Mitte März meldete der kanadische Mischwarenkonzern Dorel Industries Inc. für das Geschäftsjahr 2007 (= Kalenderjahr) einen Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden US$ und einen Nettogewinn von 100,1 Millionen US$. Der in US$ herausgegebene Nettogewinn ist laut den Kanadiern „der höchste in der Geschichte unseres Unternehmens“. Er liegt 8,8 Prozent über dem Vorjahres-Nettogewinn. Der Gesamtumsatz wuchs hingegen nur um 2,4 Prozent.
Dorel ist nicht nur Mutter des größten (us-)amerikanischen Fahrradanbieters Pacific Cycle (nicht zu verwechseln mit Birdy-Bauer Pacific Cycles in Taiwan!) mit seinen Marken GT, Mongoose, Schwinn und Roadmaster, sondern sei 4. Februar auch Mutter von Cannondale und Bikewear-Landsmann Sugoi (der RadMakrt berichtete).
Das Rekordergebnis ist allerdings vor allem auf die Erfolge der Segmente Jugendmöbel und Freizeit (inkl. Bike) zurückzuführen. Bei Jugendmöbeln konnte Dorel seine Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent auf einen Rekordumsatz von 963, 6 Millionen US$ schrauben. Der Freizeitbereich – unter den auch Fahrradgröße Pacific Cycle fällt – wuchs sogar gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 374,9 Millionen US$. Der dritte von Dorel bearbeitete Sektor Möbel („home furnishing“) mußte hingegen gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 12,3 Prozent auf nunmehr 475,3 Millionen US$ schlucken.
Was die obigen Zahlen allerdings nicht enthalten (und doch berichtenswert ist): Die getätigten Umstrukturierungskosten von Dorel-Europe sowie Ameriwood Industries. Die mit in das Gesamtergebnis 2007 eingerechnet drücken den letztjährigen Nettogewinn auf 87,5 Millionen US$. Gegenüber dem Vorjahr (inkl. Umstrukturierungskosten) ist das ein leichtes Minus von 1,6 Prozent. Der oben von Dorel kommunizierte Netto-Gesamtgewinn klammert diese Restrukturierungskosten komplett aus.
„Das solide 2007er-Ergebnis unterstreicht die wachsende Bedeutung unser Segmente Jugendmöbel und Freitzeit. Wir fühlen uns durch diese Erfolge bestätigt und werden diese Bereiche weiter ausbauen. Wir sind bereits Marktführer in Sachen Jugendmöbel und werden nach der gerade getätigten Übernahme von Cannondale und Sugoi auch unsere Position im Segment Freizeit und vor allem dort im Bereich Fahrrad ausbauen,“ erklärte Dorel-Vorstand und Präsident Martin Schwartz.
Wie der RadMarkt bereits berichtete, wird Dorel die erworbenen Premiummarken Cannondale und Sugoi zusammen mit GT in eine ausschließlich den Fahrrad-Fachhandel ansprechenden Cannondale Sports Group zusammenfassen. Das US-Unternehmen Pacific Cycle wird sich mit den weiteren Marken Mongoose, Schwinn, Roadmaster auf den Massenmarkt konzentrieren.
Pacific ist nicht nur der erste amerikanische Bikeanbieter, den es unter seinem damaligen Chef Chris Hornung und für seine Produktion nach China zog, sondern auch der erste Anbieter, der einstige US-Premiummarken wie Schwinn oder Mongoose branchenfremden Massenanbietern wie WalMart & Co. anbot. Dadurch hat sich Pacific/Dorel nicht immer Freunde gemacht. Mit der neuen Strategie – der Schaffung einer ausschließlich den Fachhandel ansprechenden Division namens Cannondale Sports Group – wollen die börsennotierten Kanadier künftig in Sachen Fahrrad einen sich auf zwei Absatzkanäle konzentrierenden Radweg einschlagen.
Daß diese Doppelstrategie argwöhnisch beäugt wird, beweist ein offener Brief von Specialized-Chef Mike Sinyard im US-Branchenblatt Bicycle Retailer & Industry News an den heimischen Fachhandel. Dort stellte er zum Ärger von Dopel/Cannondale und mit Verweis auf die einstigen US-Premiummarken GT, Mongoose und Schwinn die Fachhandelsabsichten des neuen Riesen in Frage. Bisher habe, warnte Sinyard den Fahrrad-Fachhandel, Pacific jede Premiummarke Richtung Massenmarkt gerollt.
Mehr dazu und wie Jeff Frehner, Vorstand und Präsident der neu geschaffenen Cannondale Sports Group, auf diese Vorwürfe reagierte in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
– Jo Beckendorff –