Brian Montgomery, als Geschäftsführer des europäischen Fahrradindustrie-Verbandes EBMA unter anderem in Sachen EU-Strafzoll zum Schutz der heimischen Produzenten im Einsatz, weist in seinem jüngsten Schreiben auf den Betrug eines spanischen Fahrradimporteurs bei der Umgehung des gerade verlängerten Strafzolls von 30,6 Prozent auf Fahrräder made in China hin. In diesem Fall konnte der Nachweis erbracht werden, daß seine Made-in-China-Bikes über den Umweg der EU-strafzollfreien Philippinen in den EU-Markt rollten.
Laut Montgomery sei man an diesem speziellen Betrugsfall schon zwei Jahre dran. EBMA hatte gegenüber der verantwortlichen EU-Anti-Betrugs-Zentrale O.L.A.F. – steht für „Office Europeen de Lutte Anti-Fraude“ – geklagt. Danach wurde intensiv nachgeforscht. Zusammen mit der zuständigen spanischen Zollstelle A.E.A.T. (Agencia Estatal de la Administration Tributaria) konnte O.L.A.F. jetzt nachweisen, daß die vom besagten spanischen Fahrradimporteur in den EU-Markt (bzw. Spanien) gebrachten Bikes mit falschen Papieren ausgewiesen waren: „Die Container wurden in China beladen und dann nach Hongkong geschickt. Von dort ging es über die Philippinen, wo die Produkte mit „made in the Philippines“-Labels versehen wurden, nach Spanien.“
Während der Name des Importeurs nicht bekannt gegeben wurde, erhielt die EBMA von der A.E.A.T. jedoch die Erlaubnis, über diesen Fall allgemein zu berichten. Jetzt ist A.E.A.T. gerade dabei, besagtem Importeur wegen „massiven Betrugs über einen längeren Zeitraum“ den Prozeß zu machen. Dabei geht es laut EBMA um ein Strafmaß von 1,5 Millionen Euro.
Laut Brian Montgomery handelt es sich bei diesem Betrug leider nicht um einen Einzelfall. Einige chinesische Produzenten würden weiterhin alles versuchen, um den verhängten EU-Strafzoll von 30,6 Prozent betrügerisch zu umgehen. Eine Methode wäre, die Container über ein Drittland zu verschiffen und dort mit neuen (falschen) Papieren zu versehen. O-Ton Montgomery: „Letztendlich zahlen nicht die Chinesen für den Betrug, sondern ausschließlich der Importeur.“ EBMA würde weiterhin, was bestehende EU-Strafzölle auf Fahrräder made in China (sowie anderen mit EU-Strafzöllen belegte Länder wie beispielsweise Vietnam) betrifft, auf der Hut sein.
– Jo Beckendorff –