EOG: Outdoor-Markt geht kleinere Schritte bergauf
Von links nach rechts: John Jansen, Saskia Stock, Klaus Dittrich

Auf der zur Ispo Munich 2016 (24.-27.1.) einberufenen Pressekonferenz der European Outdoor Group (EOG) legte die Branchenvereinigung einige erste Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 vor, die belegen: Die Jahre des teilweise zweistelligen Wachstums sind Vergangenheit…

Auch wenn es weiterhin aufwärts geht: In seiner Rolle als EOG-Präsident machte Keen-Europe-Geschäftsführer John Jansen (links im Bild) klar, dass sowohl Anbieter bzw. Marken und Handel gemeinsam Maßnahmen ergreifen müssten, um das Geschäft mit Outdoor-Produkten wieder dorthin zu hieven, wo es während der letzten Boom-Jahre war.
Somit habe die neue EOG-Kampagne »It’s great out there« vor allem die junge Generation im Auge, die man für das persönliche Erlebnis draußen und weg von der virtuellen Welt bewegen will. Laut Jansen geht es aber auch um Lobby-Arbeit innerhalb der Europäischen Kommission, die die EOG mit ihren mittlerweile 68 Marken, 15 führenden Fachhändlern und neun Verbänden ausbauen will.
Um dem Verband noch mehr Power zu verschaffen, werden nach Aufnahme erster Fachhändler nun auch Outdoor-Lieferanten angesprochen und gezielt für eine Mitgliedschaft umworben:  »Wir sind gerade dabei, Anbieter wie Gore oder Sympatex gezielt anzusprechen. Das ist derzeit in Arbeit.»
Die von Jansen bekannt gegebenen Outdoor-Zahlen des Jahres 2015 beziehen sich auf eine erstmals durchgeführte und auf den Angaben von 50 EOG-Mitgliedern basierende Marktstudie. Demnach habe sich das Geschäft in den ersten neun Monaten des Jahres sehr gut entwickelt. In den letzten Monaten wäre es nicht mehr so einfach gewesen. Gerade die letzten zwei Monate hätten wehgetan.
Trotzdem berichten 85 Prozent der befragten Mitglieder, dass sie im letzten Jahr unter dem Strich bei den Wertverkäufen – und im Vergleich zum Vorjahr – ein Plus erzielt hätten. 73 Prozent gaben ein Plus »zwischen 2,5  und 12 Prozent« an. Lediglich etwa 8 Prozent meinten, im letzten Jahr gegenüber 2014 ein Wertverkaufs-Minus eingefahren zu haben. Die restlichen Studien-Teilnehmer sprechen von einem gegenüber dem Vorjahr gleichbleibenden Wertergebnis.
O-Ton Jansen: »Nicht alles sieht rosig aus, aber es wird weiterhin ein Wachstum erzielt.« Heißt aber auch: Die Boomjahre sind vorbei. Nichtsdestotrotz sei die Stimmung der Mitglieder mit Blick auf 2016 optimistisch. Immerhin rechnen 75 Prozent der Teilnehmer obiger Studie damit, dass dieses Jahr besser wird als 2015. 30 Prozent meinten sogar »deutlich besser«.
Alles in allem sei der europäische Outdoor-Markt 2015 wertmäßig um 2,5 Prozent gewachsen. Laut Datenmaterial von State of Trade lag der sogenannte „sell-in”-Wert des europäischen Outdoor-Marktes bei 4,83 Milliarden Euro, die mit einen geschätzten Handelswert von 10,2 Milliarden Euro gleichgestellt werden können. Diese Zahlen sind aber immer mit Vorsicht zu genießen, weil der eine dieses und der andere jenes unter den Oberbegriff Outdoor packt – und die Grenzen vor allem zum Modebereich fließend sind.
Als Vertreter der Handelsseite war diesmal Saskia Stock (Bildmitte) – alten Fahrrad-Branchenhasen noch als PR- und Marketing-Fachfrau von Cannondale in Europa im Gedächtnis – in ihrer Funktion als Marketing- und Kommunikationsleiterin beim Schweizer Outdoor-Filialisten Transa Backpacking AG auf der Pressekonferenz-Bühne.
Generell gehen 45 Prozent der 15 führenden EOG-Händlermitglieder davon aus, europaweit zumindest mengenmäßig mehr verkauft zu haben. Das konnte auch Stock im Namen von Transa bestätigen. Wobei Transa auch wertmäßig zulege konnte – allerdings nicht wie vorab erwartet. Das liege an dem »speziellen Fall Schweiz«: Die Euro-Schwäche habe dazu geführt, dass derzeit jeder zehnte Schweizer Franken im Ausland ausgegeben würde: »Für uns ist es sehr schwierig, im EU-Wettbewerb mitzuhalten.« Insgesamt seien deshalb die eidgenössischen Handelsverkäufe im letzten Jahr um 7 Prozent gefallen.
Letztendlich meldete sich auf der EOG-Pressekonferenz-Bühne Messe-München-Chef Klaus Dittrich (Bild rechts) zu Wort. Er verwies auf die circa 50 Outdoor-Aussteller der Ispo Munich, die ihre Produktneuheiten diesmal in anderen Hallen gleich neben den Ski-Hallen präsentierten.Die neue Hallenaufteilung sei aufgrund sich verschiebender Marktrends durchgezogen worden. Outdoor ist laut Dittrich weiter ein Megatrend.
Er warb auch gezielt für die Ispo Munich, die mit ihrem Multisegment-Ansatz sicherlich »neue Synergien für die Outdoor-Aussteller« schaffe – und somit wieder für bessere Outdoor-Geschäfte stehen könnte. Schließlich seien in München nicht nur die Einkäufer von Outdoor-Spezialisten vor Ort, sondern auch jene anderer (Sport-)Bereiche.
Was er nicht hervorhob aber man auf der Ispo Munich 2016 durchaus feststellen konnte: Die hohe Zahl branchenfremder Einkäufer von Großanbietern wie Metro & Co.

Text/Fotos: Jo Beckendorff, Grafiken: EOG

 

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