Laut diversen Meldungen in der deutschen und österreichischen Presse soll der junge Berliner E-Bikeanbieter Freygeist Lightweight E-Bikes GmbH am letzten Freitag (6. Januar) Insolvenz angemeldet haben. Demzufolge soll ein Insolvenzantrag nicht nur von der Mutterfirma in Berlin, sondern auch von deren Niederlassung in Österreich gestellt worden sein. Auf den jeweiligen Insolvenzbekanntmachungs-Seiten liegt allerdings zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch keine diesbezügliche Meldung vor.
Dass besagte Insolvenz noch nicht offiziell im Insolvenzregister genannt wird, liegt wahrscheinlich an den Feiertagen zum Jahreswechsel. So taucht dort zum Beispiel derzeit auch noch nicht die am 4.Januar beantragte Mifa-Insolvenz in Eigenverantwortung auf.
Apropos Mifa: Die sollte die schicken und gerade einmal 12,3 Kilogramm leichten Freygeist-E-Bikes mit im Rahmen verstecktem Akku und kleinem Hinterrad-Motor (Neudeutsch: »Hidden E-Bike Technology«) eigentlich montieren. Zuvor war Fahrrad-Leichtbauspezialist Thomas Kamm und sein Unternehmen German Answer als Produktionspartner für den Rahmenbau des Newcomers an Bord geholt worden (das RadMarkt berichtete).
Laut Gründerszene.de – eigenen Angaben zufolge »das führende Onlinemagazin für die Startup-Szene und die digitale Wirtschaft in Deutschland« – droht bei der gerade beantragten Insolvenz des urbanen Lifestyle-E-Bikeanbieters Freygeist Lightweight E-Bikes GmbH »die größte Crowdfunding-Pleite in Deutschland«.
Ein hinter dem Startup Freygeist stehendes Wiener Trio hatte 2015 über die Berliner Crowdfunding-Plattform Companisto GmbH an die 1,5 Millionen Euro eingesammelt. Diese Summe – Companisto spricht in diesem Zusammenhang von »Risikokapital« – war innerhalb von nur 100 Tagen bei 1.107 Companisto-Anlegern eingesammelt worden. Laut Berichten aus Österreich – der Heimat der Freygeist-Gründer – sind die Gesellschafter der deutschen Freygeist Lightweight E-Bikes GmbH »ausschließlich österreichische Unternehmen und Personen«. Diese Gesellschaft mit Sitz in der Companisto-Heimat Berlin sei wiederum »Alleingesellschafterin der Österreich-Tochter mit Sitz in der Wiener Ballgasse«.
Erstaunlich: Laut Medienberichten ist derzeit unklar, wer das Unternehmen überhaupt führt. Das Gründertrio Martin Trink, Usama Assi und Stepfan Hebenstreit war hauptsächlich von Martin Trink als Geschäftsführer nach außen für die Öffentlichkeit vertreten worden.
Nachdem bereits 500 erste Freygeist-Bikes an Crowd-Investoren ausgeliefert wurden, habe es auch gute Vorbestellungen von Händlern »im dreistelligen Bereich« gegeben. Nur: Aus irgendeinem Grund trauten es die Gesellschafter laut Gründerszene.de dem Führungstrio nicht mehr zu, »das Unternehmen zu skalieren und zu internationalisieren«.
Deshalb wurde im August ein neuer (und nicht namentlich genannter) Geschäftsführer eingesetzt. Diesem wurde laut der österreichischen Tageszeitung »Kurier« die »einzelvertretungsbefugte Geschäftsführung übergeben und der hat das Amt Ende November zurückgelegt. Damit ist Freygeist derzeit ohne Geschäftsführung«. Offensichtlich war dem neuen CEO laut Gründerszene.de schnell klar, »dass die Zahlungsunfähigkeit drohen könnte«.
Dazu Martin Trunk gegenüber Gründerszene.de: »Die Basis zwischen Gesellschaftern und Geschäftsführer war nicht mehr da.« So soll sich der eingesetzte Geschäftsführer auch geweigert haben, Insolvenz zu beantragen. Das sei nun von den Gesellschaftern übernommen worden, die um ihrer Investment fürchten.
Laut der Crowdfunding-Plattform Companisto wurden alle 1.107 Freygeist-Investoren über die gestellten Insolvenzanträge informiert, berichtet der »Kurier«. Die Webseite von Freygeist (www.freygeist-bikes.com) ist derzeit nicht aufrufbar.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Companisto GmbH