Laut einer heutigen (17. Februar) Meldung in der Taipei Times haben die beiden größten Fahrradproduzenten des Landes für den Monat Januar einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Ursache ist laut Giant Manufacturing Co. Ltd. und Merida Industry Co. Ltd. zum einen die Nebensaison, zum anderen aber auch die durch den chinesischen Neujahrsfest-Urlaub ausgefallenen Arbeitstage. Diese hätten sich sowohl auf Produktion als auch Versand ausgewirkt – und somit letztendlich auch auf den Umsatz.
Da die eigentlich vom 25. Januar bis 8. Februar laufenden Feiertage zumindest in den chinesischen Fabriken der Taiwaner wegen des Coronavirus zuerst um eine Woche und dann hier und dort auch noch einmal in einen bis dato unbefristeten Zwangsurlaub verlängert wurden, ist jetzt schon (zumindest für das erstes Verkaufsquartal) von weiteren Umsatzeinbußen auszugehen.
Giants und Meridas China-Produktion wieder angelaufen
Auch wenn die China-Fabriken beider Unternehmen wieder die Arbeit aufgenommen haben – die Taipei Times zitiert nicht näher benannte Marktbeobachter mit folgenden Worten: »Angesichts eines starken Rückgangs der Marktnachfrage aufgrund des COVID-19-Ausbruchs in China scheint ein Umsatzrückgang auch in diesem Monat unvermeidlich zu sein.« Ganz zu schweigen von den durch Produktionsausfall und verspäteten Versand verursachten Lieferverzögerungen, auf die sich die jeweiligen Absatzmärkte und ihre Player jetzt schon einstellen können.
1/2020: kollektiver Umsatzrückgang
Während Giant im Januar 2020 einen Gesamtumsatz von 4,75 Milliarden TWD (146 Millionen Euro) einfuhr, waren es bei Landsmann Merida 1,68 Milliarden TWD (51,6 Millionen Euro). Verglichen mit Januar 2019 ist das ein Minis von 1,57 bzw. 16,55 Prozent.
China-Produktion wird schrittweise erhöht
Giant erklärt, dass seine zwei China-Fabriken in Kunshan und Tianjin ihre Aktivitäten wieder aufgenommen haben. Die neue für Europa marktnahe Giant-Fabrik in Ungarn würde allerdings erst im zweiten Quartal 2020 ihre Massenproduktion aufnehmen.
Merida erklärt auch, dass seine China-Fabriken in Shenzhen und Jiangsu letzten Donnerstag (13. Februar) wieder in Betrieb genommen wurden – und dass dies diese Woche auch in der Fabrik in Shangdong der Fall sei werde. Zudem heißt es aus der Firmenzentrale in Changhua, dass man plane, »die Produktion in den chinesischen Betrieben in diesem Quartal schrittweise zu erhöhen, um sich auf die Hochsaison im nächsten Quartal vorzubereiten«.
Nicht alle, aber einige China-Fabriken wieder im Einsatz
Allerdings sind noch lange nicht alle China-Fabriken wieder im Einsatz. Fahrradketten-Produzent Kuei Meng International Inc, (KMC) berichtete zum Beispiel letzten Freitag (14. Februar), dass zwar sein Werk in Jiangsu den Betrieb wieder aufgenommen habe, man aber weiterhin »auf die behördliche Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeit in seinen Werken in Shenzhen und Tianjin« wartet.
Dass sich oben genannte Feiertage (bzw. die dadurch verursachten Arbeits-Ausfalltage) auch auf das KMC-Geschäft negativ ausgewirkt haben, zeigt folgende Zahl: im Januar 2020 hat der Taiwaner einen Gesamtumsatz von 416,25 Millionen TWD (12,79 Millionen Euro) eingefahren. Verglichen mit dem ersten Monat des Vorjahres ist das sogar ein zweistelliges Minus von 20,41 Prozent.
Umsatzprognosen 2020? Schwierig…
Welche Auswirkungen der Produktionsausfall letztendlich auf das laufende komplette Geschäftsjahr 2020 haben wird, ist gegenwärtig schwer einzuschätzen. Erstens weiß man bis dato nicht, wann wieder alle Fabriken »full capacity« laufen. Zweitens wird es davon abhängen, wie schnell sich die durch den Produktionsausfall entstandenen Lieferverzögerungen eventuelle noch in Schach halten lassen. Europäische Marktbeobachter sagen, dass es fatal wäre, wenn die Ware zum Saisonstart nicht beim Fachhandel stehen würde. Das Fahrradgeschäft ist nun einmal eine sehr saisonale Angelegenheit.
Last but not least der Hinweis, dass Giant im letzten Jahr einen Gesamtumsatz von 63,41 Milliarden TWD (1,95 Milliarden Euro, plus 5,67 Prozent), Merida einen von 28,02 Milliarden TWD (860,54 Millionen Euro, plus 8,59 Prozent) und KMC einen von 5,23 Milliarden TWD (160,62 Millionen Euro, plus 2,84 Prozent) erzielt hat. Ob das mit Blick auf die bisherigen durch Neujahrs-Feiertage und Coronavirus-»Zwangsurlaub« ausgefallenen Arbeitstage 2020 toppen ist, darf man bezweifeln.
Text/Foto: Jo Beckendorff