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Ernst Brust informiert: »Flattern und Pendeln bei einspurigen Lastenrädern mit tiefem Einstieg und langem Radstand«
Mit Blick auf einspurige Lastenräder mit tiefem Einstieg und langem Radstand verweist der sich im Unruhestand befindende Velotech.de-Gründer Ernst Brust noch einmal explizit darauf, dass diese Konstruktionen auf der einen Seite »insbesondere für den Transport schwerer Lasten in städtischen Gebieten« viele praktische Vorteile bieten, auf der anderen Seite aber auch sehr anfällig für Fahrsicherheit-Probleme wie Flattern und Pendeln ist.
Foto: Velotech.de

Laut Brust beeinträchtigen diese Phänomene nicht nur die Fahrstabilität, sondern stellen auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. In diesem Zusammenhang hat der renommierte Fahrrad-Tester noch einmal eingehend die Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen zur Minimierung von Flattern und Pendeln bei einspurigen Lastenrädern untersucht.

a) Flattern
– Ursachen: Flattern wird hauptsächlich durch Vibrationen oder Schwingungen verursacht, die von der Gabel und dem Vorderrad ausgehen. Diese Vibrationen treten häufig bei höheren Geschwindigkeiten oder auf unebenen Straßen auf.
– Verstärkende Faktoren:
* Stichwort Hoher Schwerpunkt: eine größere Körpergröße des Fahrers oder eine hohe Beladung kann das Flattern verstärken.
* Stichwort Lange Rahmen und hohe Sitzposition: diese Konstruktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Flattern.
* Stichwort Schwere Laufräder und hoher Luftdruck: diese Faktoren begünstigen Vibrationen und Schwingungen.
– Vermeidung
* Stichwort Steifigkeit und Elastizität: Rahmen und Gabel sollten ausreichend steif, aber auch elastisch genug sein, um Vibrationen zu dämpfen.
* Stichwort Leichte Laufräder: reduzieren die Massenträgheit und verringern das Flattern.
* Stichwort Optimale Reifendruckeinstellung: verhindert übermäßige Vibrationen.

b) Pendeln:
– Ursachen: entsteht durch seitliche Schwingungen des Hinterrads, die durch das Gewicht und die Bewegung des Fahrers oder äußere Einflüsse wie Wind verstärkt werden können.
– Verstärkende Faktoren:
* Stichwort Langer Radstand: begünstigt seitliche Schwingungen, besonders bei schnellen Richtungsänderungen oder höherer Beladung.
* Stichwort Gewicht und Bewegung des Fahrers: beeinflusst die Stabilität und Schwingungen des Fahrzeugs.
– Vermeidung:
* Stichwort Stabile Rahmenkonstruktion: minimiert das seitliche Spiel und verringert das Risiko von Pendeln.
* Stichwort Sorgfältige Gewichtsverteilung: verhindert ungleichmäßige Belastung und Schwingungen.
* Stichwort Richtige Reifendruckeinstellung: reduziert seitliche Schwingungen.
* Stichwort Regelmäßige Wartung der Hinterradaufhängung: stellt die optimale Funktion sicher.

c) Spurversatz:
Definition: der Spurversatz ist der Unterschied in der Ausrichtung der Räder und sollte bei einem Lastenrad nicht größer als 10% der Reifenbreite sein.
– Auswirkungen: ein größerer Spurversatz kann die Stabilität des Rads negativ beeinflussen und die Wahrscheinlichkeit von Flattern und Pendeln erhöhen.
– Vermeidung:
* Stichwort Sicherstellung des Spurversatzes innerhalb der Toleranz: regelmäßige Überprüfung und Einstellung der Radgeometrie.
* Stichwort Regelmäßige Wartung: Überprüfung der Radgeometrie und Einstellung bei Bedarf.

d) Fluchtung der Aufstandspunkte:
Um die optimale Leistung und Stabilität eines einspurigen Lastenrads zu gewährleisten, ist es wichtig, dass vier Punkte zueinander fluchten: der Vorderreifen-Aufstandspunkt, der Hinterreifen-Aufstandspunkt, der Sitz-Mittelpunkt und der Mittelpunkt der Lenkung.
Hier eine detaillierte Beschreibung dieser Punkte und deren Ausrichtung:
1) Vorderreifen-Aufstandspunkt: dies ist der Punkt, an dem der Vorderreifen den Boden berührt. Er ist entscheidend für die Lenkung und das Gleichgewicht des Fahrrads.
2) Hinterreifen-Aufstandspunkt: dies ist der Punkt, an dem der Hinterreifen den Boden berührt. Dieser Punkt trägt in der Regel den Großteil des Gewichts und ist wichtig für die Gesamtstabilität und Traktion des Fahrrads.
3) Sitz-Mittelpunkt: dies ist der Punkt, der sich in der Mitte des Sattels befindet, an dem der Fahrer sitzt. Dieser Punkt beeinflusst die Gewichtsverteilung auf das Fahrrad und sollte sich in einer Position befinden, die eine optimale Balance zwischen Vorder- und Hinterreifen ermöglicht.
4) Mittelpunkt der Lenkung: dies ist der Punkt, an dem die Lenkachse (meist die Mitte des Steuerrohrs) den Boden berührt, wenn man eine vertikale Linie von der Lenkachse nach unten zieht. Er ist entscheidend für die Lenkgeometrie und die Kontrolle des Fahrrads.

