Chapter 11 des U.S.-Rechts räumt strauchelnden Unternehmen einen temporären Gläubigerschutz bzw. eine Schutzperiode ein, in der sie sich ohne ausstehende Forderungen bedienen zu müssen neu aufstellen können.
Unter dem Schutz von Chapter 11 will sich Bird Global eigenen Angaben zufolge »im Rahmen eines finanziellen Umstrukturierungsprozesses besser für ein langfristiges, nachhaltiges Wachstum positionieren«. Während dieser Zeit wird das Unternehmen wie gewohnt weiterarbeiten und seine Verpflichtungen gegenüber Partnerstädten, Flottenmanagern und Mitarbeitern einhalten.
Interim-CEO bleibt während der Umstrukturierung an Bord
Laut Bird Global Interim-CEO Michael Washinushi macht das in finanzielle Schieflage geratene Unternehmen Fortschritte auf dem Weg zur Profitabilität, die man durch die eine Verkleinerung der Kapitalstruktur im Rahmen dieser Umstrukturierung beschleunigen will. Während dieser Reorganisations-Phase wird Washinushi weiterhin als CEO interimistisch an Bord bleiben. Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden John Bitove, dem Präsidenten Stewart Lyons und Finanzvorstand Joseph Prodan will er die Krise meistern. Zudem wurde Harvey L. Tepner in den Verwaltungsrat berufen. Dort ausgeschieden ist Philip Evershed.
Vom Start-up-Senkrechtstarter zum Penny-Stock…
Nichtsdestotrotz ist der Weg Richtung Chapter 11 ernüchternd. Schließlich war Bird Global 2021 mit Hilfe von Investitionen (mehrheitlich von Risiko-Kapitalgebern aus dem Silicon Valley) von rund 500 Millionen USD /454 Millionen Euro) für die Börse fein gemacht. Seit Ende 2021 sollt das in Miami ansässige Unternehmen mehr als 430 Millionen USD (390 Millionen Euro) Schulden angehäuft haben. So liegt der aktuelle Börsenkurs von Bird Global auch nur noch auf Höhe eines »Penny-Stocks«. Zum Vergleich: Ende 2021 lag er auch schon öfters über der 200 USD-Marke (182 Euro).
Nun haben erst- und zweitrangige Kreditgeber des Unternehmens ein umfassendes Restrukturierungs-Unterstützungsabkommen (»RSA«) abgeschlossen. Zur Umsetzung pumpt unter anderen MidCap Financial (eine Abteilung des Private Equity-Unternehmens Apollo Global Management) 25 Millionen USD (22,7 Millionen Euro) in das angeschlagene Finanzgebilde des Unternehmens. Außerdem sollen bestimmte Vermögenswerte verkauft werden. Um welche es sich genau handelt, wird allerdings nicht erklärt. Bird Global geht jedenfalls davon aus, dass der Verkaufsprozess in den nächsten 90-120 Tagen abgeschlossen sein wird.
Letztendlich der Hinweis, dass Bird in Deutschland bereits aus dem hart umkämpften Mietflotten-Geschäft ausgestiegen ist. Was geblieben ist, ist der Bird Bike-Verkauf. Der surrt sowohl über den eigenständigen Online-Shop https://birdfahrrad.de/ als auch über andere im deutschen Markt aktive virtuelle Fahrrad-Händler.
Text: Jo Beckendorff