China: Online-Riese Meituan Dianping schluckt Mobike
Mobike
In neuen Händen: Mobike.

Laut diversen Medienberichten aus Fernost hat die chinesische Online-Plattform Meituan Dianping gestern (Mittwoch 4.4.) Landsmann Mobike geschluckt. Mobike gilt im Land der Mitte neben Ofo als Pionier in Sachen stationsloser Mietrad-Systeme. Laut den bisherigen Meldungen soll Meituan Dianping für Mobike 2,7 Milliarden US$ (2,2 Milliarden Euro) hinblättern.

Bereits im letzten Jahr kursierten hartnäckige Gerüchte über einen Mobike-Verkauf. Eine spekulierte Fusion zwischen Mobike und Mitbewerber Ofo kam allerdings nicht zustande.
Nun also Meituan Dianping. Der neue Mobike-Besitzer soll über eine umfassende Palette an E-Commerce-Diensten und –produkten mehr als 600 Millionen Endverbraucher erreichen. Der Start-up Meituan (www.meituan.com) wurde erst 2010 gegründete. Über ihn lassen sich zum Beispiel mit wenigen Klicks via Smartphone-Apps zu Hause oder im Büro Serviceleistungen wie warme Mahlzeiten, Lebensmittel, Massagen, Frisuren oder auch eine Maniküre bestellen. Heute – nach Fusion mit Dianping in 2015 – gilt Meituan Dianping laut Bloomberg als das am vierthöchsten bewertete Start-up der Welt – und liegt damit vor weiteren Überfliegern wie beispielsweise dem Unterkunfts-Marktplatz Airbnb Inc. oder dem privaten Raumfahrtunternehmen Space X. Der aktuelle Wert des chinesischen Multis wird auf 30 Billionen US$ (24,4 Milliarden Euro) taxiert.
Meituan Dianping hat aber auch schon in Mobilität investiert – zum Beispiel in den aus Indonesien stammenden Uber-Rivalen Go-Jek. So könnten sich künftig also auch Synergien mit Mobike ergeben. Wobei Mobike weiterhin als unabhängiges und weltweit auftretendes Unternehmen weitermachen wird. Laut Meituan-CEO Wang Xing will man für Mobike eine neue Zukunft bauen. Wang Xing wird auch als Vorsitzender von Mobike fungieren. Mobike-Chef und –Mitbegründer Hu Weiwei wollte zum Zeitpunkt dieses Schreibens allerdings noch nichts offiziell bestätigen. Auf Facebook meldete er allerdings gestern kryptisch »einen Neubeginn«. Er und sein Mobike Management–Team sollen an Bord bleiben.
Der Mobike-Verkauf an Meituan Dianping soll Insidern zufolge unter anderem auch von Tencent Holdings Ltd. eingefädelt worden sein. Der chinesische Internet-Riese steht sowohl bei Meituan Dianping als auch bei Mobike als Mitinvestor im Hintergrund. Zudem kann er so mit seinem Rivalen Alibaba mithalten. Der hatte nämlich erst Ende März für 6,9 Milliarden US$ die restlichen Anteile des lokalen Lieferservice Ele.me geschluckt. Der ist wiederum direkter Mitbewerber von Meituan Dianping.
Neben Tencent stecken noch weitere Fernost-Investoren wie Temasek Holdings, Hon Hai Precision Industry Co., Ltd. (besser bekannt unter dem Namen Foxconn Technology Group), Hillhouse Capital Group und Vertex Venture Holdings hinter Mobike.
Der erst 2016 als Start-up in seiner Heimat China loslegende Mietrad-Systempionier sammelte innerhalb kürzester Zeit von Investorenseite 1 Milliarden US$ (0,81 Milliarden Euro) ein. Heute zählt Mobike eigenen Angaben zufolge weltweit pro Tag an die 30 Millionen Fahrten. Damit ist der Anbieter der derzeit größte Mietrad-Systemanbieter der Welt (und unter anderem auch wie vom RadMarkt berichtet seit Ende letzten Jahres erstmals in Deutschland auftretend – und zwar in Berlin). Eine Tatsache, die das Unternehmen schon länger als Übernahme-Kandidaten in Erscheinung treten ließ. Nun ist es Landsmann Meituan Dianping, der seine Mobilitätssparte mit Mobike sowohl stärkt als auch schmückt.
Last but not least könnten diese »Beutezüge« übrigens auch zu einem weiteren Börsengang führen. Laut Bloomberg haben sich in letzter Zeit mehrere chinesische Newcomer für die Börse fein gemacht. Mit einem Börsengang seitens Meituan Dianping könnte die neue Mobike-Mutter laut Bloomberg darauf spekulieren, dort letztendlich mit einem Wert von bis zu 60 Milliarden US$ (48,8 Milliarden Euro) gelistet zu sein.

Text: Jo Beckendorff, Foto und Abb.: Mobike

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