Letzten Sonntag ging das nach letztjähriger Premiere wieder antretende Konsumenten-Event E-Bike Days in München nach drei erfolgreichen Tagen (19. – 21. Mai) zu Ende. Mehr als 100 Aussteller präsentierten laut Organisator Communico GmbH auf einer mehr als 3.700 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche im Münchener Olympiapark alles rund um das Thema Elektro-Fahrrad.
Gegenüber der Premierenveranstaltung im Vorjahr stellten laut Communico »noch mehr Bike-Marken auf einem vergrößerten Expo-Gelände ihre aktuellen Produkte vor, die auf verschiedenen Teststrecken kostenlos ausprobiert werden konnten«. Zudem erweiterte E-Bike-Kit-Marktführer Bosch eBike Systems sein Engagement. Neben den »Supporting Partnern« Thule und Kalkhoff fungierte Bosch diesmal als sogenannter »Presenting Partner«. Hieß unter anderem: Sowohl die steile Uphillflow-Strecke am Olympiaberg als auch die Urban-Teststrecke waren »e-powered by Bosch«. Dazu gesellte sich eine (allerdings nicht von Bosch »gepowerte«) S-Pedelec-Teststrecke.
Eröffnet wurden die E-Bike Days 2017 bei besten Wetterbedingungen am Freitag Morgen von der Radverkehrsbeauftragten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Birigitta Worringen. Dass das Thema E-Bike mittlerweile auch in der Politik wahrgenommen wird, beweist die Schirmherrschaft in Gestalt des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt als auch des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München Dieter Reiter.
»Wir wollen mehr Bürger zum Umstieg auf das Rad animieren – im Alltag aber auch im Wirtschafts- und Freizeitverkehr. Deshalb fördern wir den Radverkehr 2017 mit einem Rekordbetrag von rund 130 Millionen Euro. Davon stehen erstmals 25 Millionen Euro Finanzhilfen für Radschnellwege bereit«, erklärte der parlamentarische BMVI-Staatssekretär Norbert Barthle, »auf Veranstaltungen wir den E-Bike Days können die Bürger elektrisch betriebene Räder hautnah erleben, ausprobieren und sich informieren – das ist wichtig, damit das Fahrrad als flexibles Verkehrsmittel weiter an Attraktivität gewinnt.«
Am Freitag wurde es nachmittags noch einmal spannend. Dunkle Wolken zogen über München. Der Wetterdienst hatte schon vorab gewarnt. Ersten Windböen folgte eine Mischung aus Hagel und Regen. Auch danach blieb es stürmisch, sodass sich viele Aussteller für die Nacht zum Abbau ihres Stands genötigt sahen. Am folgenden Samstag sah es schon viel besser aus. Der »Sahnetag« war dann aber definitiv der Sonntag – nicht nur wegen des Wetters, sondern auch aufgrund des Besucherandrangs.
Einige Aussteller hätten gerne mehr Besucher am Samstag erwartet – verwiesen in diesem Zusammenhang aber verständnisvoll auf den letzten Bundesliga-Spieltag und dem Match der Bayern in der Allianz-Arena. Dafür herrschte am Sonntag reger Andrang. Was Tina Storz in ihrer Rolle als PR-Referentin von Shimano-Importeur Paul Lange besonders auffiel: »Viel Laufkundschaft.«
Anders ausgedrückt: Viele Konsumenten waren nicht gezielt für das E-Bike-Testevent in den Olympiapark gekommen. Dabei hatte der Veranstalter im Vorfeld viel über die Medien getrommelt. Was aber definitiv fehlte: Eine genauere Ausschilderung. Besucher, die explizit wegen der E-Bike Days kamen, beklagten, bei Betreten des Olympiaparks keinerlei Hinweisschilder mit E-Bike Days-Bezug vorgefunden zu haben – »und zuerst einmal herumgeirrt« zu sein. Bereits im letzten Jahr hatten Aussteller gegenüber Organisator Communico auf eine mangelnde Ausschilderung hingewiesen. Leider scheint es diesbezüglich keine Verbesserung gegeben zu haben.
Was aber den Erfolg dieses Konsumenten-Events keinesfalls schmälert. In diesem Jahr besonders auffällig: Die große Anzahl an E-Mountainbikes, die ausgeliehen wurde. Sie bestätigt den Trend zum E-Stollenreiter. Was sich vor allem junge Endverbraucher nicht entgehen ließen: Einmal ein cooles E-Fatbike zu testen. Dieses »Nischenprodukt« war vor allem auf der Uphill-Teststrecke zum Olympiaberg oft anzutreffen.
Nachgehakt bei E-Performance-Bike-Pionier Haibike, wie es denn so gelaufen sei meint Marketingleiterin Kerstin Nicklaus kurz und knapp: »Ein Wahnsinn!« Man sei mit 23 oder 24 Testmodellen vor Ort gewesen – und habe an den drei Tagen in München »über 380 Testfahrten gehabt«: »Neben Haibike-Performance-Bikes hatten wir auch einige Trekking-Modelle sowie Tiefeinsteiger von Winora und Sinus dabei. Die waren auch gut dabei. Der sportive Bereich war allerdings durchweg ausgebucht. Hier haben Interessierte teilweise eine halbe bis dreiviertel Stunde warten müssen.«
Was dem RadMarkt-Redakteur bei Betreten des Stände von Handelsgrößen wie Stadler, Radlbauer und Zimmermann auffiel: Es gab da manchmal auch lange Gesichter. Und zwar von jenen Endverbrauchern, die bereits ein E-Bike gekauft hatten – und jetzt wegen nachlassender Akkuleistung gezielt nachhaken wollten.
Die oftmals gehörte Handels-Antwort: »Da können wir Ihnen derzeit einen weitaus besseren Akku anbieten. Die aktuellen Akkus sind ein Quantensprung zu dem, den Sie damals gekauft haben« schien nicht gerade das, was sie gerne gehört hätten.
Branchenkenner meinen, dass in Sachen Akku noch viel Konsumenten-Enttäuschung auf den Handel einprasseln wird. Die Tatsache, dass ein Akku vielleicht eine besondere Pflege braucht und nicht ewig hält, scheint beim E-Bike-Verkauf irgendwie untergegangen zu sein. Hier sind nicht nur Händler, sondern auch Anbieter gefordert.
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Text/Fotos: Jo Beckendorff