Ein von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und den Stadt-werken München (SWM) in Auftrag gegebenes E-Trike wird bald in der Bayernmetropole in den Markt rollen. Entwickelt wurde es von der Technischen Universität München (TUM) – und soll Teil des Mietradsystems MVG Rad werden.
Die circa einjährige Entwicklung und Konstruktion des nun fertig gestellten Prototyps ist Bestandteil des EU-Projektes Civitas Eccentric. Dieses arbeitet in München und deren Partnerstädten Madrid, Stockholm, Turku und Ruse »an nachhaltigen Verkehrskonzepten für die Metropolen der Zukunft. Bis August 2020 werden innovative Lösungen in den Bereichen städtische Mobilität sowie Gütertransport entwickelt und umgesetzt«. In München sollen schon bald ersten E-Dreiräder lossurren.
Der Weg von der U-Bahn-, Bus- oder Straßenbahnhaltestelle ans Ziel kann beschwerlich sein – vor allem, wenn man Gepäck dabei hat oder nicht gut zu Fuß ist. „Unser Ziel war es, diese Lücke für alle zu schließen“, erklärt Julian Wilberg vom Lehrstuhl für Produktentwicklung an der TUM.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Simon Kremer und einem Team von Studierenden erarbeitete Wilberg im Auftrag von MVG und SWM eine nachhaltige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Das System E-Trike entstand im Rahmen oben genannten EU-Projekts.
Das elektrisch betriebene Dreirad ist so konzipiert, dass es auch Menschen mit leichten Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen komfortabel und sicher bedienen können. Es ist besonders nutzerfreundlich und bietet eine hohe Stabilität. Das E-Trike fährt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h und hat genügend Stauraum für mehrere große Einkaufstaschen oder zwei Getränkekisten.
Dazu der Civitas Eccentric-Projektverantwortliche bei SWM/MVG: »Gemeinsam wollten wir eine sinnvolle Ergänzung für das bestehende Mietradsystem MVG Rad entwickeln. Die Fahrräder, die uns aktuell zur Verfügung stehen, sind nicht für den Transport schwerer und sperriger Gegenstände geeignet. Außerdem kann das heutige System von Menschen, deren Gleichgewichtssystem nicht voll funktionsfähig ist oder die wenig Kraft in den Beinen haben, nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Mit dem E-Trike haben wir nun ein Komplettpaket entwickelt, das Buchung, Ausleihe, Rückgabe, Betrieb und Wartung beinhaltet, und sich ideal in das Mietradsystem MVG Rad integrieren lässt.«
Das neu entwickelte Fahrzeug ist dank eines tiefen Einstiegs auch für ältere Menschen leicht zu fahren. Die Gepäckbox hat zwei Flügeltüren, die sich zum Rücken schonenden Beladen und Entladen öffnen lassen. Der Elektromotor ist laut TUM stark genug, um eine Person plus etwa 30 Kilo Zuladung zügig ans Ziel zu bringen.
Das E-Trike lässt sich wie die aktuellen MVG-Räder auch über eine App orten und buchen. Zusätzlich haben Nutzer die Möglichkeit, das Gefährt mit Hilfe einer Chipkarte auszuleihen. Dazu noch einmal Wilberg: »Wichtig war bei der Entwicklung, dass sich das E-Trike in das bestehende Verleihsystem MVG-Rad integrieren lässt.« Dies sei problemlos möglich, weil das Dreirad trotz der Ladebox nicht länger als ein normales Mietfahrrad sei. Es passe damit auf die bereits vorhandenen Stellflächen. Diese müssten lediglich noch mit Ladestationen ausgerüstet werden.
Laut der an diesem Projekt beteiligten Partner war die Entwicklung des Prototyps ein Meilenstein. Die Projektarbeit sei damit aber nicht beendet. In weiteren Schritten geht es darum, das E-Trike in das bestehende IT-System hinter MVG-Rad einzubinden. 2018 sollen bis zu 20 E-Trikes auf Basis des Prototyps entstehen, die dann erstmals in dem Münchener Projektgebiet von Civitas Eccentric (Domagkpark/Parkstadt Schwabing) und Smarter Together (Neuaubing-Westkreuz/Freiham) zum Einsatz kommen. Um während der Projektlaufzeit wichtige Erkenntnisse für Betrieb und Weiterentwicklung zu sammeln, ist eine umfangreiche begleitende Evaluation ebenfalls in Planung.
Text: Jo Beckendorff/SWM/MVG, Foto: SWM