Damit diese Punkte zueinander fluchten, sollten sie in einer geraden Linie liegen, wenn das Fahrrad geradeaus fährt.
Hier die Schritte zur Überprüfung und Sicherstellung der richtigen Ausrichtung:
1) Ausrichten des Vorder- und Hinterreifen-Aufstandspunkts: Stellen Sie sicher, dass die Räder gerade und in einer Linie stehen. Dies kann durch eine visuelle Inspektion oder die Verwendung einer geraden Linie entlang der Reifen erfolgen.
2) Sitzposition überprüfen: Der Sitzmittelpunkt sollte sich direkt über der Linie zwischen dem Vorder- und Hinterreifen-Aufstandspunkt befinden. Dies kann durch Messung der Position des Sattels und Anpassung seiner Höhe und Neigung erreicht werden.
3) Mittelpunkt der Lenkung anpassen: Der Mittelpunkt der Lenkung sollte ebenfalls auf der Linie zwischen dem Vorder- und Hinterreifen-Aufstandspunkt liegen. Dies kann durch Anpassung der Lenkerhöhe und Überprüfung der Lenkgeometrie erfolgen.

Eine korrekte Fluchtung dieser Punkte gewährleistet eine stabile, kontrollierbare und effiziente Fahrt, insbesondere bei schweren Lasten. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen sind wichtig, um sicherzustellen, dass das Lastenrad optimal funktioniert.

e) Sicherheitsrisiken:
– Schwingungsanfälligkeit: bei höheren Geschwindigkeiten und schnellen Richtungsänderungen neigt das Fahrzeug dazu, in Schwingung zu geraten, was zu einer unsicheren Beherrschbarkeit führt.
– Erhöhtes Risiko: ein höherer Schwerpunkt des Fahrers, beispielsweise durch eine große Körpergröße oder hohe Beladung, erhöht das Sicherheitsrisiko weiter.

f) Instabile Gepäckträger und falsche Beladung:
Instabile Gepäckträger und eine falsche Beladung können das Pendeln eines einspurigen Lastenrads erheblich beeinflussen. Pendeln bezeichnet hier die unkontrollierten seitlichen Bewegungen oder das Schlingern des Fahrrads, das die Stabilität und Sicherheit während der Fahrt beeinträchtigen kann.
Hier die Hauptursachen und ihre Auswirkungen:
– Instabile Gepäckträger:
* Stichwort Schlechte Befestigung: ein Gepäckträger, der nicht fest am Rahmen des Fahrrads befestigt ist, kann sich während der Fahrt bewegen und zu Instabilität führen.
* Stichwort Schwingungen: instabile Gepäckträger können Schwingungen erzeugen, die sich auf das gesamte Fahrrad übertragen und das Pendeln verstärken.
* Stichwort Strukturelle Schwäche: ein schlecht konstruierter oder beschädigter Gepäckträger kann unter Last nachgeben oder sich verformen, was ebenfalls zu instabilen Fahrbedingungen führt.

g) Falsche Beladung:
– Ungleichmäßige Gewichtsverteilung: wenn die Last nicht gleichmäßig verteilt ist, kann dies das Gleichgewicht des Fahrrads stören und zu Pendeln führen. Schwerere Gegenstände sollten möglichst tief und nahe am Schwerpunkt des Fahrrads platziert werden.
– Überladung: eine zu hohe Beladung über der maximalen Tragfähigkeit des Gepäckträgers oder des Fahrrads kann zu einer übermäßigen Belastung und Instabilität führen.
– Hoher Schwerpunkt: wenn die Ladung zu hoch gestapelt wird, verlagert sich der Schwerpunkt des Fahrrads nach oben, was das Pendeln verstärken kann.

h) Maßnahmen zur Vermeidung von Pendeln:
– Vermeidung: Anpassung der Fahrweise, Vorsicht bei hoher Beladung und höheren Geschwindigkeiten.
– Auswahl und Einstellung der Fahrwerkskomponenten: gut abgestimmte Fahrwerkskomponenten reduzieren die Neigung zu Schwingungen.
– Regelmäßige Wartung: Kontrolle und Wartung sicherheitsrelevanter Bauteile.

i) Maßnahmen zur Risikominderung:
– Fahrwerkskomponenten sorgfältig auswählen und einstellen: ein gut abgestimmtes Fahrwerk kann die Neigung zu Flattern und Pendeln erheblich reduzieren.
– Spurversatz innerhalb der Toleranz halten: regelmäßige Überprüfung der Radgeometrie ist essenziell.
– Regelmäßige Wartung und Kontrolle: alle sicherheitsrelevanten Bauteile sollten regelmäßig gewartet und kontrolliert werden.
– Angepasste Fahrweise: besondere Vorsicht bei hoher Beladung und höheren Geschwindigkeiten, um die spezifischen Eigenschaften des Lastenrads zu berücksichtigen.

j) Fazit:
O-Ton Ernst Brust: »Einspurige Lastenräder mit tiefem Einstieg und langem Radstand bieten praktische Vorteile, erfordern jedoch besondere Aufmerksamkeit bezüglich Flattern und Pendeln. Durch die sorgfältige Auswahl und Einstellung der Fahrwerkskomponenten, regelmäßige Wartung und angepasste Fahrweise können die Risiken minimiert und die Fahrsicherheit erheblich verbessert werden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Steifigkeit und Elastizität des Rahmens und der Gabel ist dabei entscheidend, um ein sicheres und komfortables Fahrverhalten zu gewährleisten.«

Tewxt: Jo Beckendorff/Velotech.de

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