Wie wird das Jahr 2022 für die Fahrrad-Branche? Müssen sich der Markt vor dem Hintergrund von Material- und Lieferengpässen etwa weiterhin in Geduld üben? Büchel GmbH & Co. Fahrzeugteilefabrik KG-Inhaber und -Geschäftsführer Erhard Büchel wagt in seiner Rolle als Präsident des europäischen Fahrrad- und Fahrradteile-Industrie-Dachverbandes Conebi eine Prognose auf das, was die Branche im Jahr 2022 erwartet.
Ein Blick in die Glaskugel ist in diesen unseren Zeiten sicherlich nicht einfach. Was für Büchel ganz oben auf der Liste steht: um eine größere Unabhängigkeit von den Anbietern in Fernost zu erreichen, müsse die Produktion in Europa gestärkt werden. Das geht sicherlich nicht von jetzt auf gleich.
Somit würde sich 2022 auch sicherlich die letztjährige Situation, in der ein unglaublicher Nachfrage-Boom auf Material- und Liefer-Engpässe traf, fortsetzen: »Eine Steigerung der Fahrradproduktion ist also nicht zu erwarten.«
Überhaupt hätten die Fahrradhersteller im letzten Jahr (und im Vergleich zu 2020) kein so gutes Jahr wie oftmals vermutet gehabt. Aufgrund der Lieferengpässe konnten sie ihre Kapazitäten nicht voll auslasten. Erhard Büchel geht davon aus, dass die Nachfrage auch im Jahr 2022 größer sein wird als das Angebot: »Auch hier sind alle Hersteller von den Lieferengpässen betroffen.«
Zauberformel Reshoring
Wie lässt sich die derzeitige Situation wann auch immer ändern? »Seitens des europäischen Verbandes wird versucht, das Investitionsklima für die Produktion von Fahrradkomponenten in Europa wirtschaftsfreundlich zu gestalten oder zu verbessern«, erklärt Büchel. Nach wie vor gelte: »Je mehr in Europa produziert wird, desto geringer ist die Abhängigkeit von Importen aus Asien.«
Dies sei vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass die immensen Steigerungen der Frachtraten – »immerhin das Zehnfache der Fachhandelsraten von Ende 2019« – und die Lieferverzögerungen sämtliche Importe erheblich verteuert und die Lieferketten erheblich gestört hätten.
Trends 2022
Fakt sei, dass das E-Mountainbike die höchsten Wachstumsraten hat und andere Modelle langsam überholt. Hintergrund: das E-Bike kommt nun auch bei den jüngeren, sportlichen Menschen gut an. Prognosen würden davon ausgehen, dass im Jahr 2025 rund 50 Prozent aller verkauften Fahrräder E-Bikes sein werden.
Dazu noch einmal Erhard Büchel: »Voraussetzung dafür sind allerdings die gesetzlichen Regelungen, die E-Bikes bis 250 Watt und mit einer Unterstützung von bis zu 25 Kilometern als Fahrräder einstufen – was bedeutet, dass es keine Versicherungs- oder sonstigen Pflichten gibt.«
Text: Jo Beckendorff/Büchel, Foto: M. Auth