Dass am letzten Freitag (7. Oktober) eine bis um 16. April 2023 laufende neue »Sonderausstellung zur Entwicklung des gemeinschaftlich genutzten Fahrrads« in der Halle I im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München ihre Pforten öffnete, kommt nicht von ungefähr. Es ist 20 Jahre her, dass die Informatik-Studenten Christian Hogl und Josef Gundel mit ihrem Startup Call a Bike in der Bayernmetropole loslegten. Die heute zur Bahn-Tochter DB Connect gehörende Call a Bike-Mietflotte gilt als stationsloser Bikesharing-Pionier.
Wie sich die Zeiten ändern: in der damaligen (Smartphone-freien) Zeit standen die Call a Bikes immer in der Nähe einer Telefonzelle. Den Code zum Öffnen des Fahrradschlosses erfuhr man per Anruf. Nach einem Jahr im Markt mussten das Gründer-Duo allerdings Insolvenz anmelden. »Unsere Kapitaldecke war einfach viel zu dünn«, erklärte Hogl damals dem RadMarkt.
Was allerdings in der damaligen Zeit prozesstechnisch noch etwas umständlich zu handhaben war, sollte nur wenige Jahre später zum Vorzeigeprojekt für alternative Stadtmobilität und Free-Floating-Sharing-Systeme weltweit werden.
Die Deutsche Bahn erkannte das Potential. Um ihr Mobilitätsketten-Angebot bis zur allerletzten Meile zu erweitern, griff sie zu und packte Call a Bike unter das Dach ihrer Tochter DB Rent (heute DB Connect). Warum sich die Bahn dann allerdings die Butter vom Brot nehmen ließ, ist eine andere Frage. Tatsache ist, dass der seit Ende letzten Jahres zur Berliner E-Tretroller, E-Motorroller- und E-Bike-Sharinggröße Tier Mobility gehörende Leipziger Fahrrad- und E-Bike-Sharinganbieter Nextbike GmbH schnell an Call a Bike vorbeigezogen ist.
Wie auch immer: Die neue Sonderausstellung »Bikesharing« ist in Kooperation mit der Bahn-Tochter DB Connect aus der Taufe gehoben worden. Dieses Unternehmen verantwortet das Auto- und Bikesharing-Mobilitätsangebot des DB-Konzerns.
»Fahrrad-Mietsysteme leisten einen positiven Beitrag zur Verkehrswende. Sie stehen angesichts des Klimawandels im Fokus für nachhaltige Mobilität. Wir freuen uns sehr, dass das Deutsche Museum, eines der traditionsreichsten und größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt, diese Ausstellung in Kooperation mit der Deutsche Bahn Connect GmbH am Ursprungsort des Bikesharings in München gestaltet«, erklärte der Vorsitzende der DB Connect-Geschäftsführung Jürgen Gudd zur Ausstellungseröffnung.
»Wir wollten mit der Produktion dieser Ausstellung unsere Unternehmensgeschichte in Bezug auf Bikesharing in den gesellschaftspolitischen Kontext setzen«, ergänzt die DB Connect-Leiterin Business Performance und Development Isabella Grahsl.
»Durch ‚Bikesharing‘ wurde das Radeln auf eine effiziente und serviceorientierte Art neu erfunden«, betont wiederum die Leiterin des Verkehrszentrums Bettina Gundler, »die Zukunft der Mobilität ist ja ein ganz wichtiges gesellschaftliches Thema, das natürlich auch hier im Verkehrszentrum eine große Rolle spielt. Die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen ist ein Weg, der Mobilität für alle verfügbar hält und doch Ressourcen schont. Die Sonderausstellung ‚Bikesharing‘ ist einem Konzept gewidmet, das zwar nicht mehr neu ist, aber sich bereits bewährt hat und Zukunft hat!«
Über die Erfolgsgeschichte des Konzepts sowie die gegenwärtige Situation und mögliche künftige Weiterentwicklungen informiert die am 7. Oktober eröffnete neue Sonderausstellung in der Zweigstelle des Deutschen Museums auf der Theresienhöhe. Mehr Info unter www.deutsches-museum.de/museum/aktuell/das-radeln-neu-erfunden.
Text: Jo Beckendorff/Deutsches Museum, Fotos: 1x Deutsches Museum, 2x Deutsches Museum/Gerhardt Kellermann