Branchenzahlen: Stabilität im deutschen Fahrradmarkt

»Der deutsche Fahrradmarkt zeigte sich im ersten Halbjahr dieses Jahres weitgehend stabil«, das ist die Kernaussage aus den vorgelegten Zahlen des ZIV, die Geschäftsführer Siegfried Neuberger beim traditionellen Branchengespräch am Vortag der Eurobike bekanntgab. Die Seite des Fahrradfachhandels beleuchtete Thomas Kunz, Geschäftsführer des Verbandes des deutschen Zweiradhandels. Werner Forster, Geschäftsführer von Cycle Union und Stan Day, Präsident von SRAM Corporation äußerten sich zur aktuellen Situation auf dem internationalen Fahrradmarkt.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden rund 2,66 Millionen Fahrräder an den deutschen Markt angeliefert. Damit ist im Vergleich zum Vorjahr lediglich ein Rückgang von 0,2 Prozent zu verzeichnen. Entscheidend seien hier die relativ schlechten Witterungsbedingungen und ein immer noch sehr schwaches Konsumklima gewesen, so Neuberger. Die Fahrradproduktion ist mit rund 1,56 Millionen Fahrrädern gleich geblieben ebenso wie die Einfuhren im 1. Halbjahr 2010, die bei rund 1,68 Millionen Fahrrädern lagen. Die wichtigsten Einfuhrländer waren, wie im Vorjahr Taiwan, Polen, Thailand und die Niederlande.
Einen leichten Anstieg von 0,7 Prozent verzeichnet der Fahrradexport; rund 580.000 Fahrräder wurden exportiert. Damit setze sich der positive Trend beim Export von Fahrräder weiter fort. Frankreich, die Niederlande, Österreich und Polen waren die Hauptexportländer.

E-Bike-Absatz über der Prognose

Mit rund 180.000 Stück für das Gesamtjahr 2010 waren die Absatzzahlen für E-Bikes und Pedelecs bisher vom ZIV veranschlagt worden. Der Verlauf des ersten Halbjahrs lässt jedoch Hoffnung auf mehr zu: Aufgrund der positiven Meldungen aus den Mitgliedsfirmen und ausgehend vom bisherigen Verlauf scheint eine Gesamtabsatzzahl von rund 200.000 Stück möglich. In Europa rechnet der Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) mit rund 600.000 verkauften E-Bikes und Pedelecs im Jahr 2010. Diese positive Entwicklung hat auch Einfluss auf die Durchschnittspreise, die sich sowohl bei Fahrrädern als auch bei E-Bikes in diesem Jahr weiter positiv entwickeln werden, so die Prognose.

Fachhandel gefragt

VDZ-Geschäftsführer Thomas Kunz legte konkrete Zahlen aus dem Fahrradeinzelhandel vor. Hier wird ein Umsatz von 3,3 Milliarden Euro im Jahr erzielt, wobei davon 54 Prozent auf Fahrräder entfallen und der Rest auf Fahrradzubehör und Service. Sehr erfreulich ist der Marktanteil des traditionellen Fachhandels, der wertmäßig bei 75 Prozent liegt. Grund dafür sind, so Kunz, die hochpreisigen Sortimente, die vor allem über den Fachhandel liefen wie auch der steigende Umsatzanteil der E-Bikes.
Als Zeichen für den Wunsch der Kunden nach mehr Qualität sieht Kunz die Entwicklung des Durchschnittspreises für Fahrräder. Im Jahr 2009 lag er bei 446 Euro, im Jahr 2008 waren es noch 386 Euro.
In der Rückschau war das Jahr 2009 für den Fahrradfachhandel durchaus positiv. Er konnte beim Umsatz nominal 6 Prozent zulegen, obwohl der private Verbrauch nominal um 2,5 Prozent zurückging. Für 2010 geht der VDZ von einem Umsatz auf Vorjahresniveau aus.
Zukünftig werde das Fahrrad immer mehr an Bedeutung gewinnen, so Kunz. Als Baustein von Mobilität und als Lifestyle-Produkt sei es inzwischen anerkannt. Dazu wachse die Bedeutung des E-Bikes, was dem Fachhandel große Chancen bei der Qualität der Beratung und beim Service eröffne.

E-Bike hat Potential

Als Trend der Zukunft hat Cycle Union-Geschäftsführer Werner Forster nicht nur das E-Bike im Auge. Auch Qualität rückt immer mehr in den Focus. So seien Preise von 1.000 Euro für Fahrräder im Standardbereich gang und gäbe. Beim E-Bike sieht Forster noch großes Potential, die Neugier nach neuen Technologien und die Nachfrage sei groß.
Mit innovativen Produktentwicklungen – einfachere Produkte mit weniger Gängen und weniger Gewicht – will Stan Day und sein Unternehmen in die Fahrradzukunft führen. Auch SRAM hat das Thema E-Bike im Focus und will 2012 dazu spezielle E-Bike-Systeme vorstellen. Mit Geldern der SRAM-Stiftung werden Kampagnen für das Fahrrad unterstützt und Lobbyarbeit betrieben.
Auch der ZIV konnte mit seiner Aktion Pro Fahrrad Erfolge verzeichnen, zeigt sich doch, dass langsam die Politik die Potentiale des Fahrrads erkennt.

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