Auf der einen Seite gibt es jene, die den derzeit in China grassierenden Corona-Virus mit einer heimischen Influenza vergleichen und cool bleiben. Auf der anderen Seite stehen jene, die den Corona-Virus aufgrund seiner schnellen Ausbreitung und dem derzeit noch fehlenden Impfstoff als große globale Gefahr ansehen. Selbst wenn die tatsächliche Bewertung dieser beiden Extreme irgendwo dazwischen liegen sollte: die Auswirkungen sind vielfältig. Hier der Versuch einer aktuellen Analyse.
Schon jetzt ist abzusehen, dass nicht nur die chinesische, sondern die Weltwirtschaft von dieser Epidemie betroffen ist. Was absehbar ist: Fabrikschließungen, Sperrungen und Quarantänemaßnahmen führen zu Störungen der Lieferkette, die für gehörige Engpässe sorgen werden – auch in der Fahrradbranche. Somit gesellt sich zu den durch den E-Bike-Boom ausgelösten letztjährigen Lieferengpässen eine weitere Komponente, die Bike-Anbieter und Bike-Fachhandel direkt betrifft und ihnen schon jetzt gehörige Kopfschmerzen bereitet.
Während bereits zu Saisonbeginn mit Auslieferungs-Verspätungen zu rechnen ist, werden wohl auch Nachlieferungen Mitte des Jahres betroffen sein. Auch wenn der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) damit rechnet, Lieferrückstände im Laufe der Saison wieder aufzuholen: die genaue Liefersituation ist jetzt noch gar nicht genau abzusehen. So wird es wohl auch in der Fahrradsaison 2020 oft heißen: »nicht lieferbar«.
Folgen für die Weltwirtschaft
Wer glaubt, dass China weit weg liegt und Europas Wirtschaft vom Corona-Virus nicht betroffen ist, sollte sich folgende Zahlen anschauen: laut Daten des Internationalen Währungsfonds betrug der Anteil Chinas an der Weltwirtschaft beim Sars-Ausbruch im Jahr 2003 gerade einmal rund 4 Prozent. Heute sind es rund 17 Prozent. So kann man sagen: wenn Chinas Wirtschaft hustet, bekommt die ganze Weltwirtschaft einen Schnupfen.
ZIV rechnet mit umfassenden Verzögerungen
Vor diesem Hintergrund hat der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) unter seinen Mitgliedern eine Umfrage zu Lieferfähigkeit und Wirtschaftstätigkeit der deutschen und internationalen Fahrradindustrie getätigt. Ergebnis: »Mehr als 80 Prozent aller Unternehmen berichten, dass die Coronavirus-Krise Auswirkungen auf die genannten Faktoren hat. Rund 30 Prozent erwarten Lieferverzögerungen von ein bis drei Wochen und mehr als 60 Prozent von vier bis sechs Wochen. Auch gibt es Rückmeldungen von Betrieben, die darüber hinaus mit Verzögerungen rechnen.«
Mehr Details in der kommenden RadMarkt-Printausgabe 3/2020.
Text/Foto: Jo Beckendorff