Um einen klassischen Buy-Out an die neu kreierte Cycle Bid Co. abzuwickeln, hat der schwankende Bikeriese Derby Cycle Corp. in den USA am 20. August freiwillig einen Vergleich nach Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzgesetzes beantragt.
Am 14. August legte Derby Cycle Corporation die nicht gerade erbaulichen Zahlen seines zweiten Geschäftsquartals 2001 vor – die Einkünfte von 126 Mio. US$ lagen 25 Prozent unter dem Ergebnis des gleichen Vorjahres-Zeitraumes, das Betriebsergebnis rutschte um 75,9 Prozent (= 8,2 Mio. US$) auf 2,6 Mio. US$.
Am 20. August wurde ein pfiffiger Schachzug gemeistert: Um einen klassischen Buy-Out zu erleichtern, will Derby Cycle sein komplettes Geschäft an Cycle Bid Co. verkaufen. Hinter diesem neuen Unternehmen verbergen sich viele Mitglieder aus dem bestehenden Derby-(Top-)Management sowie einige Derby-Investoren.
Gleichzeitig wurde in den USA vorsorglich und freiwillig ein Vergleich nach Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzgesetzes beantragt. Derby Cycle weist darauf hin, daß neben Kanada sämtliche Überseegeschäfte (inkl. Deutschland) nicht von diesem in USA beantragten Chapter 11 betroffen sind. Man wolle somit lediglich, heißt es in der Pressemitteilung von Derby, anderen Parteien Gelegenheit geben, bei dem Verkauf des Fahrradriesen mitzubieten.
Branchenkenner gehen aber auch davon aus, daß auch andere Gründe dahinterstecken. So lassen sich mit Chapter 11 beispielsweise auch schnell sogenannte Bondholders ausschalten. Denn neben den bekannten großen Derby-Investoren wie PerseusLLC (die sich laut Firmensprecher erfreut darüber zeigen, „bei der bevorstehenden Derby-Übernahme mitbieten zu dürfen“) gibt es auch noch einige andere Unternehmen, die sich finanziell an den internationalen Fahrradriesen gebunden haben. Gehen die nun leer aus?
Derby-Chef Alan Finden-Crofts betont, daß sein Unternehmen keine weiteren Bankkredite abzuzahlen und momentan sogar noch Geld auf der Bank liegen habe. Alle Geschäftspartner seien bezahlt worden, versichert der Turnaround-Spezialist. Das wichtigste für alle Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner sei, daß das Tagesgeschäft aus finanziell soliden Füßen stehe und dies auch in der Zukunft so sein wird. Es bestünde derzeit jedenfalls keine Notwendigkeit, weitere Finanzquellen anzuzapfen.
Finden-Crofts sieht in Chapter 11 die einzige Chance, die Tür der letzten (schlechten) Jahre endgültig zu schließen und einen frischen Neustart nach „Rundum-Restrukturierung“ hinzulegen. Laut Pressemitteilung soll Cycle Bid Co. derzeit 20 Mio. US$ für Derby bieten. Wer bietet mehr? Der Deal soll planmäßig bis Ende September abgeschlossen sein. -jb-