Radac GmbH Rad-Vertrieb – ließ es der Augsburger nie an Einsatz mangeln. Das Fahrrad war sein Leben. Dem Aus von Radac folgte Ende 2006 die Gründung der Rad Agentur Johann Guppenberger (Radag).
Mit der griff der umtriebige Guppenberger auch schon sehr früh das Thema E-Bike auf. Unter dem eigenen Label Carat erklärte er Messebesuchern inbrünstig, dass E-Bikes das nächste große Thema in Sachen Fahrrad sein werden – zu einer Zeit, wo eigentlich niemand an E-Bikes dachte. Dass ihm das damals so niemand richtig abnehmen wollte, ärgerte ihn maßlos.
2006 gründete Guppenberger dann auch noch mit der Fairrad Einkaufs eG (FEG) eine neue Fahrrad-Einkaufsgenossenschaft. Die stellte sich auf der damaligen Ifma vor. Guppenberger sprach damals von einem lang gehegten Traum – nämlich „einen fairen Zusammenschluss von Fahrrad-Einzelhändlern mit den spezifischen Vorteilen einer Genossenschaft wie Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Demokratie, Gleichheit und Solidarität gegen die Branchendiktatur der ZEG“ zu kreieren. Dieser Traum war dann allerdings eher eine Todgeburt – auch wegen des schlecht kopierten FEG-Logos, das auf Druck der ZEG geändert werden mußte..
Weder Insolvenzen noch Lobbyisten konnten Guppenberger stoppen. Bis zu seinem Tod am 5. August arbeitete der mittlerweile 76-Jährige mit einer guten Portion Hemdsärmeligkeit, die ihn innerhalb der Fahrradbranche zu einem echten Macher werden ließ. Dem konnten nicht immer alle folgen. Gestern (11.8.) wurde Guppenberger in Haunstetten bei Augsburg beerdigt.
Komplett verschwinden wird der Name Guppenberger nicht. Johann Guppenbergers Sohn Ulrich ist mit seiner eigenen Bike Marketing BMG GmbH (u.a. verantwortlich für Maxxis in Deutschland und Österreich) im Markt. Das RadMarkt-Team spricht der Familie Guppenberger sein Mitgefühl aus.

Text: Jo Beckendorff, Foto: privat

 

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