Nach 16 Jahren an der Spitze der französischen Groupe Rossignol SA wird CEO Bruno Cercley (1. Bild unten) im ersten Quartal 2021 seine Position an Unternehmens-Newcomer Vincent Wauters (2. Bild unten) übergeben. Allerdings ist der langjährige Rossi-Chef dann nicht komplett draußen: laut Unternehmensangaben behält er »eine nicht geschäftsführende Funktion als Präsident und Mitglied des Verwaltungsrats«.
Offiziell zum 1. Dezember 2020 wird Vincent Wauters der Groupe Rossignol beitreten und die globale Entwicklung des Kerngeschäfts fortsetzen. Dabei soll er das enorme Potential von Textilien und E-Commerce weiter ausbauen.
Um im ersten Quartal 2021 einen reibungslosen Übergang der Geschäftsführung zu gewährleisten, werden Wauters und Cercley in den kommenden Monaten zusammenarbeiten.
»Der Neue«
Rossi-Newcomer Vincent Wouters verfügt über umfangreiche Führungserfahrung in der Outdoor-Branche. Er war Chairman und CEO von Hunter Boots, Chairman von Arc’teryx und als Mitglied des Vorstands der Amer Sports Corporation für das globale Geschäft und die Kategorien Bekleidung und Ausrüstung verantwortlich. Zudem hatte er auch verschiedene operative Positionen bei Newell Rubbermaid. Außerdem war er einer der ersten Mitarbeiter von Amazon in Frankreich.
Ausstieg nach Rossi-Verkauf, Wiedereinstieg nach Rossi-Kauf
Bruno Cercley kam 2002 erstmals zu Rossignol. Als Groupe Rossignol 2005 von der US-Surf- und Skatesport-Grösse mit australischen Wurzeln Quicksilver Inc. übernommen wurde, verließ er das Unternehmen.
So richtig glücklich wurden die US-Amerikaner mit Rossi Group allerdings nicht. Die Idee, das eigene sommerlastige Geschäft mit der französischen Wintersport-Größe (Marken Dynastar Ski, Lange Skischuhe, Look Skibindungen, Risport Schlittschuhe, Rossignol Ski & Snowboards) auszulasten, kam nie richtig zum Tragen.
Nur drei Jahre später (2008) kaufte ein französisches Konsortium namens Chartreuse & Mont Blanc unter Leitung von Bruno Cercley die Rossignol Group von Quiksilver zurück. Seit dem Abschluss dieser Transaktion führt er das Unternehmen als CEO.
Nach Kauf: drastische Umstrukturierung
Nach einem drastischen Umstrukturierungsplan im Jahr 2009 hat sich Rossignol Group nicht nur zu einem der weltweit führenden Wintersport-Markenanbieter entwickelt, sondern Schritt für Schritt auch die Fühler des winterlastigen Unternehmensgeschäft Richtung Sommersport ausgestreckt. So wurde unter dem Markennamen Rossignol sowohl eine vollständige Bekleidungskollektion als auch später – ganz im Zeichen des Unternehmensmottos »Pure Mountain Company« – eine Mountanbike-Range (inklusive E-MTB, siehe 3. Bild unten) auf den Markt gebracht.
Die Sache mit Time Sport…
Zuvor hatten die Franzosen aber auch schon ihre Fühler Richtung Fahrradmarkt ausgestreckt. 2016 übernahmen sie die heimische Fahrradrahmen- und -zubehör-Marke Time Sport International S.A.S. Diese wurde Mitte dieses Jahres an den jungen Landsmann und E-Mountainbike-Anbieter WhaTTfornow veräußert wurde. Worüber bis dato nirgendwo berichtet wurde, dem RadMarkt aber bei dieser Recherche aufgefallen ist: Time Sport wird noch immer von Rossignol Group geführt. Heißt auch, dass besagter Verkauf nicht komplett über die Bühne gegangen ist (sich Rossi Group diesbezüglich aber weiter zurückhält, unter der Hand aber weiter auf der Suche nach einem Käufer sein soll).
Mit der Übernahme von Felt Bicycles im Jahr 2017 stiegen die Franzosen dann erstmals in den Komplettrad-Markt ein. 2018 wurde dann mit der Expertise des US-Bikeanbieters dann auch oben genannte erste Rossi MTB- und E-MTB-Range auf die Beine gestellt.
Cercley-Statement zum Stabwechsel
»Mit Blick auf das, was wir in den letzten zehn Jahren erreicht haben, bin ich sehr stolz darauf, das große Privileg gehabt zu haben, die Mitarbeiter innerhalb der Groupe Rossignol in diesem unglaublichen Unternehmen zu führen. Wir haben mit Rossignol unsere führende Position im Skimarkt wiedererlangt, unseren Marktanteil bei Schuhen verdoppelt, ein echtes Textilgeschäft mit starkem Wachstum geschaffen, das durch eine einzigartige Markenpositionierung unterstützt wird und wir sind ein wichtiger Partner für Bergliebhaber geworden – auf ihrer Suche nach ‚Another best Day‘, zu jeder Jahreszeit. Ich bin den Teams sehr dankbar, die so hart mit mir zusammengearbeitet haben, um dies zu erreichen. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um uns zu organisieren, um unsere Vision weiterzuentwickeln und durch solide Aktionspläne umzusetzen. Vincent in der Groupe Rossignol aufzunehmen, ist eine große Chance, die wir nicht verpassen durften. Ich freue mich sehr, diesen Übergang mit ihm zu organisieren, den wir reibungslos und effizient gestalten wollen. Ich werde natürlich als Präsident und Vorstandsmitglied aus strategischer Sicht sehr interessiert und involviert bleiben«, erklärt Bruno Cercley aus der Firmenzentrale in Saint-Jean-de-Moirans heraus.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Rossignol Group