2009 hat die Messe München mit zwei frischen Messe-Ideen auf sich aufmerksam gemacht. Die eine war die Bike Expo, die sich – ZEG hin, ZEG her – das Trendthema E-Bike groß auf die Fahne geschrieben hatte. Im gleichen Jahr feierte aber auch der Knaller eCarTec als erste Fachmesse für E-Mobilität, der Hersteller und Zulieferer zusammenbringen sollte, seine Premiere. Beide Konzepte waren ihrer Zeit voraus. Beide scheinen jetzt aber auch irgendwie vom Weg abgekommen.
Während die von Bike Expo zu Ispo Bike umbenannte Fahrradmesse nun den gesamten Fahrradbereich ansprechen und der führenden Bikemesse Eurobike Paroli bieten will, ist das Thema Automobilität auf der eCarTec 2011 (18.-20.10.) vom Image her immer noch in der Kleinserien- und Bastelecke. Dabei ist dieses Thema – wie man vorab auf der großen Frankfurter Automobilmesse IAA sehen konnte – schon längst viel weiter.
Sicherlich ist die Messe innerhalb von nur drei Jahren auf drei Ausstellungshallen sowie ein großes Freigelände gewachsen. Mit 705 Ausstellern verzeichnet man gegenüber dem Vorjahr ein gutes Plus von 28,7 Prozent. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen lag der finale Schlussbereicht leider immer noch nicht vor. Die Messe schätzt vorab aber ca. 13.500 Besucher. Das Verhältnis Fachbesucher/Publikum soll bei dieser Fachmesse bei 80:20 gelegen haben.
Es sind aber so einige Sachen, die auf der an sich gut frequentierten Fachmesse eCarTec irgendwie nicht zusammen passen. Da ist zum einen der Messename, der nicht E-Mobilität, sondern lediglich E-Cars aufgenommen hat. Dabei ist doch auch schon bei der Premierenveranstaltung vorhersehbar gewesen, daß – wenn es mit der E-Mobilität losgehen wird – der Zweiradbereich mit ersten in Serienproduktion gefertigen E-Mobilitätsprodukten punkten wird (und nicht der vierrädrige Bereich). Und vor allem: Dem Markt bezahlbare E-Fahrräder und E-Roller bietet.
Somit ist auch einleuchtend, daß der E-Roller auf der diesjährigen eCarTec seinen Platz gefunden hat. Nicht nur Peugeot-Deutschland, sondern auch E-Rolleranbieter wie Etropolis oder Gevacs waren als Aussteller vor Ort. E-Bikes waren ebenfalls zu sehen. Allerdings nicht von Fahrradanbietern präsentiert, sondern von in den E-Mobilitätsmarkt eingestiegenen Anbietern wie Solartechnik-Großhändler Donauer oder der auch als Franchise-Geber auftretende Berliner E-Mobilitäts-Händler Lautlos durch Deutschland GmbH.
Warum hier nicht Fahrradanbieter ihre E-Bikes präsentieren, ist auch schnell geklärt. Laut eCarTec-Presseleiter Marco Ebner gibt es zwischen der jungen Elektronikmesse eCarTec und der Bike Expo alias Ispo Bike eine Absprache, keine Fahrradhersteller auf der eCarTec und im Gegenzug keine E-Fahrzeuge von eCarTec-Ausstellern auf der Bike Expo/Ispo Bike zuzulassen. Hier schränkt sich die Messe quasi selbst ein. Wobei der Slogan der eCarTec („Join the e-mobility revolution!“) die über den Messenamen kommunizierte „Autolastigkeit“ auch irgendwie versucht aufzuheben.
Branchenkenner verstehen nicht, warum die Messe München nicht von Anfang an – und zwar voll und ganz – auf das Thema zwei- und vierrädrige E-Mobilität gesetzt hat. So eine Messe hätte ihrer Meinung nach mehr Sinn gemacht als die aktuellen Ispo Bike und eCarTec – und sich vor allem (2009 ihrer Zeit voraus) tatsächlich zur internationalen Leitmesse entwickeln können!
Was die vierräderige (Auto-)E-Mobilität betrifft, hat die eCarTec (O-Ton: „Die internationale Leitmesse für Elektromobilität“) zusammen mit ihren Schwestermessen Materialica (internationale Fachmesse für Werkstoffanwendungen, Oberflächen und Product Engineering) und die erstmals durchgeführte sMove360° (internationale Fachmesse für Smart Car Communication) ihre laut eigenen Angaben „führende Rolle“ sicherlich schon an die vorab stattgefundene große Frankfurter internationale Automobilausstellung IAA verloren. Denn dort wurde alles gezeigt, was derzeit im Bereich vierrädriger E-Mobilität kollektiv Stand der Dinge ist.
Zwar waren auf der eCarTec auch einige Autohersteller wie Renault oder Peugeot als Aussteller vertreten. Ein Großteil der Aussteller setzte sich allerdings aus mittelständischen Kleinserienherstellern und Zuliefererbetrieben zusammen. Leider fehlten nicht nur die führenden deutschen Autobauer wie Audi oder BMW, sondern auch die den Weltmarkt mitbestimmenden deutschen Zulieferer-Grössen wie Bosch.
Mehr zur eCarTec 2011 in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
– Jo Beckendorff –