Gestern (21. September) betrat in »Downunder« ein Unternehmen das heimische Börsenparkett, das auch die Fahrradwelt aufhorchen lässt: Die auf die »additive Herstellung von Metallteilen ohne Verluste komplexer Strukturen« spezialisierte Titomic Limited ist eigenen Angaben zufolge in der Lage, mittels eines patentierten Prozesses und mit Hilfe ihres riesigen 3D-Printers »einen Titanium-Rahmen in 25 Minuten zu produzieren«.
»Titomic Kinetic Fusion« heißt die Zauberformel, mit der Metallpulver verschmolzen wird – und somit »Produkte in kürzester Zeit und zu niedrigen Kosten« hergestellt werden können. Der patentierte Prozess wurde von den Titomic-Machern in Zusammenarbeit mit der staatlichen Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (kurz CSIRO) entwickelt. Mit ihrer 3D-Metalldruck-Technologie könnten komplexe Teile bis zu 30 Mal schneller produziert werden als konventionell produzierte Teile.
Im Gegensatz zu anderen 3D-Printern setzen die Australier bei ihrem innovativen Drucker auf einen sogenannten »Cold Spray“-Prozess, mit dem man das Metallpulver mit einer sehr hohen Geschwindigkeit aufsprühen kann. Anstelle eines Schmelzprozesses durch Hitze würde das feine Metallpulver mittels Plastifizierung (laut Wikipedia »das Umwandeln von pulverförmigen oder granulatförmigen Kunststoffen durch Temperatur und Druck, also eine Erniedrigung der Viskosität des Materials«) aufgetragen – und somit ein Objekt kreiert.
Laut Titomic Operating Officer Simon Mariott ist die von seinem Unternehmen eingesetzte patentierte Technologie »ein Gamechanger«: »Wenn wir einen Fahrrad-Rahmen mit einem Standard-Printer herstellen wollen, würde das in drei Sektionen unterteilt und 60 Stunden dauern. Unser großer 3D-Printer erledigt das an einem Stück in 25 Minuten.«
Laut eigenen Angaben haben die Titomic-Macher ihren neue Fertigungstechnologie 2010 entwickelt. 2014 wurde das Unternehmen mit Sitz in Melbourne offiziell gegründet. 2016 erhielt man zusammen mit CSIRO eine globale Lizenz. Mit dem jetzigen IPO (Börsengang) hat man weiteres Kapital für die Inbetriebnahme der Produktionsstätte erzielen können. Die Rede ist von 6,5 Millionen AUD$ (4,35 Millionen Euro).
Anfangs hatte man vor allem die Fahrradindustrie im Auge. Dann entdeckte man aber auch sehr schnell die Möglichkeiten und Chancen, die sich in anderen Bereichen wie zum Beispiel »mobile Medizin, Krankenhaushilfe, Aerospace und irgend wann auch einmal in der Verteidigungsindustrie« ergeben. Es könnte eigentlich alles »vom Golfschläger bis Rollstuhl, Flugzeugrumpf, Operationsbesteck und Verteidigungssysteme« hergestellt werden. Der riesige 3D-Printer kann Teile bis zu einer Größe von 9m x 3m x 1.5 Meter produzieren.
Ein R&D Center mit Produktionslinie wird gerade in Melbourne hochgezogen. Die Fabrik soll die bisher bei CSIRO gefertigten Prototypen in Serie herstellen. Laut Plan will man schon Anfang 2018 loslegen können.
Wie der Titomic-Produktionsprozess eines Fahrrads funktioniert, können Sie unter dem Youtube-Link https://www.youtube.com/watch?v=UUd8VM2d2pY sehen. Des Weiteren hat Stockhead – ein australischer Newsservice, der sich in seiner Heimat auf die aufstrebenden Unternehmen im ASX (Australian Security Exchange) konzentriert – mit dem Unternehmen befasst. Hier steht auch ein Video bereit.
Mehr zu Titomic unter www.titomic.com.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Titomic Limited