Am 30. September gab der vor einer Übernahme seitens Schaeffler Group stehende Reifenhersteller und Automobilzulieferer Continental AG (der RadMarkt berichtete) bekannt, den Konzern in die zwei Sparten Automotive Group und Rubber Group aufzuteilen. War dies wie jetzt in mehreren Tageszeitungen kolportiert der erste Schritt zum Abschuß der Reifensparte? Und: Setzt der bereits auf Schaeffler-Kurs getrimmte Conti-Vorstand eventuell auf einen Käufer oder Partner?
Fakt ist: Der Continental-Vorstandsvorsit¬zende Dr. Karl-Thomas Neumann lenkt seit 1. Oktober die aus den Divisionen Chassis & Safety, Interior und Powertrain formierte Automotive-Group. Der stellvertretende Vor¬standsvorsitzende Dr. Alan Hippe übernahm hingegen am selben Tag die Führung der Rubber-Group, bestehend aus den Divisionen Pkw-Reifen, Nutzfahrzeugreifen und ContiTech. In dieser Gruppe sind natürlich auch die Fahrradreifen enthalten.
Mir dieser Aufteilung ist der Conti-Vorstand laut Übernahme-Kennern schon stramm auf Schaeffler-Kurs. Auch wenn diese Übernahme noch nicht komplett über die Bühne ist – das Kartellamt hat dem Deal noch nicht abgesegnet -, soll Schaeffler ausschließlich an der Automotive Group und nicht an der Rubber Group interessiert sein. Die soll diversen Zeitungsberichten zufolge schnellstmöglichst verkauft oder mit Hilfe von Kooperationspartner weitergeführt werden.
Somit titelt beispielsweise die Süddeutsche Zeitung im Wirtschaftsteil „Conti kappt die Wurzeln“. Denn mit der Reifenproduktion sei das norddeutsche Unternehmen groß geworden. Aus der einstigen Reifengröße ist aber im Laufe der Jahre einer der führenden Automobilzulieferer geworden. Der Verkauf der Gummisparte würde, so die Süddeutsche Zeitung, „Schaeffler während des Übernahmeprozesses finanziell entlasten“. Der Verkauf der Rubber Group könne „mehr als sieben Milliarden Euro wert sein“.
Interessierte Kooperationspartner (oder Käufer?) werden auch schon genannt. Namen wie Bridgestone und Michelin – die direkten Mitbewerber aus Japan und Frankreich – schweben im Raum.
Continental AG selbst äußert sich augenblicklich nicht zu diesen Berichten. Arbeitnehmerkreise zweifeln jedoch schon am Finanzierungsplan für die Übernahme. Sie könne zum Beispiel an der aktuellen Finanzkrise scheitern. Denn Schaeffler sei „ein intransparentes Unternehmen und die Banken, die das Familienunternehmen aus Herzogenaurach finanzieren, könnten im Zuge der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten“.
Da wäre der schnelle Verkauf der Rubber Group für Schaeffler eine ideale finanzielle Vorab-Entlastung. Wegen der Finanzkrise und den damit getrübten Übernahme-Absichten rückt also die Suche nach Kooperationspartner für die Rubber Group in den Vordergrund. Fazit: Noch ist hier das letzte Wort nicht gesprochen…
– Jo Beckendorff –