Nach dem letztjährigen Aus der Fahrradmesse Ispo Bike sah die Welt der ebenfalls auf dem Münchener Messegelände jährlich stattfindenden „internationalen Leitmesse für Elektro- und Hybrid-Mobilität“ E-Car Tec (21.-23.10.2014) eigentlich rosig aus. Als dann im letzten Jahr auch noch das Ende der von dem externen Messe-Macher Munich Expo kreierten E-Car Tec ebenfalls ins Leben gerufenen Schwestermesse E-Car Tec mit ihrem angedachten Ableger E-Bike Tec Paris bekannt gegeben wurde, schienen sowohl nationale als auch internationale Zukunftsweichen für die Münchener Mobilitätsmesse gestellt. Der angefahrene Zug scheint aber eine andere Richtung eingeschlagen zu haben. Mit anderen Worten: Die an die Münchener E-Car Tec Messe gerichteten Erwartungen erfüllten sich nicht ganz – zumindest in diesem Jahr…
Ein kurzer Blick zurück: In der Vergangenheit gab es zwischen Ispo-Bike-Veranstalter Messe München International (MMI) und E-Car Tec-Macher Munich Expo Veranstaltungs GmbH ein sogenanntes „Gentleman-Agreement“, der die Kannibalisierung des Themas E-Bikes verhindern sollte. Demnach fiel das Thema E-Bike in die Hände der Ispo Bike und das Thema E-Scooter/-Motorrad in die Hände der E-Car Tec.
Das tat der sich auf sanfte Mobilität konzentrierenden Messe E-Car Tec München natürlich weh. Schließlich sind E-Bikes die bisher einzigen individuellen Mobilitätsprodukte mit „E“, die auch tatsächlich im Markt angenommen und angekommen sind. Die Verkaufszahlen sprechen für sich.
Freie Bahn – aber…
Dieser Weg ist mit dem letztjährigen Ende der Ispo Bike frei. Auch wenn sich seitdem Teile der Fahrradbemühungen von Messe-Veranstalter Messe München auf der ebenfalls von ihm organisierten Reise- und Freizeit-Publikumsmesse F.re.e wieder finden: Für E-Car Tec-Macher Munich Expo tat sich eine Tür auf, den E-Bike-Bereich neben E-Scootern & Co. in Szene zu setzen. Dies wird auch durch die Tatsache belegt, dass Munich Expo die einst in Paris und im Fahrwasser der dortigen E-Car Tec angedachte neue Plattform E-Bike Tec für dieses Jahr nach München ziehen wollte.
E-Bike Tec
Und jetzt? Zwar wurde die Plattform E-Bike Tec im Vorfeld kommuniziert, ging dann aber bei der diesjährigen Veranstaltung irgendwie unter. Nicht einmal das Logo der E-Bike Tec war irgendwo zu sehen. Dabei hatte es noch im Vorfeld geheißen: „Mit dem Themenbereich E-Bike Tec bieten wir dem größten Markt der Elektromobilität eine echte Profi-Plattform. Denn durch ihre Kombination von moderner klimaschonender Technik sowie Sport und Bewegung begeistern Elektro-Zweiräder immer mehr Menschen und ermöglichen dem Profianwender und Unternehmer gleichzeitig eine intelligente Alternative im überlasteten Stadtverkehr.“
Munich Expo Geschäftsführer Robert Metzger (Bild) führt das für Außenstehende enttäuschende Ausbleiben der E-Bike-Branche auf die bestehenden klassischen Fahrradmessen zurück: „Da müssen wir erst unseren Platz finden. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Somit bin ich mit dem diesjährigen Stand zufrieden. Sie dürfen auch nicht vergessen: Wir sind eine Technologie-Messe.“
Metzger belegt das mit Zahlen: „Nur 20 Prozent der Aussteller präsentieren Fahrzeuge – und 80 Prozent die Technologie dahinter“. Heißt: Es gehe auf dieser Fachmesse mehr um Komponenten und weniger um Endprodukte. „Allerdings steigt das Interesse Endprodukte zu zeigen.“ Somit sieht sich die E-Car Tec selbst auf einem guten Weg.
Hohen Erwartungen folgt Pragmatismus
Ferner wirft Metzger ein, dass man als Messe-Macher keine überzogenen Erwartungen hätte: „Wie viele E-Fahrzeuge gibt es derzeit tatsächlich auf der Straße? Hohe Erwartungen hatten wir am Anfang. Das ist vorbei. Heute haben wir dafür Aussteller, die mit diesem Thema Geld verdienen und mit denen wir Schritt für Schritt wachsen wollen.“
Was auf jeden Fall auffällt: Nach dem Ende der E-Car Tec und E-Bike Tec Paris ist die Münchener Muttermesse internationaler geworden. Der Auslandsanteil der Aussteller lag laut Metzger bei 40 Prozent. Insgesamt sollen 463 Firmen Aussteller aus 28 Ländern (Vorjahr: 14 Länder) auf der E-Car Tec 2014 gewesen sein. Das wirkt auf den ersten Blick viel. Fakt ist: Die diesjährige E-Car Tec füllte zusammen mit ihrer dazu gehörenden Schwester Materialica gerade einmal zwei der insgesamt 16 Münchener Messe-Hallen. Von diesen zwei war in der Halle B3 ein hinterer Teil komplett abgehängt. Und in der Halle B4 belegte im hinteren Teil sowohl eine kaum genutzte Scooter und E-Moto Test Area sowie eine wenig genutzte E-Bike Test Area (gelenkt von Extra Energy e.V.) Raum. Insgesamt sollen laut Munich Expo 25.000 Quadratmeter belegt gewesen sein.
Somit kann die kommunizierte Ausstellerzahl nur damit zusammen hängen, dass jeder Anbieter der auf dieser Messe war – unabhängig von der Tatsache ob mit eigenem Stand vertreten oder nicht – gezählt wurde. Demnach wurden wohl auch die unter dem Dach von ExtraEnergy angebotenen E-Testbikes von sechs Anbietern (darunter die ZEG bzw. sein Mitglied Stadler) jeweils als Aussteller mitgezählt.
Was aber auch auffiel: Die Scooter-Branche war auch nicht mehr so auf dieser Messe vertreten wie das schon einmal der Fall war. Dafür ließen sich aber ein paar ausgewählte Autobauer für eine größere Standfläche ermuntern. Neben Nissan war auch VW mit E-Modellen vor Ort.
Letztendlich noch eine gute Nachricht: Messeveranstalter Munich Expo zählte rund 12.000 Fachbesucher. O-Ton Metzger: „Damit verzeichnete die E-Car Tec Munich 2014 und die Materialica 2014 erneut ein konstant hohes Besucheraufkommen und hat für volle Messehallen und zufriedene Aussteller gesorgt.“
Die E-Car Tec 2015 findet vom 20. bis 22. Oktober wiederum auf dem Münchener Messegelände statt.
Mehr Hintergründe zur E-Car Tec 2014 in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
Text/Fotos: Jo Beckendorff