Egal ob zwei oder vierrädrig: Nachdem das Thema batterieelektrische Mobilität ins Rampenlicht gerollt ist, wurde die Alternative wasserstoffbetriebener E-Fahrzeuge in den Hintergrund gedrängt. Das könnte sich bald ändern: Auf Betreiben der Autoindustrie hat die Bundesregierung im Juni beschlossen, mit dem Thema Brennstoffzelle und Wasserstoff eine weitere Zukunftsalternative zum Verbrennungsmotor eine Chance zu geben. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer gab bekannt, die bisherige Zahl von 15 Wasserstoff-Tankstellen bis zum Jahr 2015 auf bundesweit 50 auszubauen. Insgesamt werden dafür Fördermittel in Höhe von 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Kosten teilen sich Bund und Industrie.
Aus staatlicher Sicht soll das aber erst der Anfang der geplanten Verdichtung des Wasserstoff-Tankstellen-Netzes sein. Denn eine landesweite Abdeckung wird erst mit 1.000 Standorten zum Nachtanken von Wasserstoff erreicht.
Mit der Unterstützung der Alternative Brennstoffzelle und Wasserstoff könnte die Bundesregierung ihr ehrgeiziges Ziel erreichen, bis zu Jahr 2020 eine Million (vierrädrige) Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Denn im Grunde sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge nichts anderes als Elektroautos.
Allerdings wird die Energie in Form des Gases Wasserstoff an Bord gespeichert und nicht in einem Akku. Weil beim Betrieb einer Brennstoffzelle nur Wasser als Abfallprodukt entsteht, kann diese Verbrennungsmotor-Alternative auch zur Senkung des CO2-Ausstoß beitragen. „Elektrofahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle fahren ohne schädliche Emissionen. Sie besitzen zudem eine hohe Reichweite und können innerhalb weniger Minuten auftanken“, erklärt Ramsauer.
(Vierrädrige) Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind zu 80 Prozent baugleich mit batteriebetriebenen E-Fahrzeugen. Allerdings kommen sie mit einer Tankfüllung an die 500 Kilometer weit – und lassen sich wie oben bereits erwähnt innerhalb von Minuten wieder auffüllen (während eine Batterie mehrere Stunden braucht). Zudem befinden sich die Wasserstoff-Tanks im Unterboden des Fahrzeugs – und nehmen somit weder Platz im Fahrzeug- bzw. Gepäckraum ein wie beispielsweise groß angelegte Akkus.
Des Weiteren ist man mit den High-tech-Akkus jetzt auf einer Stufe angelangt, die kaum noch zu überbieten ist. Laut Branchenkennern stößt man bei der Batterie-/Akku-Technologie an Grenzen, die laut Aussagen des Daimler-Brennstoffzellen-Antriebsentwicklungs-Experten Christian Mohrdieck in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung „voraussichtlich 15 bis 20 Prozent über dem liegen, was wir heute haben“. Mohrdieck versucht, den Überschwang bei reinen (vierrädrigen) Batteriefahrzeugen zu dämpfen: „Die Fortschritte bei den Akkus werden schwieriger.“
Für ein Zweirad mag der aktuellen Stand durchaus reichen. Bei Autos sieht es anders aus. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Mengen Rohstoffe wie Lithium, die teilweise endlich sind, verschlingen. Hier werden die Kosten bei steigender Nachfrage also dramatisch steigen. Somit ist verständlich, daß Anbieter wie Mercedes oder seit kurzem auch – über eine Kooperation mit Toyota – BMW an einer „zweiten Alternative“ zur batteriebetrieben E-Mobilität arbeiten.
Was Zweiräder bzw. Fahrräder betrifft, scheint sich das Thema Brennstoffzelle – egal ob aufgefüllt mit Wasserstoff oder anderen flüssigen Brennstoffen wie beispielsweise Methanol oder Kohlenwasserstoffe – leider mehr oder weniger erledigt zu haben. Für Fahrräder ist die derzeitige Batterie-/Akkutechnologie durchaus ausgereift. Somit surrt die Zahl der Anbieter brennstoffzellen-betriebener E-Bikes auch im Zuge des E-Bike-/Pedelec-Booms mit Akku nur noch unter „ferner liefen“. Für ein E-Bike scheint die sich noch im Aufbau befindende Brennstoffzellen-Technologie mit ihren Tanks einfach (noch) zu schwer.
Fazit: Weil die batteriebetriebene Mobilität in Sachen Vierrad mit ihrer Akku-Technologie an Grenzen stößt, macht die Forschung und der Ausbau an einer weiteren Alternative zum Verbrennungsmotor wie die Brennstoffzelle mit Wasserstoff durchaus Sinn. Ob allerdings die zweirädrige Mobilität irgendwann wieder auf die Brennstoffzelle setzt? Hier scheint die innerhalb der letzten Jahre Schritt für Schritt ausgebaute Akku-Technologie am ehesten ausgereift genug.
Mehr über einstige Brennstoffzellen-Projekte der Fahrradbranche und deren Ist-Zustand in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
– Jo Beckendorff –