Lang ist’s her – in der Ausgabe 7/2018 hatte der RadMarkt schon einmal über das Cargobike-Verleihsystem Tink (steht für »Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen«) berichtet. Damals ging es um das stationäre Geschäft, dass vom Betreiber des Konstanzer Tink-Verleihsystems geführt wird und sich neben diesem auch noch um das städtische Fahrrad-Verleihsystem Konrad kümmerte. Nun geht besagtes Transportrad-Mietsystem im Rahmen seines Anspruchs, als erstes kommunales Netzwerk für ganz Europa anzutreten, zuerst einmal auf Wanderschaft: vier Städte werden jeweils fünf Monate testen, »wie öffentliche Transporträder bei ihren Bürgerinnen und Bürgern ankommen«. Nach diesem Test in Singen, Leipzig, Reutlingen und Dortmund sollen diese entscheiden, wie ihr eigenes Mietsystem aussehen könnte.
Das erste Tink Netzwerk-Treffen fand Ende letzten Jahres per Videoschalte statt. Unter anderem wurde diskutiert, wie sich Vandalismus bei Transporträdern vermeiden lässt – und welche Erfahrungen Kommunen mit privaten Systemanbietern gemacht haben. Das Projekt wird von der Konstanzer Tink Walter & Wagner GbR koordiniert. Unterstützung kommt sowohl von der für die Evaluation zuständigen Berliner e-fect eG als auch von Arne Behrensen und seiner Berliner Cargobike-Agentur Cargobike.jetzt. Das Trio hatte auch die
ersten Tink-Pilotprojekte in Konstanz und Norderstedt auf die Beine gestellt. Dabei zeigte sich, wie vielfältig Transporträder nutzbar sind – etwa für Einkäufe, Kindertransporte, Freizeitausflüge oder kleine Umzüge.
Was aber auch klar wurde: Es braucht mehr als zwei Pilotstädte, um einen Beitrag für eine nachhaltige Verkehrswende zu leisten. Daher haben sich einige Städte mit Transportrad-Erfahrung zusammengeschlossen. Problem: Diese Städte weisen aber auch schon unter sich große Unterschiede auf: »Sie liegen in unterschiedlichen Landschaften, die Zahl der Einwohner fällt weit auseinander, ihre Infrastruktur fürs Fahrradfahren ist verschieden – und sie weisen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Mietsystemen für Transporträder auf.«
Somit ist der Testlauf in den oben genannten vier Städten auch ein innovativer Teil des Projekts Tink Netzwerk, das den eigenen Erfahrungswerten dient. Auch wenn schon neben Konstanz und Norderstedt die neun Städte Aachen, Hamburg, Hannover, Mannheim, Mainz, Offenburg, Rostock, Weimar und Wiesbaden dazu gehören, will man den Erfahrungsschatz ausweiten. Nur so kann das am 17. Dezember letzten Jahres offiziell gestartete »erste kommunale Netzwerk für öffentliche Transportrad-Mietsysteme in ganz Europa, das nachhaltige Mobilität fördern und Innenstädte von Verkehr entlasten soll«, langfristig wachsen und gedeihen.
Mit dabei sind übrigens auch zwei Verkehrsgesellschaften (Reutlingen und Wiesbaden) und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Gemeinsames Ziel ist es, »öffentliche Transportrad-Mietsysteme als Baustein der Verkehrswende voranbringen«.
Mehr dazu in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Tink Norderstedt – Katrin Kiesel/Bildrechte bei Tink Walter & Wagner GbR.