Die Studienmacher entdeckten ein spannendes Mobilitäts-Paradoxon: Viele
wollen Radfahren. (Fast) keiner macht es. Nur 10 Prozent der Befragten verwenden für ihren längsten täglichen Weg bereits das Rad, aber 55 Prozent das Auto. Dabei ist dieser Weg für 25 Prozent der Teilnehmer weniger als 5 Kilometer lang und nimmt maximal 15 Minuten in Anspruch. Das sind Distanzen, für die es oft nicht mal ein E-Bike bräuchte. Aber wer ein E-Bike besitzt, greift für den üblichen Weg sogar 20 Prozent öfter zum Auto als jene, die ein Rad ohne Motor fahren oder gar kein Rad besitzen. Die Lösung dieses Paradoxon sieht Diamant in umgekehrter Kausalität. Thomas Eichentopf, Brand & Marketing Manager von Diamant: »Wir gehen einerseits davon aus, dass Autofahrer motoraffiner sind und eher dazu neigen, sich E-Bikes zu kaufen. Je länger sie das E-Bike verwenden, umso wahrscheinlicher werden sie es bei geeigneten Bedingungen einsetzen, wo sie bislang eine Autofahrt gemacht haben.«
Fahrradfahren bleibt Trend
46 Prozent aller Befragten möchten das Fahrrad in Zukunft häufiger oder viel häufiger nutzen, nur 14 Prozent weniger als bisher. Dem gegenüber möchten 27 Prozent auf das Auto sowie die öffentlichen Verkehrsmittel häufiger verzichten. Nur 19 Prozent wollen mehr Auto fahren. Das trifft auch auf die Landbevölkerung zu. Fahrradfahren ist und bleibt Trend. Inzwischen ist, laut der Umfrage von Diamant, jedes vierte im Alltag genutzte Fahrrad ein E-Bike.
Motivationsgründe pro Fahrrad sind vor allem die Gesundheit (63 Prozent), es folgen der Kostenfaktor (56 Prozent) und der Umweltgedanke (54 Prozent). Ab Platz vier folgen erst »echte« Mobilitätsargumente: »weil man flexibler« ist (50 Porzent), weil man »flüssiger unterwegs« ist und »weniger Zeit zum Ziel benötigt« (rund ein Drittel).
Wichtige Hinderungsgründe können die die Fahrradhersteller selbst angehen: Schlechtes Wetter und schlechtem Diebstahlschutz. Nasse und dreckige Kleidung fürchten 36 Prozent der Umfrageteilnehmer. Fast genauso viele Teilnehmer machen sich Sorgen um ihre Sichtbarkeit oder darum, auszurutschen. Interessant: Wer sich selbst im Radfahren geübt einschätzt, sorgt sich besonders darum, von anderen gesehen zu werden. Wer sich auf dem Rad weniger fähig fühlt, sorgt sich besonders um die Rutschgefahr. Durch breitere Reifen, kompaktere Geometrien, und bei schnellen E-Bikes auch durch Antiblockiersysteme können Hersteller Räder sicherer machen.
Sicherheit ist auch Thema beim Abstellen von Rädern: Zwei Drittel sehen Schlösser und Bügel als ausreichend an, um ihre Räder so sicher wie ein Auto abzustellen. Für ein Drittel braucht es bessere Lösungen wie Fahrradgaragen. Durch das Umwidmen von einzelnen Stellplätzen in alternden Innenstadtgaragen könnte hier schnell Abhilfe geschaffen werden, so Diamant.
Hürden auf dem Weg zur Radfahrnation
Als großes Problem, das das Tempo auf dem Weg zur Radfahrnation bremst, stellt sich heraus, dass Straßen und Wege zu oft nur auf Kapazität geplant werden. Nur etwas mehr als 30 Prozent finden, dass es in ihrem Umfeld ausreichend Platz für Radfahrer gibt, nur 15 Prozent finden, dass die Radinfrastruktur voraussehbare Fahrmanöver hervorbringt, weniger als zehn
Prozent finden die Signalisierung gut oder sehen, dass Radwege Konflikte vermeiden. Wer von Radfahrnationen lernen will, muss auch lernen, wie Kreuzungen einen sicheren, konfliktfreien Verkehrsfluss ermöglichen und wie sich Menschen auf dem Rad ohne ständige Zwischenhalte genauso gut orientieren können wie der motorisierte Verkehr, folgert Diamant.