eMove 360° Europe: Immer noch ein zartes Pflänzchen
Eine der interessanten LEV-Cargo-Lösungen auf der eMove 2019.

Nach drei Tagen endete gestern (Donnerstag, 18. Oktober) auf dem Münchener Messegelände die vom externen Messe-Macher MunichExpo Veranstaltungs GmbH organisierte eMove 360° Europe 2018. Die einst aus der eCarTec (die es auch einmal erfolglos mit dem Sektor eBikeTec Richtung Fahrrad versuchte) hervorgegangene eMove 360° Europe Messe ist mit ihrem Anspruch als »internationale Fachmesse für Mobilität 4.0 – elektrisch – vernetzt – autonom« immer noch ein zartes Pflänzchen, von dem man nicht weiß, ob es trotz topaktueller Themenwahl irgendwann einmal richtig zündet. Vieles spricht dafür, aber auch einiges dagegen.

Auf der einen Seite ist diese laut Eigenangabe »weltweit führende Technologie-Fachmesse für nachhaltige Mobilitätslösungen« mit vielen neuen Ausstellern vor allem aus China, aber auch erstmals mit E-Auto-Pionier Tesla als Aushängeschild in diesem Jahr durchgestartet. Laut MunichExpo Veranstaltungs GmbH waren es diesmal rund 300 internationale Aussteller, die Trends der Mobilität 4.0 präsentierten.
Auf der anderen Seite ist diese Messe auf dem Münchener Messegelände über die Jahre aber nicht einmal über gerade zwei Messehallen (Hallen B5 und B6) hinaus gewachsen. Wobei diese Zahl noch sehr positiv ausfällt: Ein Teil der Halle B6 war mit einem Vorhang abgetrennt. Und in Halle B5 war ein großer Indoor-Testparcour (neben einer Outdoor-Teststrecke für E-Autos am Messeingang Ost) aufgebaut.

Reine Fachmesse
Fakt ist: mit der eMove 360° Europe will der Veranstalter vor allem »Entwickler, Designer und IT-Experten der großen OEM und TIER1-Zulieferern, sowie Käufer und Anwender, etwa Flottenmanager, Entscheider in Städten, Gemeinden, Touristikregionen und Dienstleister« gezielt ansprechen. Und die waren in diesem Jahr zumindest gefühlt in deutlich verstärkter Anzahl vor Ort. Die Großen der Autobranche sind allerdings nicht dabei. Für Aussteller und Fachbesucher der eMove stand Networking ganz oben auf der To-do-Liste.

Elektrisch – vernetzt – autonom
Fakt ist auch, dass die Schlüsseltechnologie E-Mobilität ein weltweit topaktuelles Thema ist. Strom und Wasserstoff gelten als Treibstoff der Zukunft. Autonomes Fahren ist ein vielleicht bald wahr werdender Traum der modernen Mobilität. Beide Themen stehen auf der eMove 360° Europe im Rampenlicht.
Laut Messe-Macher MunichExpo Veranstaltungs GmbH bietet man allerdings unter der Marke eMove viel mehr. Dazu Geschäftsführer Robert Metzger: »Mit unseren verschiedenen Aktivitäten – der Messe als Höhepunkt des Jahres, Kongresse, Awards, Magazin, Online-Portal – verstehen wir uns als globale Plattform, die Angebot und Nachfrage für die Technologien der Mobilität von morgen zusammen bringt.«
Was die Messe sicherlich ausmacht: Das Fokusthema Charging ist bestens vertreten. Die Anbieter einer Lade-Infrastruktur nahmen fast die gesamte Halle B5 ein. Und der Ausspruch eines Fachbesuchers, der nach Rundgang über die Messe von »einer Bastlermesse im positiven Sinn« sprach, ist nicht ganz abwegig. Wenn große Autoanbieter fehlen, nehmen kleinere ihren Platz ein – und nutzen die Chance, sich zu präsentieren.

E-Auto-Startups Sono Motors und E-Go im Rampenlicht
So auch auf der Messe eMove: Die einst mit einer Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufene Start-Up Sono Motors GmbH war mit seinem 2019 in Serienproduktion gehenden E-Auto »Sion« vor Ort. »Sion« setzt bei der Energieversorgung sowohl auf Strom als auch auf in die Karosserie eingearbeitete Solarzellen.
Zudem war der junge Anbieter E-Go Mobile AG mit seinem E-Auto »Life«, seinem E-Kart sowie mit Onwheel – einem Reibrollen-Antriebssystem fürs Fahrrad-Hinterrad (www.go-e.bike) – vor Ort. Der »E-Go Life« soll laut dem ebenfalls in München anwesenden BMZ-Geschäftsführer Sven Bauer im kommenden Jahr mit 10.000 Einheiten in Serie gehen. Die Batterien für dieses E-Auto stammen von BMZ. Hinter E-Go steckt übrigens  Professor Günther Schuh von der RWTH Aachen, der sich bereits als Mitbegründer des E-Fahrzeugherstellers Streetscooter einen Namen gemacht hat. Der gehört wiederum seit 2014 zur Deutschen Post.

E-Cargo-Leichtfahrzeuge
Was beide Unternehmen (Sono Motors und E-Go) wie viele andere eMove-Aussteller auszeichnet: der gelebte Enthusiasmus, mit dem sie ihre Produkte entwickelt haben und nun präsentieren. Da kommt keine Langeweile auf. So auch bei den anwesenden Anbietern von E-Leichtfahrzeugen, die vor allem auf den derzeitigen Boomthema Cargo setzen.
Aus Fahrrad-Sicht war bis auf oben genannten Reibrollenantrieb von E-Go leider wenig zu sehen. Was vielleicht auch daran liegt, dass der eMove-Vorläufer eCarTec zu Zeiten der Ispo Bike aufgrund eines sogenannten Gentlemen-Agreement mit Ispo-Macher Messe München das damals gerade durchstartende Thema E-Bike nicht aufgreifen durfte. Und als die Ispo Boike das Handtuch werfen musste, war der E-Bike-Boom schon durchgestartet – und hatte sich ausstellungsmäßig bereits auf die Seite der Fahrradmessen geschlagen.
Trotzdem wollen Robert Metzger und sein Team das Thema E-Bike künftig noch einmal gezielt aufgreifen. Schließlich sei das Fahrrad ja auch Teil der neuen urbanen Mobilität 4.0, auf die eMove 360° Europe setzt.
Der Termin für die fünfte eMove 360° Europe steht auch schon. Sie findet vom 15. bis 17. Oktober 2019 auf dem Münchener Messegelände statt. Vielleicht glänzt das zarte Messe-Pflänzchen eMove ja schon im kommenden Jahr mit einem Wachstumsschub.

Text/Fotos: Jo Beckendorff

Wir woanders
Trekking & Radkultur
Das Magazin für E-Bikes
Taktik & Training
Das Branchenmagazin
Club für leidenschaftliche Fahrradfahrer
Community aus sportlichen Radfahrern