Die einen jubeln, die anderen sehen dunkle Wolken aufziehen: Am 15. November verschickte die verantwortliche EU-Kommission an alle Parteien, die an der bisherigen Strafzoll-Untersuchung seitens der EU auf E-Bike Importe aus China teilgenommen haben, ein finales Offenlegungsdokument. Aus dem zeichnet sich ab, dass die EU einen Anti-Dumping-Strafzoll verhängen wird.
Kein Wunder, dass der mit seiner Beschwerde für die Untersuchung seitens der EU verantwortliche europäische Fahrradproduzenten-Verband EBMA jubelt. O-Ton EBMA-Generalsekretär Moreno Fioravanti: »EBMA begrüßt die heutige Offenlegung der Europäischen Kommission über ihre Absicht, endgültige Antidumpingmaßnahmen für aus China importierte E-Bikes zu verhängen. Zusammen mit der früheren Unterrichtung über die Absicht der Kommission, Antisubventionsmaßnahmen einzuführen, dürften die zusätzlichen Zölle bei 18,8 bis 79,3 Prozent liegen. Die Untersuchungen der Kommission haben ergeben, dass gegenüber europäischen E-Bike-Herstellern Dumping, Subventionen und Verletzungen vorliegen, die durch in China produzierte und in die EU kommende E-Bikes verursacht werden. Mit ihrer Ware haben die Chinesen den hiesigen Markt in einer alarmierenden Geschwindigkeit und mit künstlich niedrig gehaltenen Preisen überflutet. Die verdeckten Kosten von chinesischen E-Bikes und die Schädigung der europäischen Industrie und der Arbeitsplätze werden jetzt sichtbar. Endgültige Maßnahmen zum Schutz des Handels werden 90.000 EU-Arbeitnehmer und über 800 KMUs (Anmerkung des RadMarkts: steht für »kleinere und mittlere Unternehmen«) vor unfairem Wettbewerb aus China schützen.«
Ganz anders sieht es das unter dem Dach des E-Leichtfahrzeug-Verbandes LEVA-EU zusammen getrommelte Importeurskollektiv. Mit Blick auf das finale Offenlegungsdokument der EU sieht es dunkle Wolken aufziehen. Auch wenn dieses Dokument noch keine
endgültige Entscheidung darstellt – es umreiße, »was die Kommission beabsichtigt«. Und das deute alles eher Richtung Einführung von Antidumpingzöllen.
O-Ton LEVA-EU-Managerin Annick Roetynck: »Das Kollektiv der europäischen Importeure von E-Bikes wird sich nach sorgfältiger Analyse zum Inhalt dieses Offenlegungsdokuments äußern. Das Kollektiv möchte jedoch bereits jetzt feststellen, dass die von den europäischen Importeuren bereits angerichteten Schäden zunehmen werden, wenn die Kommission die vorgeschlagenen Antidumpingzölle einführen wird.« Anders ausgerückt: »Dunkle Tage für den europäische E-Bike-Sektor sowie für alle EU-Bürger, die ein Elektrofahrrad verwenden oder beabsichtigen, eines zu kaufen.«
Das besagte EU-Dokument kann unter dem Link https://bit.ly/2Drh6C6 eingesehen werden. Dort steht auch genau beschrieben, welchen Strafzoll-Satz chinesische E-Bike-Produzenten zu befürchten haben und welche Ausnahmen es gibt.
Text: Jo Beckendorff