Cervélo bald mit Europazentrale im süddeutschen Raum

Im Zuge der strategischen Neuaufstellung der Führungsstruktur beim kanadischen Rennrad- und Triathlonrad-Spezialisten Cervélo wurden 2011 die Zukunftsweichen gestellt. Nachdem sich die beiden Firmengründer und –chefs Gerard Vroomen und Phil White im ersten Jahresquartal 2011 dazu entschlossen, das Unternehmen nicht mehr von einem CEO-Duo, sondern von einem CEO lenken zu lassen, übernahm White diese Aufgabe. Vroomen zog sich aus dem Tagesgeschäft zurück, bleibt aber weiterhin im Aufsichtsrat an Bord (der RadMarkt berichtete). Des Weiteren wurde schon damals bekannt gegeben, das internationale Geschäft neu aufzustellen. Wie jetzt aus internen Branchenkreisen zu erfahren ist, baut Cervélo im ersten Quartal 2012 eine im süddeutschen Raum ansässige Europazentrale auf. Sie wird dann von einem zum Zeitpunkt dieser Recherche noch nicht genannten Branchenprofi gelenkt.

Aber von vorne: Der globale Vertrieb wird weiterhin aus der Firmenzentrale in Toronto bearbeitet. Das Geschäft in Europa und dem Rest der Welt wird in den Händen der sich jetzt im Aufbau befindenden europäischen Verkaufsrepräsentanz liegen (nicht zu verwechseln mit der deutschen Verkaufsrepräsentanz Cervélo GmbH in Maierhöfen/Allgäu – die dortige Verkaufskoordinatorin Tanja Straubinger ist übrigens gleich nach der Eurobike ausgeschieden). Mehr Details zur sich gerade im Aufbau befindenden Europazentrale und was dann mit der deutschen Verkaufsrepräsentanz in Maierhöfen passiert zu einem späteren Zeitpunkt.

In Toronto wurden jedenfalls bereits zwei wichtige Positionen neu besetzt: Brian Dillman ist in seiner Funktion als Executive Vice-President und Antoine Ballon in seiner Funktion als Vice-President Global Marketing entscheidend an der Gestaltung des Unternehmens beteiligt. In einem Doppelinterview sprechen sie erstmals gemeinsam über Strategie, Ausrichtung sowie Handelskooperationen des kanadischen Herstellers edler Renn- und Triathlonräder, die auch Europa betreffen:

? Cervélo verfolgt bislang eine stark ingenieursorientierte Strategie. Wird sich daran etwas ändern?

Brian Dillman: Nein, wir sind eine Firma, die durch und durch auf dem Ingenieurswesen basiert. Wir machen keine Kompromisse in unserer Leistung. Das macht den Kern unseres Unternehmens aus, und jegliche Veränderung würde dem Geschäft schaden.

? Wie teilen Sie sich die Aufgaben bei Cervélo?

Brian Dillman: Antoine ist für alle Produkte, das Marketing und Sponsoringaktivitäten verantwortlich. Ich kümmere mich darum, dass das Tagesgeschäft und der Verkauf erfolgreich laufen.

Antoine Ballon: Brian hat das bereits gut erläutert, aber hat dabei eine Sache vergessen… er ist auch mein Boss. (lacht)

? Der Verkauf ergibt sich aus einer starken Kooperation mit dem Fachhandel. Wie unterstützen Sie die Fachhandelspartner? Sind spezielle Handelsprogramme oder Händler-Events geplant?

Brian Dillman: Wir machen weiter mit unserem Pro Dealer Concept für 2012. Zudem werden Antoine und sein Team bei unserer Händlereinladung BrainBike auf Fuerteventura im Januar die Neuheiten unseren Partnern vorstellen.

? Bislang lag der Focus von Cervélo sehr stark auf dem Road-Bereich. Wird sich an dieser Ausrichtung etwas ändern?

Antoine Ballon: Dieser Eindruck könnte durch die exzellente Arbeit des Garmin-Cervélo Teams entstanden sein. Aber mehr als die Hälfte unserer Arbeit macht noch immer der Triathlonbereich aus. Dort haben wir unsere Kernkompetenz und noch immer unsere Stärke. Ein Marktanteil von 30 Prozent beim Kona Bike-Count auf Hawaii ist das beste Beispiel dafür. Aber beide Bereiche sind wichtig, und ich werde für ein besseres Gleichgewicht sorgen, was die Kommunikationsstrategie betrifft. Den Startschuss soll es im Januar mit der Einführung des neuen Triathlon-Bikes geben. Außerdem handelt es sich um zwei verschiedene Zielgruppen und diese müssen unterschiedlich angesprochen werden.

? Wie wichtig ist der deutsche und österreichische Markt für Cervélo im internationalen Kontext?

Brian Dillman: Wir haben fünf Kernmärkte für unser Produktportfolio definiert, zu denen auch Deutschland und Österreich zählen. Die zwei Länder sind sehr wichtig, da sie die einzigen außerhalb Nord-Amerikas sind, in denen wir durch ein eigenes Verkaufsteam agieren.

? Über den neuen Tretlagerstandard BBright wurde viel geschrieben und diskutiert. Wie kam BBright beim Fachhandel an?

Antoine Ballon: BBright ist ein Schlüsselelement für die Steifigkeit und schnelle Reaktionszeit unseres Rades. Die Branche hat noch nicht realisiert, was für einen großen Schritt wir damit gemacht haben. Aber wir werden bereits kopiert. Das ist der Anfang für mehr Wahrnehmung.

? Die Kooperation mit dem Garmin Team geht 2012 in das zweite Jahr. Sind Sie mit der Zusammenarbeit zufrieden und werden Sie Ihr Engagement im Profiradsport als Co-Sponsor verlängern?

Antoine Ballon: Auf jeden Fall sind wir zufrieden. Was für ein fantastisches Jahr 2011! Ja, Thor Hushovd ist zwar nicht mehr im Team, aber wir erwarten ein weiteres tolles Jahr in 2012.

? Was werden produktseitig die Highlightthemen für 2012 sein?

Brian Dillman: Der Fokus liegt auf dem S5. Das Rad hat hinsichtlich der Verkaufszahlen noch enormes Potenzial nach oben. Das S5 VWD ist wohl das beste Allround-Bike, das wir je produziert haben. Außerdem habe ich ein sehr gutes Gefühl bei dem R5 VWD. Dieses Rad rollt nahezu ohne Anstrengungen auf der Straße. Das fühlt sich an, als wäre man mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Vergessen dürfen wir dabei aber nicht unser neues P-Series Rad, das Anfang 2012 erscheint.

Antoine Ballon: Ich kann Brian’s Kommentar an dieser Stelle nichts hinzufügen. Der Fokus liegt für mich auf der Einführung des neuen Triathlon-Bikes.

– Jo Beckendorff –

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