Lange pfiffen es die Spatzen vom Dach. Speziell in den USA wurde gerade in den letzten Monaten die Gerüchteküche angeheizt. Nun ist Vollzug gemeldet worden: Am 25. Juni gab Roman Arnold – Gründer und CEO von Bikehersteller und –versender Canyon Bicycles GmbH – den Einstieg in den US-Markt offiziell bekannt. »Neuer Partner für die Globalisierung der Marke Canyon und des erfolgreichen Geschäftsmodells ist die US-amerikanische TSG Consumer Partners LLC« mit Sitz in San Francisco. Die Verträge seien unterzeichnet. Mit der formalen Bestätigung durch das Bundeskartellamt sei innerhalb der nächsten Wochen zu rechnen. Das operative US-Geschäft wird im Frühjahr 2017 durchstarten.
Die kalifornische Beteiligungsgesellschaft TSG mit Fokus auf Investment in Konsumgüteranbieter wird eine Minderheitsbeteiligung an der Canyon Bicycles GmbH eingehen. Über die Höhe werden allerdings keine Angaben kommuniziert.
»Die Partnerschaft mit TSG ist wertvoll, um den amerikanischen Markt mit seinen rechtlichen und wirtschaftlichen Besonderheiten erfolgreich für uns zu entwickeln. Mit diesem Schritt verwirklichen wir ein Unternehmensziel, das wir uns seit langem gesteckt und gut vorbereitet haben und freuen uns, mit TSG einen passenden Partner gefunden zu haben, der unsere Vision, unser Markenverständnis und unsere Werte teilt«, erklärt Roman Arnold die nun vollzogenen Schritte.
Die Partnerschaft mit TSG begründet die Expansion in die USA – »und damit auch die Weiterentwicklung von Canyon zur global führenden Radsportmarke«. Dazu TSG Managing Director Blythe Jack: »Wir freuen uns, eine so starke und erfolgreiche Marke bei der Expansion in die USA mit unserem Know-how zu unterstützen und die Erfolgsgeschichte von Canyon als ‚Global Player’ gemeinsam mit dem Canyon-Team weiter schreiben zu können. Canyon wird seine führende Position als Hersteller von Bikes in absoluter Spitzen-Qualität und als Innovationsführer in Technologie, Design und Performance weltweit ausbauen.« Wichtig: Die Koblenzer werden weiterhin als eigenständiges und unabhängiges Unternehmen am Markt auftreten.
Mit der großen Erfahrung von TSG im Bereich Handel und Consumer-Brands soll aber auch der weltweite Canyon-Kundenservice erweitert werden. Der Zeitpunkt für die zukunftsweisenden Veränderungen ist laut Roman Arnold ideal: Bereits im vergangenen Jahr habe man umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen.
So eröffnete das Unternehmen am Stammsitz in Koblenz »eine der modernsten Fertigungshallen weltweit«. Die Produktionsabläufe wurden so verändert, dass die steigende Nachfrage nach Canyon Bikes entsprechend erfüllt werden kann. Laut dem Anbieter mit Erfolg: »Im Frühjahr 2016 wurden die bisher höchsten Umsatzzahlen in der Geschichte des Unternehmens erzielt«. Zuvor hatte es allerdings auch aufgrund der hohen Nachfrage markante Lieferverspätungen gegeben, die sich gerade ein Direktvertreiber wie Canyon nicht leisten sollte. Dafür hatte sich Roman Arnold auch in einem offenen Brief bei seinen Kunden entschuldigt. Die Koblenzer sind das Problem angegangen.
In den vergangenen sechs Jahren kurbelten die Canyon-Macher den Jahresumsatz durchschnittlich um 30 Prozent nach oben. So erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2015 einen Umsatz von 160 Millionen Euro.
Die Expansion in die USA würde einen weiteren dynamischen Entwicklungsschritt mit sich bringen: Die Nachfrage nach Canyon Bikes ist dort seit Jahren sehr hoch. Die bisherigen Möglichkeiten, tatsächlich ein Bike zu bestellen, waren allerdings kompliziert und teuer. Das würde sich mit TSG im Rücken ändern. Das US-Unternehmen werde »ab Frühjahr 2017 in das operative Geschäft einsteigen«.
Text: Jo Beckendorff/Canyon Bicycles, Fotos: Canyon Bicycles